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Die Treue des Highlanders (German Edition)

Die Treue des Highlanders (German Edition)

Titel: Die Treue des Highlanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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wieder, und ein junges Mädchen trat auf Anna zu. Sie war klein und zierlich, vielleicht fünfzehn Jahre alt, und trug ein altmodisches, bodenlanges Kleid. Ihre dunklen, kugelrunden Augen musterten Anna von oben bis unten, und es dauerte eine Weile, bis sie mit hoher Stimme sagte: »Mein Bruder sagte, ich solle Euch in ein Gästezimmer bringen.«
»Duncan Cruachan ist dein Bruder?«, fragte Anna verwundert. Offenbar war Duncan hier zu Hause, das würde zum Teil sein seltsames Verhalten der letzten Tage erklären. Wenn man in einer solchen Umgebung wohnte, war es kein Wunder, dass man selbst überzeugt war, man lebte in der Vergangenheit.
Das Mädchen nickte. »Ich bin Helen, und wie ist Euer Name?«
Anna lächelte angesichts der altmodischen Ausdrucksweise, die so gar nicht zu dem jungen Mädchen passte, aber offenbar schien es in der Familie üblich zu sein.
»Mein Name ist Anna Wheeler«, sagte sie, während sie dem Mädchen durch einen langen, düsteren Gang folgte. Nun würde Helen sie gleich bewundert anschauen und ehrfurchtsvoll fragen: »
Die
Anna Wheeler? Die Schauspielerin?« Schließlich waren Jugendliche eine große Zielgruppe ihrer Filme, und die gängigsten Magazine für diese Altersgruppe brachten regelmäßig Berichte und Fotos über Anna. Aber nichts geschah, Helen ging weiter, als ob sie den Namen nie zuvor gehört hätte. Nun, Anna wunderte sich nicht sonderlich darüber. Es würde sie nicht erstaunen, zu erfahren, dass es in dieser alten Burg weder einen Fernseher noch ein Radio gab.
Es ging eine Wendeltreppe hinauf, ebenfalls aus Stein, dann einen schmalen Gang entlang, an dessen Ende Helen eine Tür öffnete und Anna vor sich eintreten ließ. Mit einem Blick erfasste Anna das kleine Zimmer mit dem Himmelbett, einer Truhe unter der Fensteröffnung, einem schlichten Holztisch und zwei ebensolchen Stühlen und dem Kamin an der Wand dem Bett gegenüber. Aber auch in diesem Zimmer war es furchtbar kalt, und Anna konnte außer dem offenen Kamin nichts entdecken, was auch nur im Entferntesten an eine Heizung erinnerte. Auch brannte im Kamin kein Feuer, und es gab nirgends einen Korb mit Holz oder sonstigen brennbaren Materialien.
»Ich hoffe, es gefällt Euch«, sagte Helen schüchtern. »Es ist eines unserer schönsten Gästezimmer.«
Anna wandte sich freundlich lächelnd zu dem Mädchen um. »Es ist sehr nett, danke, aber meinst du nicht, es wäre gemütlicher, wenn man ein Feuer machen würde. Es ist doch recht kühl hier drinnen, außerdem sind meine Kleider klatschnass.«
Helen riss die Augen auf und starrte Anna an, als hätte sie verlangt, sofort einen gebratenen, rosaroten Elefanten serviert zu bekommen. »Aber Mistress, es ist doch Sommer! Da machen wir kein Feuer.«
»Nach dem Kalender mag es wohl Juni sein, aber der Wettergott hat es offenbar noch nicht mitbekommen, dass jetzt die warme Jahreszeit an der Reihe ist«, versuchte Anna zu scherzen. »Ich heize durchaus auch im Sommer, halt immer dann, wenn es mir kalt ist. Und im Augenblick ...«, sie blickte an sich herunter, »... bin ich nass, und mir ist furchtbar kalt. Wo ist denn das Badezimmer? Vielleicht, wenn ich ein heißes Bad nehme, wird mir ein wenig wärmer werden.«
Anna sah, wie Helen sie unsicher musterte. »Wir baden nur einmal im Monat, und der Tag war in der letzten Woche. Ich weiß nicht, ob ich die Mägde bitten darf, Euch den Zuber und heißes Wasser zu bringen.« Verlegen trat das Mädchen von einem Fuß auf den anderen. »Ich muss erst meinen Bruder fragen ...«
Seufzend strich sich Anna eine Haarsträhne aus der Stirn und wagte einen letzten Versuch. »Aber etwas Trockenes zum Anziehen gibt es doch bestimmt irgendwo, oder?«
Erleichtert, dass sie der Fremden mit der seltsamen Sprache behilflich sein konnte, nickte Helen und ging zu der Truhe unter dem schmalen Fenster. Erst jetzt erkannte Anna, dass die Scheibe nicht aus Glas, sondern aus einer dünnen, fast durchsichtigen Schicht bestand, von der sie nicht erkennen konnte, aus welchem Material sie war. Helen entnahm der Truhe ein dunkelgrünes wollenes Kleid, ihrem eigenen nicht unähnlich, und hielt es Anna hin. »Soll ich Euch beim Umkleiden behilflich sein?«
»Nein, danke, das kann ich alleine«, antwortete Anna und zog sich den Pullover über den Kopf. Sofort bildete sich eine Gänsehaut, und wenn es Anna auch widerstrebte, kratzige Wolle direkt auf der Haut zu tragen, so war das geborgte Kleid wenigstens trocken. Anna drehte Helen den Rücken zu und hakte sich den

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