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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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übrig, als sich täglich nur das Gesicht und die Hände zu waschen. Zwischenzeitlich fühlte sie sich dermaßen schmutzig, als hätte sie Tage im Sumpf verbracht, und sie meinte, zehn Meilen gegen den Wind zu stinken. Da aber die Gerüche in der gesamten Burg nicht vom Allerfeinsten waren, schien es niemandem aufzufallen.
Nicht mit abfinden konnte sich Anna mit der Tatsache, dass die Frauen im sechzehnten Jahrhundert keine Unterwäsche trugen. Als sie jetzt das grüne Kleid auszog, starrte Helen ungeniert auf ihren schmalen Slip, den Anna wieder angezogen hatte, sobald er getrocknet war.
»Ist das nicht sehr unbequem?«, fragte das Mädchen.
»Im Gegenteil, ich finde es schrecklich, unten herum so nackt zu sein. Außerdem schützt es vor Erkältungen.«
»Du meinst, wenn man so ein Ding trägt, dann bekommt man keinen Schnupfen?«
Anna lachte. »Nicht unbedingt, ich meinte eher Erkältungen des Unterleibs und Blasenentzündungen. Helen, habt ihr hier irgendwo einen weichen Stoff, aus dem ich mir Unterhosen nähen kann? Immer den gleichen Slip zu tragen, ist doch sehr unhygienisch.«
»Unhü ... was?«, fragte Helen, worauf Anna versuchte, dem Mädchen in wenigen Worten verständlich zu machen, dass das Übel vieler Krankheiten allein in mangelnder Sauberkeit begründet lag.
Zu Annas Erleichterung reichte ihr Helen jetzt eine Art Unterhemd, das aus einem Leinen nicht unähnlichem Material bestand. Als Anna es übergestreift hatte, stellte sie fest, dass es wärmte und nicht kratzte. Was dann aber kam, ließ Anna laut auflachen, denn Helen wollte ihr ein Stahlding um den Körper binden, dass Anna an das Gerüst eines künstlichen Weihnachtsbaums erinnerte.
»Du meine Güte, ich trage doch kein Korsett!« Korsetts kannte Anna aus Filmen, aber selbst in der einen historischen Produktion, in der sie bisher mitgewirkt hatte, waren diese Frauenfolterinstrumente aus weichem, biegsamem Plastik gewesen. »Das kannst du wieder fortlegen, ich werde mich auf keinen Fall in ein solches Ding zwängen lassen.«
»Aber das geht nicht, Anna.« Helen trat betreten von einem Fuß auf den anderen. »Die Kleider sitzen nicht ohne ein Korsett, außerdem kann dann doch jeder Mann deine Figur sehen!«
»Na und? Ich habe nichts zu verbergen.« Im gleichen Moment, als Anna den Satz ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, wie schockierend ihre Worte auf Helen wirken mussten. Auch wenn das Mädchen wusste, dass Anna aus einer anderen Zeit stammte, hatte sie nicht die geringste Ahnung, dass sich Frauen in ein paar Jahrhunderten ungeniert in knappen Bikinis oder sogar noch weniger der Öffentlichkeit zeigten. Sie seufzte. »Nun gut, ich will es probieren, aber du kannst mir glauben, ein solches Korsett ist alles andere als gesund, aber das werden die Ärzte erst in einigen Jahrhunderten herausfinden.«
Anna ließ Helen gewähren, aber als das Mädchen die Schnüre anzog, meinte sie, keine Luft mehr zu bekommen. »Nicht so fest, um Gottes willen!«, presste sie mühsam hervor.
Der Zug lockerte sich ein wenig, trotzdem wurden Annas Brüste derart zusammengeschnürt, dass sie von Körbchengröße C nun locker auf A kam. Daran sah man, wie sehr Frauenfiguren der Mode unterlagen, in Annas Zeit wäre niemand auf die Idee gekommen, sich die Brüste künstlich zu verkleinern! Im Gegenteil, nicht wenige von ihren Kolleginnen hatten schon Tausende für Silikon bezahlt und erhofften sich damit bessere Rollenangebote. Zum Glück hatte das Anna nie nötig gehabt.
Als das Korsett endlich fest genug saß und Anna trotzdem atmen konnte, wurde ein weites, langärmliges Leinenkleid darüber gezogen, dessen Kragen und Manschetten mit Rüschen und Stickereien verziert waren. Dann folgte ein steifer, dunkler Unterrock, darüber ein Kleid aus dunkelbraunem Brokat mit grünen Stickereien. Anna hatte schon festgestellt, dass alle Kleider im Rücken mit unzähligen Häkchen geschlossen wurden. Es war also ausgeschlossen, sich selbst an- oder auszukleiden.
»Was machen eigentlich die Frauen, die niemanden zur Hilfe haben?«, fragte sie Helen, während diese sorgsam Haken um Haken schloss.
»Du meinst die Bauersfrauen oder Mägde? Die tragen Schlupfkittel, solche Kleider hier sind nur für hoch gestellte Damen.«
Es besänftigte Anna ein wenig, dass man sie nicht in einfache Kittel kleidete, sondern Gewänder einer Lady bereitstellte, wenn diese auch wahnsinnig gewesen war. Wie passend, dachte Anna ironisch, es wird wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit sein, bis auch ich

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