Die Treue des Highlanders (German Edition)
von Anfang an.«
»Habt Ihr nicht einen Whisky?«
»Äh, Whisky, so früh am Tag? Aber wir sind ja hier in Schottland. Ich bin sicher, Bruce hat irgendwo eine Flasche.«
Anna erhob sich und fand tatsächlich eine Flasche in der Anrichte im Wohnzimmer. Sie kehrte in die Küche zurück und schenkte Duncan ein Glas ein. Kurz überlegte sie, ob sie sich auch einen Schluck genehmigen sollte, entschied sich aber dann für einen weiteren Kaffee, denn sie musste einen klaren Kopf behalten.
Duncan stürzte den Whisky in einem Zug hinunter, dann begann er zu erzählen: »Wie ich Euch bereits in der Nacht berichtete, saß ich gerade beim Abendessen, als ein Bote kam und sagte, dass Anhänger von Lord Ruthven unterwegs seien, mich zu töten, um zu verhindern, dass ich an die Seite der Königin eile und sie unterstütze. Mir blieb in diesem Moment nur die unehrenhafte Flucht, denn die bewaffneten Männer waren bereits vor den Toren der Burg. Ich galoppierte in der Hoffnung, sie abschütteln zu können, in die Berge hinauf. Irgendwie gelang es ihnen aber, mich bei dem See einzukreisen. So blieb mir nur noch die Möglichkeit, in den See zu springen. Ich hoffte, das andere Ufer erreichen zu können. Dabei musste ich natürlich mein Pferd zurücklassen. Ich konnte das Rufen und Schreien der Männer hören, dann versank ich wie ein Stein im Wasser. Obwohl ich ein guter Schwimmer bin, war es, als zöge mich ein Sog nach unten. Sosehr ich mich auch bemühte, es gelang mir nicht, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Dann plötzlich ließ der Sog nach, ich tauchte auf und konnte wieder atmen. Seltsamerweise war plötzlich ein Unwetter aufgezogen, obwohl es ein sternenklarer Abend gewesen war, bevor ich in den See gesprungen bin. Ich schwamm ans Ufer. Weder von den Verfolgern noch von meinem Pferd war eine Spur zu entdecken. Dann erinnerte ich mich an die verlassene Bauernkate, und da das Gewitter immer stärker wurde, flüchtete ich mich in die Hütte. Dort traf ich Euch, und damit hat alles begonnen. Ihr habt mich in dem Augenblick, in dem ich die Kate betrat, verzaubert.«
Anna lächelte. Es war lange her, dass ein Mann gesagt hatte, sie hätte ihn verzaubert, auch wenn Duncan es in einer ganz anderen Art und Weise meinte, wie es üblicherweise gemeint war. »Sie denken also immer noch, ich sei eine Hexe?«
»Was denn sonst? Ich verstehe nur nicht, warum und wieso Ihr das getan habt. Außer, Ihr seid eine Kumpanin von Ruthven. Ich lasse mich aber nicht daran hindern, so schnell wie möglich nach Edinburgh an die Seite der Königin zu eilen.«
»Duncan, ich möchte Ihnen wirklich helfen«, sagte Anna eindringlich. »Zuerst aber müssen Sie akzeptieren, dass wir uns im einundzwanzigsten Jahrhundert befinden, Maria Stuart seit über vierhundert Jahren tot und Schottland schon lange ein Teil Großbritanniens ist, an dessen Spitze Königin Elisabeth die Zweite steht.«
Minutenlang starrte er sie an. Aller Spott war aus seinen Augen verschwunden, und ungewöhnlich ernst klang seine Stimme, als er sagte: »Alles, was ich seit dem Morgen vorgefunden habe, ist derart verändert, dass ich wohl nicht umhinkomme, Euch zu glauben. Dann müsst Ihr mir aber helfen, in meine Zeit zurückzukehren. Und Ihr müsst mir alles sagen, was Ihr über die Königin wisst. Ihr sagtet, sie sei tot. Wie und wann ist sie gestorben?«
Anna überlegte fieberhaft, konnte sich aber an genaue Daten nicht erinnern. »Ich weiß nicht, wann Maria Stuart hingerichtet wurde, aber ...«
»Hingerichtet!« Duncan fuhr in die Höhe, polternd krachte sein Stuhl auf den Boden. »Wer hat sie ermordet? Und warum?«
»Duncan, setzen Sie sich wieder und beruhigen Sie sich! Das ist doch alles so lange her, und ich habe im Geschichtsunterricht nicht sehr gut aufgepasst. Ich weiß nur, dass Maria Stuart viele Jahre die Gefangene der englischen Königin Elisabeth der Ersten war und dann wegen irgendeiner Intrige geköpft worden ist.«
Duncan schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. Anna befürchtete für einen Moment, er würde weinen, aber dann nahm er die Hände wieder fort, und sie erkannte eine maßlose Wut in seinen Augen. »Ich bringe diesen Bastard, der zu Unrecht auf Englands Thron sitzt, eigenhändig um, wenn Elisabeth unserer Königin auch nur ein Haar krümmen sollte! Warum sollte ich Euch das glauben? Warum verbreitet Ihr solche Lügen?«
Anna war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Am besten wäre es, einfach die Polizei zu rufen, dachte sie, sollen die
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