Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)
einen Arm zum Schutz über den Kopf haltend, vorsichtig die leiterähnliche Treppe empor.
Das Erste, was ich sah, waren stampfende Füße, bedenklich nahe und rückwärts gegen die Falltür gedrängt. Ich schnellte heraus, bevor sie über mir waren. Im selben Augenblick wurde die Scheibe des Schaufensters eingedrückt. Mit ihr fielen drei Männer in die Auslage. Eine lange grüne Geißel peitschte ihnen nach und traf den einen. Die zwei anderen rappelten sich aus dem Durcheinander hoch und stolperten tiefer ins Ladeninnere. Dadurch wurden die anderen weiter zurückgeschoben, und wieder stürzten zwei Männer durch die offene Falltür.
Ein Blick auf die grüne Geißel sagte mir, woran ich war. Im Trubel der letzten Tage hatte ich die Triffids fast vergessen. Von einer Kiste aus konnte ich über die Köpfe der Männer hinwegsehen. Ich hatte drei Triffids im Blickfeld; eine stand draußen auf der Straße, zwei waren auf dem nahen Gehsteig. Vier Männer lagen draußen; regungslos. Nun verstand ich, weshalb wir die Läden unangetastet vorgefunden hatten; und weshalb die Nachbarschaft so ausgestorben war. Ich verwünschte mich, weil ich es unterlassen hatte, mir die Toten auf der Straße genauer anzusehen. Eine einzige Strieme wäre Warnung genug gewesen.
»Halt«, schrie ich. »Bleibt stehen, wo ihr seid!«
Ich sprang von der Kiste, drängte die Männer von der umgeschlagenen Klappe der Falltür herunter und schloss die gefährliche Öffnung.
»Hinten ist eine Tür«, erklärte ich. »Lasst euch Zeit.«
Die ersten zwei ließen sich Zeit. Dann aber schwirrte der Stachel einer Triffid durch das eingeschlagene Fenster in den Laden. Ein Mann schrie auf und stürzte. In panischer Angst stürmten die anderen zur Tür und schoben mich vor sich her. Beim Ausgang verkeilte sich alles. Noch zweimal zischten die Geißeln hinter uns her, bevor wir hindurch waren.
Drinnen sah ich mich keuchend um. Wir waren sieben.
»Halt«, wiederholte ich. »Hier sind wir in Sicherheit.«
Ich kehrte zur Tür zurück. Der hintere Teil des Ladens lag außerhalb der Reichweite der Triffids – solange sie draußen blieben. Ich erreichte ungefährdet die Falltür und klappte sie hoch. Die zwei, die zuletzt hinuntergestürzt waren, kamen herauf. Der eine mit einem gebrochenen Arm, der andere nur zerschunden und fluchend.
Von der Hinterkammer aus gelangte man in einen kleinen Hof und dann zu einer Tür in einer zweieinhalb Meter hohen Mauer. Ich war vorsichtig geworden. Statt geradewegs zu der Tür zu gehen, kletterte ich auf das Dach eines Nebengebäudes, um Ausschau zu halten. Die Tür ging, wie ich sehen konnte, in ein schmales Gässchen hinaus, das den ganzen Block entlanglief. Es war leer. Aber jenseits der Mauer, die auf der anderen Seite die Gärten einer Reihe von Privathäusern zu begrenzen schien, erspähte ich die Spitzen zweier Triffids, die regungslos zwischen den Sträuchern standen. Da die Mauer an dieser Stelle niedriger war, konnten sie mit ihren Geißeln quer über das Gässchen schlagen. Ich erklärte den Männern die Lage.
»Verdammte Biester«, sagte einer von ihnen. »Ich hab die Dinger nie leiden können.«
Ich durchforschte die weitere Umgebung. Im übernächsten Gebäude an der Nordseite befand sich eine Autoverleihfirma, die drei Wagen auf dem Grundstück stehen hatte. Es kostete viel Mühe, die Blinden über die zwei Mauern zu bugsieren, die wir überklettern mussten, besonders den Mann mit dem gebrochenen Arm, aber wir schafften es. Irgendwie brachte ich auch alle in einem großen Daimler unter. Nachdem sie verstaut waren, öffnete ich die Ausfahrtstore und lief zum Wagen zurück.
Die Triffids waren nicht langsam. Ihre unheimliche Empfindlichkeit für Geräusche verriet ihnen, dass etwas vor ging. Als wir hinausfuhren, schwankten schon zwei auf die Einfahrt zu. Ihre Geißeln peitschten uns entgegen, klatschten aber wirkungslos gegen die geschlossenen Fenster. Ich ging scharf in die Kurve, rammte eine und brachte sie zum Sturz. Dann fuhren wir die Straße hinauf, einer weniger gefährlichen Gegend zu.
Der Abend, der folgte, war der schlimmste für mich seit dem Ausbruch des Unheils. Da ich die Wachhunde los war, quartierte ich mich in einem kleinen Zimmer ein, wo ich allein sein konnte. Ich stellte sechs brennende Kerzen in einer Reihe auf das Kaminsims und saß lange brütend und grübelnd in einem Lehnsessel und ließ mir die Dinge durch den Kopf gehen. Bei der Rückkehr hatten wir einen der am vorigen Abend
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