Die Treue des Highlanders (German Edition)
den Kopf und begann mit dem Abstieg. »Geben Sie es auf, Ruth, denn Sie werden mich nicht daran hindern. Ich weiß, dass Sie es für eine Schnapsidee halten, aber Sie müssen sich mit den Tatsachen abfinden.«
Zurück am Auto entnahm Anna dem Rucksack zwei Briefe und legte sie auf den Beifahrersitz. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Briefe fortschicken würden. Marken habe ich bereits aufgeklebt.« Sie schulterte den Rucksack und trat ans Seeufer.
»Anna, bitte ... Es ist Wahnsinn, was Sie vorhaben!«
Ein letztes Mal drehte sich Anna um und lächelte Ruth zu. »Ich danke Ihnen für alles, es ist schade, dass wir keine Gelegenheit haben, unsere Freundschaft zu vertiefen. Wünschen Sie mir Glück!«
Schritt für Schritt watete Anna in das Wasser. Die Kälte nahm ihr beinahe den Atem, aber sie biss die Zähne zusammen. Schließlich fiel der Grund steil ab, und Anna verlor den Halt unter den Füßen. Panik ergriff sie. Unwillkürlich machten ihre Beine Schwimmbewegungen, und sie ruderte mit den Armen, aber dann verspürte sie schon den unheimlichen Sog, der sie in die Tiefe zog.
Mai fünfzehnhundertsiebenundsechzig; dachte sie angestrengt, schloss die Augen und konzentrierte sich voll und ganz auf dieses Datum. Als sie glaubte, keinen Augenblick länger mehr die Luft anhalten zu können, ließ der Sog nach, und Anna wurde regelrecht nach oben katapultiert. Ihr Kopf durchbrach die Oberfläche. Annas erster Blick galt dem Ufer – es war niemand zu sehen. Keine Ruth, kein Auto, und auch die Hütte sah so aus wie bei Annas erstem Besuch in der Vergangenheit. Sollte sie es tatsächlich geschafft haben? War sie im richtigen Jahr, und vor allen Dingen – war sie gekommen, bevor man Duncan verhaften würde?
Anna watete aus dem See und schlug entschlossen den Weg nach Glenmalloch ein. Sie würde es herausfinden!
11. KAPITEL
Zwar schien die Sonne, aber der Wind war bitterkalt, und Anna fror in ihrem nassen Kleid. Blühender Ginster und knospende Blumen ließen darauf schließen, dass Anna tatsächlich wieder im Mai angekommen war. Das Dorf Glenmalloch kam in Sicht, und Annas Kehle entrang sich ein Seufzer der Erleichterung, als sie die armseligen, schmutzigen Hütten und die vollständig erhaltene Burg erkannte. So schnell sie konnte, rannte sie den Hügel hinauf. Das Tor stand offen, und plötzlich sah sie Neville, der auf sie zukam.
»Neville!«, rief Anna, packte ihn am Arm und musterte sein Gesicht eindringlich. »Geht es dir gut? Bist du verletzt?«
Auf seinem runden Gesicht zeichnete sich Verständnislosigkeit ab. »Warum sollte ich verletzt sein, Lady Anna? Ich erfreue mich bester Gesundheit.«
»Was ist mit Mylord Duncan? Ist er hier?«
»Selbstverständlich ist er anwesend, Mylady. Ihr seid doch mit ihm erst vor einer Stunde von einem Spaziergang zurückgekehrt. Was ist geschehen, dass Eure Kleidung so nass ist?«
Vor Erleichterung lachte Anna laut auf. »Das ist eine komplizierte Geschichte, lieber, lieber Neville. Wo ist Duncan? In seinen Räumen?«
Neville nickte. Spontan umarmte Anna ihn und drückte ihm einen schmatzenden Kuss mitten auf die Lippen, dann stürmte sie mit großen Schritten über den Burghof und verschwand im Hauptgebäude.
Kopfschüttelnd sah Neville ihr nach, seine Hand tastete nach seinem Mund. Vom ersten Tag an hatte er gewusst, dass mit Lady Anna etwas nicht stimmte, aber er würde sich hüten, Lord Duncan gegenüber auch nur ein Wort der Kritik über die künftige Herrin von Glenmalloch verlauten zu lassen. Natürlich würde Neville auch mit keiner Silbe erwähnen, dass sie ihn gerade in aller Öffentlichkeit geküsst hatte, wobei das für Neville keinesfalls unangenehm gewesen war.
Duncan sah überrascht von dem Brief auf, an dem er gerade schrieb, als die Tür aufgerissen wurde und Anna hereingestürmt kam. Mit hochroten Wangen und einem strahlenden Lächeln warf sie sich in seine Arme und bedeckte sein Gesicht mit Küssen.
»Anna, meine Schöne, was ist geschehen?«, fragte Duncan, als er wieder Luft bekam. »Warum bist du so nass? Du wolltest doch mit Helen Heilpflanzen sammeln gehen, und ich sehe keine Regenwolken am Himmel.«
»Ach Duncan, Duncan, ich bin ja so glücklich!«
Über Annas Gesicht liefen Tränen, aber es waren Tränen des Glücks. Duncan war hier, und er war unversehrt! Sie war rechtzeitig gekommen! Nun würde alles gut werden.
»Das hoffe ich, meine Schöne, schließlich bekommst du bald den besten aller Männer zu deinem Gemahl!«
Spielerisch knuffte ihn Anna in
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