Die Treue Des Highlanders
Castle tatsächlich recht wohnlich wirkte, zumindest unter Berücksichtigung der Möglichkeiten der Zeit, ergriff Anna Panik bei dem Gedanken, für unbestimmte Zeit hier leben zu müssen. Vielleicht sogar für immer?
Duncan hatte vor, so bald wie möglich an den Hof der Königin zu reisen, um zu versuchen, Einfluss auf sie auszuüben. Er sah keinen Grund, Annas Ausführungen zu misstrauen, und fragte sich, was er tun konnte, um den Lauf der Geschichte zu ändern.
»Ich reise natürlich mit dir nach Edinburgh.«
»Was?« Duncan glaubte, sich verhört zu haben, aber in Annas Gesicht stand eine Entschlossenheit, die er bei Frauen bisher nur bei seiner Mutter gesehen hatte. »Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
»So? Und warum nicht?«
»Dafür gibt es verschiedene Gründe. Erstens werde ich in den Süden reiten und habe nicht die Zeit, mit Wagen und einer Eskorte zu reisen. Ich nehme nicht an, dass du reiten kannst?«
»Da liegst du falsch!«, trumpfte Anna auf. Tatsächlich war sie als Kind und Jugendliche viel geritten, denn die Eltern ihrer Schulfreundin hatten in Cornwall einen Bauernhof, auf dem es auch Pferde gab. Allerdings fand es Anna besser, Duncan zu verschweigen, dass sie seit über zehn Jahren auf keinem Pferderücken mehr gesessen hatte. Reiten war bestimmt ähnlich wie Schwimmen oder Fahrradfahren – wenn man es einmal gekonnt hatte, dann verlernte man es nicht mehr. »Also, dieser Punkt wäre geklärt. Was noch?«
»Du bist eine Frau.«
»Na und?« Anna konnte mit seiner Aussage nichts anfangen. »Deine Mutter will mich in die Nähstube verbannen, wo ich den ganzen lieben langen Tag irgendwelche Tücher besticken soll. In meiner Zeit ist der Platz der Frauen in der Gesellschaft längst nicht mehr hinter dem heimischen Herd.«
»Das mag in
deiner
Zeit so sein, aber du bist jetzt in
meiner
Zeit«, knurrte Duncan ungeduldig. »Politik ist eine Sache der Männer, Frauen haben davon keine Ahnung.«
»Und warum ist dann eine Frau Königin? Nicht nur von Schottland, sondern auch von England, wenn wir Frauen so rein gar nichts wissen und können?«
»Ich habe keine Lust, mit dir über Politik zu diskutieren«, wich Duncan aus. Er hatte geahnt, dass mit Anna kein leichtes Auskommen war, aber mit einem derartigen Dickkopf hatte er nicht gerechnet, darum nannte er einen weiteren, für ihn den wichtigsten Grund, warum sie ihn nicht begleiten konnte: »Anna, du hast keine Vorstellung, was dich am Hof erwartet. Hier wissen meine Mutter und Douglas über dein Schicksal Bescheid, aber am Hof darf das niemand erfahren.«
»Das braucht doch niemand«, unterbrach Anna schnell. »Ich könnte eine Cousine deiner Familie sein.«
»Anna, du verstehst nicht – allein dein Auftreten, deine Wortwahl und dein ganzes Gebaren würden dich sofort zum Mittelpunkt des Interesses aller machen. Das könnte sich sehr negativ, wenn nicht sogar gefährlich auswirken. Eine falsche Bemerkung, und du würdest unweigerlich als Hexe angeklagt werden.«
Überrascht hob Anna eine Augenbraue. »Es gibt in Schottland jetzt schon Hexenprozesse? Ich dachte, erst im siebzehnten Jahrhundert begann die gnadenlose Jagd auf die armen Frauen.«
»Natürlich gibt es bei uns Hexen oder vielmehr Frauen, denen man nachsagt, sie verfügten über magische Kräfte. Anna, niemand wird dir glauben, dass du aus der Zukunft kommst.«
»Ich werde das Risiko dennoch eingehen!«
Duncan schüttelte über so viel Eigensinn den Kopf. »Hast du schon einmal bei einer Hexenverbrennung zugesehen?«
»Selbstverständlich nicht!« Anna war entrüstet. »Solch barbarische Sitten sind zum Glück seit langer Zeit ausgerottet.«
Duncan trat einen Schritt auf Anna zu. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen. Er wusste nicht, woher dieses unerklärliche Gefühl kam, sie beschützen zu wollen. Ganz offensichtlich wollte sie aber gar nicht beschützt werden, sondern war bereit, mit offenen Augen in ihr Unglück zu rennen. Daher wandte er sich abrupt ab. »Es ist mein letztes Wort: Du bleibst hier, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, wie du in deine Zeit zurückkehren kannst. Noch bin ich der Herr von Glenmalloch und bestimme, was zu tun und zu lassen ist.«
»Du bist nichts weiter als ein arroganter Macho!«, schleuderte ihm Anna entgegen. »Und ich dachte, in eurer Zeit wären die Männer noch ritterlich und zuvorkommend. Denkst du denn nicht daran, wie hilfreich ich dir bei deiner Mission sein könnte?
Ich
weiß schließlich, was geschehen wird,
ich
weiß, welchen
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