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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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Kisten herauszuschaffen und auf einen Lkw zu verladen. Wäre das Fahrzeug nicht gewesen, so hätte ich glauben können, meine Leute am Werk zu sehen. Ich ließ meinen Trupp – etwa zwanzig Mann – anhalten und überlegte. Ich war dafür, einem Konflikt aus dem Weg zu gehen; es gab andernorts noch Vorräte genug. Aber nicht ich sollte die Entscheidung treffen. Ich stand noch unschlüssig da, als ein rothaariger junger Mann aus dem Ladeneingang herausgeschlendert kam. Kein Zweifel darüber, dass er sehen konnte – und, einen Augenblick später, dass er uns gesehen hatte.
    Er teilte meine Unschlüssigkeit nicht. Er tat einen schnellen Griff in seine Tasche. Im nächsten Moment klatschte eine Kugel in die Mauer neben mir.
    Für einen Moment erstarrte die Szenerie. Seine wie meine Leute wandten ihre blicklosen Augen einander zu, bemüht, zu erkennen, was los war. Er feuerte nochmals. Vermutlich hatte er auf mich gezielt, aber die Kugel traf den Mann links von mir. Der gab einen erstaunten Grunzlaut von sich und sackte mit einem Seufzer zusammen. Ich warf mich, den anderen Wachhund mitreißend, hinter die nächste schützende Ecke.
    »Schnell«, sagte ich. »Her mit dem Schlüssel für die Fesseln. Ich kann so nichts tun.«
    Der Mann grinste schlau. Er hatte ein eingleisiges Hirn.
    »Ho«, sagte er. »Geben Sie’s auf. Mich können Sie nicht drankriegen.«
    »Ach, um Gottes willen, Sie verfluchter Clown …«, knirschte ich, den Körper von Wachhund Nummer eins an der Kette näher zerrend, damit wir besser in Deckung gehen konnten.
    Der Kerl begann zu argumentieren. Weiß der Himmel, welche Kniffe er mir in seiner Verblendung zutraute. Die schlaffe Kette bot nun genug Spielraum: Ich hob die Arme und schmetterte ihm beide Fäuste an den Schädel, sodass er krachend gegen die Mauer prallte. Damit war das Argumentieren beendet. Ich fischte den Schlüssel aus seiner Seitentasche.
    »Hört her«, sagte ich zu den anderen. »Macht alle kehrt, marschiert geradeaus fort. Bleibt beisammen, sonst garantiere ich für nichts. Los, vorwärts.«
    Ich schloss eine Handschelle auf, befreite mich von der Kette und kletterte über die Mauer in einen Privatgarten. Dort hockte ich nieder und entledigte mich der zweiten Fessel. Dann schlich ich in die andere Gartenecke, um vorsichtig über die Mauer zu spähen. Der junge Mann mit der Pistole war uns nicht sofort nachgeeilt, wie ich befürchtet hatte. Er stand noch immer bei seinen Leuten und gab ihnen Instruktionen. Wozu auch eilen? Da wir nicht zurückgefeuert hatten, durfte er annehmen, dass wir unbewaffnet waren, und rasch entkommen konnten wir auch nicht.
    Nachdem er mit seinen Anordnungen fertig war, schritt er zuversichtlich auf die Straße bis zu einer Stelle, wo er meinen abziehenden Trupp sehen konnte, und ging ihm nach. An der Ecke blieb er stehen, um meine zwei nieder gestreckten Wachhunde zu betrachten. Aus der Kette schien er zu schließen, dass einer von ihnen das Auge meiner Leute gewesen war, denn er steckte die Pistole ein und begann der Schar im Schlenderschritt zu folgen.
    Das hatte ich nicht erwartet, und erst nach einer Minute durchschaute ich sein Vorhaben. Ich erkannte, dass es für ihn am günstigsten war, wenn er meinen Trupp bis zu unserem Hauptquartier verfolgte, um sich da nach Beute umzusehen. Ich musste zugeben, er war entweder im Erspähen einer Chance geistesgegenwärtiger als ich, oder hatte die Möglichkeiten, die sich ergeben konnten, gründlicher erwogen. Zum Glück hatte ich meinen Leuten aufgetragen, geradeaus zu marschieren. Zwar würden sie bald ermüden, aber ich rechnete damit, dass keiner von ihnen imstande wäre, den Rückweg ins Hotel zu finden und so als unfreiwilliger Führer zu dienen. Solange sie beisammenblieben, ließen sie sich später alle unschwer einsammeln. Die Frage war nur, was tun einem Mann gegenüber, der eine Pistole in der Tasche hatte und sie ohne Scheu gebrauchte?
    In anderen Weltgegenden hätte man in das erstbeste Haus gehen können, das in Sicht war, und sich sicher sein dürfen, irgendeine Feuerwaffe vorzufinden. Nicht in Hampstead; das war ein ungemein solider Vorort, leider. Vielleicht ließe sich irgendwo ein Jagdgewehr aufstöbern, aber auch das hätte man suchen müssen. Ich vermochte mir weiter nichts auszudenken, als den Rotschopf im Auge zu behalten und auf eine Gelegenheit zu hoffen, wo sich etwas tun ließ. Ich brach einen Ast von einem Baum, kletterte über die Gartenmauer zurück und begann, meinen Weg an den

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