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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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Hotels waren, und fuhr hin. Es gab aber weit mehr davon, als ich vermutet hatte. Nachdem ich gut zwanzig durchsucht hatte, ohne die Spur einer organisierten Hausbesetzung zu finden, erschien die Suche ziemlich aussichtslos.
    Ich sah mich nach jemandem um, den ich fragen konnte. Es war nicht unwahrscheinlich, dass jeder, dem ich hier begegnete, Josella sein Leben verdankte. Seit ich in diesem Viertel angekommen war, hatte ich erst ein halbes Dutzend Menschen erblickt, die in der Lage waren umherzulaufen. Jetzt war überhaupt niemand zu sehen. Endlich traf ich nahe der Buckingham Palace Road auf eine alte Frau, die vor einer Haustür kauerte.
    Sie scharrte mit gebrochenen Fingernägeln an einer Dose und fluchte und wimmerte abwechselnd. Ich ging in einen kleinen Laden in der Nähe und fand ein halbes Dutzend übersehener Bohnenkonserven auf einem hohen Regal, stöberte auch einen Dosenöffner auf und kehrte zu der Alten zurück, die noch immer vergeblich an der Blechbüchse herumwerkte.
    »Schmeißen Sie sie weg«, riet ich ihr, »es ist Kaffee.«
    Ich drückte ihr den Öffner in die Hand und gab ihr eine Bohnenkonserve.
    »Hören Sie«, sagte ich. »Wissen Sie etwas von einem Mädchen in dieser Gegend – von einem Mädchen, das sehen kann? Sie führt wahrscheinlich eine Gruppe.«
    Viel Hoffnung hatte ich nicht, aber die alte Frau musste Hilfe erhalten haben, um so lange durchhalten zu können. Ich traute kaum meinen Augen, als sie nickte.
    »Ja«, sagte sie und setzte den Öffner an.
    »Sie wissen, wo sie ist?«, forschte ich. Mir kam gar nicht in den Sinn, es könne jemand anders sein als Josella.
    Aber sie schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Ich war kurze Zeit bei ihnen, aber ich hab sie verloren. Eine alte Frau wie ich kann mit den Jungen nicht Schritt halten, und so hab ich sie verloren. Sie haben nicht gewartet auf eine arme alte Frau, und ich hab sie nicht wiederfinden können.«
    Sie schnitt eifrig an der Dose weiter.
    »Wo war euer Quartier?«, fragte ich.
    »Wir waren alle in einem Hotel. Wo es ist, weiß ich nicht, sonst hätte ich zurückgefunden.«
    »Wissen Sie nicht, wie es geheißen hat?«
    »Ich weiß es nicht. Wozu ist ein Name gut, wenn niemand da ist, der ihn lesen kann?«
    »Aber an irgendetwas müssen Sie sich doch erinnern können.«
    »Ich weiß gar nichts.«
    Sie roch vorsichtig an der geöffneten Dose.
    »Jetzt passen Sie einmal auf«, sagte ich kalt. »Sie wollen doch diese Dose behalten, nicht wahr?«
    Sie machte mit einem Arm eine Bewegung, um sie an sich zu ziehen. »Dann müssen Sie mir auch alles, was Sie wissen, über das Hotel erzählen«, fuhr ich fort. »Sie müssen doch wissen, ob es groß oder klein war.«
    Sie überlegte, einen Arm noch immer schützend über die Dosen gestreckt.
    »Unten hat es hohl geklungen – als sei es groß und geräumig. Und fein muss es auch gewesen sein – ich meine, es hatte dicke Teppiche und gute Betten und feines Leinenzeug.«
    »Und sonst?«
    »Sonst nichts. Oder doch. Man musste über zwei niedere Stufen hinein und durch eine Drehtür.«
    »Das ist etwas«, sagte ich. »Sind Sie dessen auch ganz sicher? Kann ich es nicht finden, so finde ich Sie jederzeit, wie Sie wissen.«
    »Die reine Wahrheit, Mister. Zwei niedere Stufen und eine Drehtür.«
    Sie stöberte aus einer neben ihr liegenden zerknitterten Tasche einen schmutzigen Löffel und kostete die Bohnen, als äße sie eine Götterspeise.
    Es waren noch mehr Hotels in dieser Gegend, als ich vorausgesehen hatte, und eine ganz erstaunliche Zahl hatte Drehtüren. Aber ich blieb hartnäckig. Und fand es zuletzt. Die Spuren und der Geruch waren unverkennbar und schlossen jeden Irrtum aus.
    »Ist hier jemand?«, rief ich durch das widerhallende Vestibül. Ich wollte schon weiter hineingehen, als ich aus einem Winkel ein Stöhnen hörte. In einer halb dunklen Nische lag ein Mann auf einer Polsterbank. Auch in der Dämmerung war zu sehen, dass es mit ihm zu Ende ging. Ich trat nicht zu nahe. Er schlug die Augen auf. Er sah aus, als ob er mich anblickte.
    »Wer ist da?«, murmelte er.
    »Ich möchte nur fragen, ob …«
    »Wasser«, ächzte er. »Einen Schluck Wasser, um Christi willen …«
    Ich ging in den Speisesaal und dann in den Anrichteraum nebenan. Kein Wasser in der Leitung. Ich spritzte den Inhalt zweier Siphonflaschen in einen großen Krug, den ich samt einem Becher in die Reichweite des Kranken stellte.
    »Danke, Kamerad«, sagte der. »Ich kann mir schon helfen. Kommen Sie nicht

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