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Die Treue des Highlanders (German Edition)

Die Treue des Highlanders (German Edition)

Titel: Die Treue des Highlanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Liebe gestehst, dann haben wir den Film im Kasten.«
»Bist du zufrieden?«, fragte Anna.
»Mit dir oder mit dem ganzen Film?«
»Mit beidem, Liebling. Ich weiß doch, wie wichtig dieser Film für dich ist.« Sanft strich Anna über seine Wange, die ein Dreitagebart zierte. In der Endphase der Dreharbeiten kam es häufig vor, dass Bruce alles um sich herum vergaß, oft auch zu schlafen oder zu essen. Bruce war sehr penibel, wenn es um bestimmte Einstellungen ging. So hatte Anna die eben abgedrehte Szene, in der der männliche Protagonist sie zum ersten Mal küsst, mindestens fünfzehn Mal wiederholen müssen. Nun, das war ihr Job, und sie tat es gerne. Wenn nur ihr Kollege Patrick Sandler die Liebesszenen nicht so schamlos ausnützen würde. Ständig versuchte er, sie zu begrapschen, und drückte seinen Körper enger an den ihrigen, als es das Script vorschrieb.
»Einen Oscar werden wir mit dem Film nicht gewinnen«, beantwortete Bruce ihre Frage. »Aber im Großen und Ganzen ist er ganz nett geworden.«
Anna wusste, dass die romantische Komödie, in der sie eine ledige Mutter spielte, die versuchte, Job und Kind unter einen Hut zu bringen und dabei das Wichtigste im Leben, nämlich die Liebe, beinahe vergaß, wirklich nicht
der
große Film war. Es war aber ihre erste Hauptrolle und dazu noch an der Seite des beliebten Patrick Sandler. Zugegeben, ihr Kollege sah sehr gut aus, und die Frauen gingen allein wegen ihm ins Kino, egal, wie seicht die Handlung auch sein mochte. Was machte es da schon aus, dass Patrick Sandler ein egoistischer Macho war, der sich für den Mittelpunkt der Welt hielt und seine Finger von keinem attraktiven weiblichen Wesen in seiner Umgebung lassen konnte! Annas Gage war lukrativ, und sie war für die Dreharbeiten frei gewesen, also hatte sie begeistert zugesagt, die Protagonistin in der Frauenkomödie zu spielen. Seit Anna denken konnte, hatte sie Schauspielerin werden wollen – kaum eine Schulaufführung, in der sie nicht die Hauptrolle gespielt, und die Lehrerin hatte ihr durchaus ein gewisses Talent befürwortet. Aber Annas Eltern hatten ihr den Besuch einer Schauspielschule verboten. Für sie war die Schauspielerei immer noch etwas Anrüchiges, denn in manchen Bereichen lebten die Wheelers noch im letzten, wenn nicht gar im vorletzten Jahrhundert.
»Nichts da, du lernst einen anständigen Beruf!«, hatte ihr Vater befohlen, als Anna zum ersten Mal den Wunsch geäußert hatte, ihre Leidenschaft zu professionalisieren. »Sieh dir deinen Bruder an, Anna! Vor ihm liegt eine Karriere im Bankwesen.
Das
ist ein Beruf mit Zukunft und guten Verdienstmöglichkeiten.«
Annas Vater hatte es selbst nie über die Position des Filialleiters einer kleinen Bank gebracht, umso stolzer war er auf seinen Sohn Samuel, der in seine Fußstapfen trat und bereits Angestellter eines renommierten Londoner Bankhauses war. Anna hatte sich wohl oder übel dem Willen der Eltern beugen müssen, denn Schauspielschulen kosteten viel Geld, und ihr Vater war nicht bereit gewesen, sie auch nur mit einem Penny zu unterstützen. Also hatte Anna nach dem Abitur eine kaufmännische Lehre in einem Büro absolviert. Dort war sie über eine Kollegin tatsächlich zum Film gekommen, zwar nur ein paar Mal im Jahr als Statistin, aber für Anna hatte sich so immerhin die Möglichkeit geboten, in die schillernde Welt des Films hineinzuschnuppern. Oft hatte sie aus der Ferne wirklich große Stars sehen können, die sich mit den Statisten natürlich nicht abgaben. Vor drei Jahren aber geschah dann etwas, was Anna heute noch wie ein kleines Wunder vorkam. Sie war als Statistin für die Außenaufnahmen eines historischen Films engagiert worden, der auf dem Privatbesitz eines Lords in Kent spielte. Annas Aufgabe war es gewesen, als Hausmädchen gekleidet zwei Milchkannen über den Hof zu tragen, während die Hauptakteure ein wichtiges Gespräch führten. Sie hatten die Szene gerade zum achten Mal gedreht, und Anna taten schon die Arme weh, denn die Kannen waren tatsächlich bis an den Rand mit Wasser gefüllt worden, damit man ihr die Anstrengung ansah, als plötzlich das Handy von Peter Jenner, dem Regisseur, klingelte. Die Szene wurde unterbrochen, und während des Gesprächs sah Anna, wie sich die Gesichtsfarbe des Mannes in ein ungesundes Rot veränderte.
»Was? Sandra ist auf der Treppe gestürzt und liegt mit einem Trümmerbruch im Krankenhaus!«, brüllte er. »Verdammt, wo sollen wir jetzt so schnell eine neue Zofe hernehmen? Jeder

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