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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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Randsteinen entlangzuklopfen, so wie ich es die zahllosen Blinden tun sah, die überall umherwanderten.
    Die Straße verlief eine Strecke weit gerade. Etwa fünfzig Meter vor mir schritt der rothaarige junge Mann, und wieder fünfzig Meter vor diesem tappte meine Gruppe dahin. Etwas mehr als eine halbe Meile wanderten wir so hintereinander her. Zu meiner Erleichterung machte keiner meiner Leute Miene, in die Straße einzubiegen, die zu unserer Basis führte. Ich fing an, mich zu fragen, wann sie haltmachen würden, als ein unvorhergesehener Zwischenfall eintrat. Ein Mann, der sich schon eine Zeit lang hinter den anderen hergeschleppt hatte, hielt plötzlich an. Er ließ seinen Stock fallen, presste die Arme um seinen Bauch und krümmte sich. Dann fiel er um und wälzte sich vor Schmerz auf dem Boden. Die anderen wanderten weiter. Sie mussten sein Stöhnen gehört haben, ahnten aber anscheinend nicht, dass es von einem der ihren kam.
    Der junge Mann blickte zu dem Gestürzten hinüber und trat zögernd näher. Etwa eine Viertelminute lang betrachtete er ihn aufmerksam. Dann zog er langsam und bedächtig die Pistole und schoss ihm in den Kopf.
    Als der Schuss krachte, blieb die Gruppe vorn stehen. Auch ich. Der junge Mann machte keinen Versuch, sie einzuholen – ja, er schien plötzlich alles Interesse an ihr zu verlieren. Er kehrte um und kam mitten auf der Fahrbahn zurückgeschritten. Mich an die Rolle erinnernd, die ich zu spielen hatte, begann ich wieder, meinen Weg vorwärtszutappen. Er ging an mir vorüber, ohne mich zu beachten, aber ich konnte sein Gesicht sehen, es war voll Sorge und grimmiger Entschlossenheit … Ich wanderte unentwegt weiter, bis ich ihn ein gutes Stück hinter mir wusste, dann eilte ich zu meinen Leuten, die, durch den Schuss aufgestört, sich berieten, ob sie weitergehen sollten oder nicht.
    Ich machte der Debatte ein Ende, indem ich erklärte, nun, da ich ohne Fesseln und Wachhunde war, würden wir die Dinge anders anpacken. Ich würde nach etwa zehn Minuten mit einem Lkw zurückkommen, um sie in das Quartier zu fahren.
    Die Entdeckung einer zweiten organisierten Gruppe verursachte neue Besorgnisse, doch im Hotel fanden wir alles unverändert. Allerdings waren noch zwei Männer und eine Frau von heftigen Bauchschmerzen befallen und in das Nachbarhaus gebracht worden.
    Wir trafen Verteidigungsvorbereitungen gegen Marodeure, die während meiner Abwesenheit auftauchen könnten. Dann verfrachtete ich einen neuen Trupp auf den Lkw und fuhr los, diesmal in eine andere Richtung.
    Ich war bei meinen früheren Besuchen in Hampstead Heath oft an der Endhaltestelle einer Autobuslinie ausgestiegen, wo sich eine Menge Geschäfte und kleine Läden zusammendrängten. Der Platz ließ sich mithilfe meiner Straßenkarte leicht auffinden. Er erwies sich auch als fast unberührt und unbeschädigt. Drei, vier eingeschlagene Fenster ausgenommen, sah es hier aus wie nach Ladenschluss am Wochenende.
    Unterschiede waren freilich da. Eine solche Stille hatte es hier weder wochentags noch sonntags gegeben. Und dann lagen Leichen auf der Straße. Das war ein Anblick, an den ich mich so gewöhnt hatte, dass ich ihn kaum beachtete. Ich wunderte mich sogar, dass es nicht mehr waren, und zog den Schluss, dass sich die meisten Leute irgendwohin verkrochen hatten, aus Angst oder später aus Schwäche. Es war einer der Gründe, weshalb man Hemmungen fühlte, ein Wohnhaus zu betreten.
    Ich hielt mit dem Wagen vor einem Konsumgeschäft und horchte ein paar Sekunden. Die Stille sank auf uns herab wie eine Decke. Kein Tappen ließ sich vernehmen, kein wandernder Blinder war zu sehen. Nichts regte sich.
    »Okay«, sagte ich. »Hier wird abgestiegen.«
    Die versperrte Ladentür stand bald offen. Drinnen fanden wir Butter in Fässern, Käse, Speckseiten, Säcke mit Zucker und anderes mehr, alles in schönster Ordnung und unangetastet. Meine Leute machten sich an die Arbeit. Sie hatten nun schon einige Übung und waren sicherer. Ich konnte sie eine Weile allein lassen und mich hinten in den Magazinen umsehen; zuletzt stieg ich in den Keller hinab.
    Ich musterte unten gerade die Kisten, als von draußen Geschrei erscholl. Gleich darauf trampelten und polterten schwere Schritte über mir. Durch die Falltür kam ein Mann heruntergestürzt, schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und blieb reglos liegen. In der Meinung, oben sei ein Kampf mit einem rivalisierenden Trupp entbrannt, stieg ich über den Gestürzten hinweg und kletterte,

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