Die Tricks der Trickser
Isolierung vonstatten. Die Verteidigungshaltung, in die das Opfer gedrängt wird, treibt es zu Verhaltensweisen, die die Umgebung reizen. Es wird streitsüchtig, zum Jammerlappen oder entwickelt fixe Ideen. In jedem Fall verliert das Opfer seine Ursprünglichkeit. Die Umgebung versteht nicht und lässt sich so unwissend vom Trickser zu einer negativen Meinung vom Opfer verführen.
Perverse Zerstörung
Die Methode ist immer die gleiche: Nachdem sich der Trickser in das Herz des Opfers geschmeichelt hat, nutzt er dessen Schwächen, um es so weit zu bringen, dass es an sich selbst zweifelt. So zerstört er allen psychischen Schutz: den von außen (durch Schmeicheleien und Eindrucksmanagement) und die von innen (indem er den Keim der Selbstzerstörung aktiviert). Diese Zerstörung vollzieht sich extrem subtil und von außen vollkommen unbemerkt.
Die perverse Zerstörung zielt darauf ab, sich an die Identität des Opfers heranzumachen und es jeder Individualität zu berauben. Wie ein Alpinist sich an die Spalten in der Felswand klammert, um sich vorzuarbeiten, bedient sich der perverse Trickser der inneren Risse seines Opfers. Mit seiner Gewalt vertieft er die vorhandenen und schafft neue Risse – das destabilisiert das Opfer und stabilisiert den Täter.
Indem der Trickser das Opfer wieder und wieder mit seinen (angeblichen) Schwachpunkten – und zwar im Großformat – konfrontiert, legt er Saatkorn für Saatkorn der Selbstzerstörung. Er belebt und düngt sie mit perverser Kommunikation.
Der Kontakt und vor allem eine Beziehung mit einem solchen perversen Trickser wirkt wie ein Negativspiegel. Das gute Bild, das man von sich hatte, wird umgestaltet. Man kann sich nicht mehr lieben. Typischerweise wird der Trickser das Opfer so lange trietzen, bis es die Nerven verliert und ,ausrastet‘: schreit, heult, schlägt. Damit wird die Beziehung zweideutig: Wer ist der Aggressor, wer ist der Angegriffene?
Das Opfer leidet nicht nur unter der Situation, sondern schämt sich oft genug dafür, dass es ihm nicht gelingt, sich angemessen zu verteidigen oder andere von der realen Situation zu überzeugen.
Dem Trickser kommt es darauf an, dass alles, was dem Opfer zustößt, von außen so wahrgenommen wird, dass das Opfer selbst dafür verantwortlich zu sein scheint.
Und damit wird das Opfer – das ein wirkliches Opfer ist – für ein Verbrechen (mindestens emotional) bezahlen, das es nicht begangen hat. Aber alles läuft so ab, als könne es ein unschuldiges Opfer nicht geben.
Einem nicht offiziell erklärten, von den Regierungen nicht anerkannten und von den Journalisten nicht berichteten Krieg entspricht eine nicht erklärte Angst, eine Angst, die sich unter die Haut einnistet.
Du fühlst einen inneren Druck wie nach zu üppigem Essen oder zu viel miserablem Wein. Eine Angst, die nicht auf Plakaten und in den Zeitungen herausgeschrien wird. Es marschieren keine Truppen ein, und keine Flugzeuggeschwader verdunkeln den Himmel, den Krieg fühlst du in dir. Wie eine Phobie. Du weißt nicht, ob du deine Angst zeigen oder aber sie verstecken sollst, ob du übertreibst oder die Gefahr unterschätzt. Man hört keine Alarmsirenen, sondern erhält die widersprüchlichsten Informationen [ ... ] Sie engen den Raum ein, vermitteln keinerlei Sicherheit. Das Feld für den tödlichen Kampf wird nur umschrieben und damit immer kleiner. Man fühlt sich in der Falle und empfindet die Wärme der anderen als unerträglich.
(Saviano, 2009a)
Die Opfer
Die Opfer stehen mit beiden Beinen im Leben. Meist sind es erfahrene und selbstbewusste Menschen, die ausgenutzt werden. Schließlich hat ein Trickser auch seinen Ehrgeiz.
Bevorzugte Ziele der perversen Trickser sind leicht isolierte Menschen. Menschen, denen ihre Isolation gar nicht ganz bewusst ist. Hier sind nicht Senioren gemeint, sondern beispielsweise auch Top-Manager, die auf dem Olymp der Unternehmung einsam entscheiden müssen. Dann hat der Trickser im Notfall nämlich außer dem Opfer auch keine Zeugen.
Weitere beliebte Personengruppen sind Menschen, die über eine Reihe von Tugenden verfügen; die so erzogen sind, vertrauensvoll, freundlich und höflich auf Menschen zuzugehen. Anstand, Rücksichtnahme und gute Manieren sind genau das, was Trickser schamlos ausnutzen. Die simpelste Technik, ein Opfer zu destabilisieren, besteht darin, es dazu zu bringen, sich Schuldgefühle einzureden. Somit ist das ideale Opfer eine gewissenhafte Person.
Die Opfer sitzen irgendwann gefangen in
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