Die Tricks der Trickser
entziehen.
Doch dieser Kreislauf kann von den sich darin befindlichen Beteiligten nicht mehr allein gestoppt werden. Die Gewalt wird anfangs kaum als solche wahrgenommen. Erst mit der Zeit entwickelt sich ein Klima der Anspannung, Angst und Bedrohung. Die Gewalteskalationen werden meist durch banale Anlässe ausgelöst, durch einen Streit, bei dem der Täter sich die Kontrolle durch Gewalt sichern will. Darauf folgen häufig Entschuldigungen und Reueerklärungen, und der Täter verspricht, dass es sich um einen außerordentlichen, einmaligen Vorfall gehandelt hat und dass es nicht wieder vorkommen werde. Danach beginnt oft eine Zeit verstärkter Zuwendung mit Geschenken und besonders schönen Momenten. Opfer und Täter verhalten sich so, als wäre nichts geschehen. Das Opfer hofft, dass sich die Gewalteskalation nicht wiederholt, und versucht, alles zu tun, um die Spannung niedrig zu halten. Vor sich selbst verharmlost es sowohl Belastung als auch Gefährlichkeit der Situation, vor anderen verheimlicht es sie.
Erst nach langer der Zeit versteht das Opfer, dass es das immer stärker werdende gewalttätige Verhalten des Täters nicht beeinflussen oder kontrollieren kann. Alle Versuche, Konflikte und Konfrontation zu vermeiden, um Gewaltausbrüche zu verhindern, sind damit zum Scheitern verurteilt. Dieses Bemühen stellt sich als Illusion heraus: Der Zyklus der Gewalt hat begonnen, die Gewalteskalationen ereignen sich immer öfter und werden gefährlicher. Das Opfer befindet sich in einem Dauerzustand von Unsicherheit, Angst und Belastung. Es ist ein Abgleiten in die Serialität – die Gewalttaten werden brutalter, die Abstände zwischen den Gewalttaten immer kürzer, die Intensität der Bedrohung nimmt zu. Dies ist eine Spirale der Gewalt.
Kreislauf perverse Gewaltbeziehung
Die Zeichen der Feindseligkeit zeigen sich nicht in Momenten der Krise. Sie ist beständig da. Ein perverser Trickser weiß, wie weit er gehen kann, er weiß seine Gewalt abzuschätzen – dies ist kaltes Kalkül.
Bei dem Perversen ist das Beherrschen hinterhältig und wird geleugnet. Die Unterwerfung des Opfers genügt nicht, man muss sich seines Wesens bemächtigen. Die perverse Gewalt stellt sich schleichend ein, manchmal unter der Maske von Freundlichkeit und Wohlwollen.
Der Einstieg in den Kreis der perversen ,sauberen‘ Gewalt bedeutet, dass das Opfer überlegten, strategischen Verhaltensweisen der Perversion ausgesetzt wird. Der kreisförmige Prozess, einmal in Gang gesetzt, kann nicht mehr von allein anhalten, weil das Gewaltrepertoire eines jeden sich erweitert: Der Trickser wird immer demütigender und gewaltsamer, das Opfer immer ohnmächtiger und tiefer verletzt. Nichts beweist, was sich da wirklich abspielt. Dies ist saubere Gewalt. Man sieht nichts. Nur den Verfall des Opfers.
Die perverse Gewalt ist wie eine Maschine, die, einmal in Gang gesetzt, alles zermalmen kann. Schreckenserregend, unmenschlich, mitleidslos. Das Umfeld zieht sich aus Feigheit und Egoismus zurück. Doch hat sich dieses Verhalten erst einmal etabliert, wird es sich stetig ausweiten.
Es handelt sich um ein kreisförmiges Phänomen: Es nützt nichts, danach zu suchen, was am Anfang des Konflikts steht. Man vergisst sogar seine Ursachen. Ein ganzes Arsenal überlegter Verhaltensweisen seitens des Aggressors soll die Angst des Opfers auslösen. Das Opfer reagiert mit Abwehrhaltung, was weitere Aggressionen erzeugt. Entwickelt sich der Konflikt weiter, treten Phänomene wechselseitiger Phobie auf: Allein schon der Anblick der gehassten Person ruft kalte Wut beim Aggressor hervor, der Anblick des Peinigers löst beim Opfer ein Phänomen der Furcht aus. Dies ist ein – je nach Perspektive – aggressiv oder defensiv konditionierter Reflex. Die Furcht hat beim Opfer pathologische Verhaltensweisen zur Folge, die als Alibi dienen, die Aggression rückwirkend zu rechtfertigen. Ziel seitens des Verfolgers mag sein, das Opfer aus der Fassung zu bringen, in totale Verwirrung zu treiben, sodass es Fehler macht.
Niemand schreitet ein. Genau genommen, bemerkt man das Problem erst, wenn das Opfer spektakulär reagiert (Nervenkrise, Tränen ...).
Bei dieser Gewalt will der Aggressor einzig und allein den Untergang seines Opfers. Sich dem beherrschenden Einfluss zu widersetzen bedeutet, sich dem Hass auszusetzen. Der Hass des Perversen entsteht schon früh in dieser Beziehung, aber der Perverse hatte ihn versteckt, maskiert, um die Beziehung, den Kontakt in einem Zustand
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