Die Treue Des Highlanders
bleiben. Wenn diese Leute ihr nicht glaubten, was tat sie dann noch hier? Sollten sie doch selbst sehen, wie sie die Vergangenheit oder vielmehr Zukunft in den Griff bekamen.
»Wie geht es dann weiter?« Duncans Stimme war sanft, und er sah Anna bittend an fortzufahren.
»Maria Stuart war ...
wird
von Bothwell schwanger. Es sind übrigens Zwillinge, aber es wird nie ganz geklärt werden, was mit den Jungen geschehen ist. Manche sagen, es wären Totgeburten gewesen, andere wiederum, man hätte die Jungen außer Landes geschafft. Auf jeden Fall schafft Moray die Vereinigung der schottischen Lords. Maria Stuart wird abgesetzt und in irgendeinem alten Gemäuer auf einer Insel in einem See eingesperrt. Ihr Sohn wird zum König ausgerufen. Maria kann allerdings fliehen, sie schafft es, die Grenze nach England zu überschreiten. Bothwell wird auf der Flucht in Norwegen verhaftet, nach Dänemark gebracht und dort nach jahrelanger Kerkerhaft sterben. Auch Maria wird viele Jahre als Gefangene von Königin Elisabeth leben müssen. Sie wäre dort wohl eines Tages einen natürlichen Tod gestorben, wenn sie sich nicht auf eine geheime Korrespondenz eingelassen und zugesagt hätte, alles zu tun, um Elisabeth zu stürzen und sich selbst auf Englands Thron zu setzen. Das wird ihr Todesurteil sein, denn die Intrige wird entdeckt und Maria wegen Hochverrats vor Gericht gestellt.«
Erschöpft hielt Anna inne. Sie hoffte, alles so richtig wie möglich wiedergegeben zu haben. Das meiste hatte sie erst am Vortag in der Bücherei gelesen. Meine Güte, war es wirklich erst einen Tag her, als sie mit Duncan in Inverness gewesen war? Es schien Anna, als läge ein halbes Menschenleben dazwischen.
»Du siehst müde aus, Anna.« Duncan erhob sich, ging zur Tür und rief nach einer Magd. »Sie wird dich in dein Zimmer bringen, und du solltest versuchen, etwas zu schlafen. Morgen werden wir sehen, welche Vorgehensweise wir einschlagen werden.«
Anna nickte kraftlos. Sie fühlte sich in der Tat sehr müde und sehnte sich danach, ihre Glieder auszustrecken, zu schlafen und für ein paar Stunden all das Unglaubliche, was ihr heute widerfahren war, zu vergessen.
Als die Magd mit Anna die Halle verlassen hatte, fragte Lady Cruachan: »Du glaubst ihr jedes Wort, nicht wahr? Wer sagt uns, dass sie die Wahrheit spricht?«
»Mutter, wenn du erlebt hättest, was ich erlebt habe, würdest du nicht zweifeln. Ich war in der Zukunft und habe Dinge gesehen, die ich nur schwer beschreiben kann. Zuerst wollte ich es auch nicht glauben, dachte, Anna hätte einen bösen Zauber über mich gelegt, aber schließlich beugte ich mich den Tatsachen. Es tut mir Leid, dass sie mir hierher gefolgt ist, aber ich glaube auch, dass ihr Wissen uns von unschätzbarem Nutzen sein kann.«
»Sie ist eine attraktive Frau.« Gedankenverloren drehte Douglas seinen Becher in den Händen. »Ungewöhnlich ihre Ausdrucksweise, aber nicht ohne Reiz.«
Duncan blickte seinen Bruder unwillig an. »Wag es nicht, dich an Anna heranzumachen!«
»Ach nein? Sie gehört wohl dir, was? Du scheinst dabei Alice Skelton zu vergessen. Sie wird über Annas Anwesenheit wenig erfreut sein.«
»Hört auf, euch zu streiten!« Scharf unterbrach Lady Cruachans Stimme den aufkeimenden Streit zwischen den Brüdern. »Wir haben andere Probleme, außerdem ist es völlig ausgeschlossen, dass du, Duncan, mehr in dieser Person siehst als ein Mittel zum Zweck. Das ist dir doch bewusst, oder?«
Duncan senkte den Kopf. »Selbstverständlich, Mutter. Ich werde mich bemühen, alles zu tun, damit Anna so bald wie möglich wieder in ihre Zeit zurückkehren kann. Allerdings möchte ich sie nicht der Gefahr aussetzen, sie einfach in den See gehen zu lassen. Wir müssen erst einen sicheren Weg finden, dass sie wieder dort herauskommt, wo sie hingehört.«
Douglas lächelte süffisant. »Deine Besorgnis ist wirklich rührend, Brüderchen, aber sie ist nur ein Weib, mehr nicht. Im Augenblick ganz nützlich, aber das sind Frauen in gewissen Augenblicken meistens. Also, was gedenkst du zu tun?«
Duncan holte tief Luft und beherrschte sich, Douglas in Schranken zu verweisen. Sein Bruder war oberflächlich und sehr von sich eingenommen. Es gab kaum eine Frau, die vor ihm sicher war, aber den Gedanken an eine Ehe wies Douglas weit von sich. Er sah keinen Grund, sich das Ehejoch aufzubürden, solange Duncan als Ältester noch kein Weib heimgeführt hatte.
»Ich werde nach Edinburgh reisen und versuchen, die Königin davon abzubringen,
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