Die Treue des Highlanders (German Edition)
Sie?«
Anna wiederholte ihren Namen und war erleichtert, dass die Camerons offenbar nicht oft ins Kino gingen, denn sie zeigten keinerlei Reaktion. Dann holte sie tief Luft und sagte: »Alles, was ich Ihnen jetzt sage, mag Ihnen unglaublich erscheinen, und doch schwöre ich, dass es die Wahrheit ist. Ich habe Ihre Tochter kennen gelernt, aber es war nicht hier, sondern an einem völlig anderen Ort.«
»Was soll das heißen? Hat man Mandy aus Schottland entführt?«, blaffte Mr. Cameron, der seine Trauer hinter Zorn und Abweisung verbarg.
»Sozusagen ... ja ... Also, kennen Sie den See im Hochland? Man nennt ihn Glen-Mal-Loch wie das Dorf. Haben Sie schon einmal von der Legende gehört, die sich um den See rankt?«
Beide schüttelten den Kopf, und Mrs. Cameron bat flehentlich: »Was hat das mit unserer Kleinen zu tun? Ist sie in dem See ertrunken? Aber die Polizei hat doch alle Gewässer in der Umgebung abgesucht.«
Anna holte tief Luft und stieß hervor: »Es tut mir Leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Ihre Tochter Amanda tot ist. Sie starb an einer Lungenentzündung, aber erst zwei Jahre später, nachdem sie von hier verschwunden ist. Amanda wurde durch einen Zeitsprung in die Vergangenheit versetzt, ebenso wie ich. Wie trafen uns im sechzehnten Jahrhundert. Leider lag es nicht in meiner Macht, ihr Leben zu retten, denn es gab dort niemanden, der sie hätte richtig behandeln können.«
Minutenlang starrten sich die drei Menschen an. Mrs. Camerons Augen weiteten sich, ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, dann sank sie ohnmächtig in den Armen ihres Mannes zusammen. Mr. Cameron bettete seine Frau vorsichtig auf eine Bank vor dem Farmhaus, dann trat er drohend auf Anna zu. »Warum tun Sie das? Warum kommen Sie hierher und behaupten solche Sachen? Wir werden das spurlose Verschwinden unserer Mandy niemals verwinden, aber meine Frau war so weit, sich mit den Tatsachen, dass unsere Kleine tot sein muss, abzufinden.«
»Mr. Cameron, hören Sie, ich spreche die Wahrheit. Es mag unglaublich klingen, aber ...«
»Halten Sie den Mund!« Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte Anna mitten ins Gesicht geschlagen. Erschrocken wich Anna so weit zurück, bis sie den Wagen in ihrem Rücken spürte. »Sie sind ja verrückt! Wahrscheinlich haben Sie in alten Zeitungen von dem Fall gelesen und finden eine perfide Befriedigung darin, uns eine solche Geschichte aufzutischen.« Mr. Cameron näherte sich drohend. »Verschwinden Sie, oder ich rufe die Polizei!«
Es blieb Anna nichts anderes übrig, als in das Auto zu steigen und die Rückfahrt nach Inverness anzutreten. Sie wusste, ihr Besuch war unklug gewesen. Wie hatte sie auch nur einen Augenblick denken können, die Camerons würden ihr Glauben schenken? Niemand würde ihr die Zeitreise glauben, daher musste sie künftig schweigen – schweigen für immer.
Zurück im Hotel erwartete Anna eine Überraschung. Eine hagere Frau mit grau gesträhnten kurzen Löckchen erhob sich aus einem Sessel in der Halle und trat Anna zögernd entgegen.
»Mama!« Anna flog in die Arme ihrer Mutter, presste ihr Gesicht an ihren Jackenkragen, der zart nach Maiglöckchen duftete, ein Geruch, der ihre Mutter umgab, seit Anna denken konnte.
»Mein Kind, mein liebes, liebes Kind!« Mrs. Wheeler konnte die Tränen nicht zurückhalten. »Wir haben geglaubt, dich nie wieder zu sehen.«
»Jetzt bin ich ja wieder hier«, sagte Anna und kämpfte ebenfalls mit den Tränen. Langsam löste sie sich von ihrer Mutter. »Weiß Vater, dass du hier bist? Er wäre damit bestimmt nicht einverstanden.«
»Du verkennst deinen Vater, Anna. Er mimt nach außen gerne den rauen Burschen, aber der Streit mit dir hat ihm beinahe das Herz gebrochen. Als uns dann die Nachricht erreichte, du wärst spurlos verschwunden, ist er um Jahre gealtert, auch wenn es sein Stolz nicht zugelassen hat, zu zeigen, wie sehr er leidet. Du wirst sehen, wie glücklich er sein wird, endlich seine Tochter wieder bei sich zu haben. Wir sind bald vierzig Jahre verheiratet, da kann er mir nichts mehr vormachen.« Mrs. Wheeler lächelte und umklammerte Annas Hände, als hätte sie Angst, ihre Tochter könnte wieder verschwinden, wenn sie losließe.
»Möchtest du mit auf mein Zimmer kommen?«, fragte Anna, denn einige Leute begannen bereits zu tuscheln und warfen ihnen neugierige Blicke zu. Was sie jetzt am wenigsten brauchen konnte, waren Paparazzi, die Fotos vom Wiedersehen mit ihrer Mutter schossen, die dann morgen auf allen Titelseiten
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