Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
Vom Netzwerk:
dem Obersten, und den anderen geworden?«
    Sie wurde nicht gnädig aufgenommen.
    »Sie sind weitergefahren«, sagte sie scharf. »Dies ist eine Gemeinschaft, die sich zu christlichen Grundsätzen bekennt und an ihnen festhält. Für Leute von lockerer Moral ist hier kein Platz. Dekadenz, Sittenlosigkeit und Unglaube haben in der Vergangenheit die meisten Übel verschuldet. Wir Überlebende müssen dafür sorgen, dass sie in der neuen Gesellschaft keinen Keimboden finden. Wir brauchen hier weder Zyniker noch Überkluge, so brillant die Theorien auch sein mögen, mit denen sie ihre Sinnlichkeit und ihren Materialismus tarnen. Wir wollen eine christliche Gemeinschaft sein und bleiben.« Sie blickte mich herausfordernd an.
    »Ihr habt euch also getrennt?«, sagte ich. »Wohin sind die anderen gegangen?«
    Unbewegt entgegnete sie: »Sie sind weitergefahren, und wir sind hiergeblieben. Darauf kommt es an. Solange sie uns hier ungestört lassen, mögen sie an ihrer Verdammnis arbeiten, wie sie wollen. Ich bin überzeugt, sie wird nicht ausbleiben, da sie sich über die Gebote Gottes und alle Sitte erhaben dünken.«
    Nach dieser Erklärung kniff sie die Lippen zusammen, damit ich erkennen möge, dass jede weitere Frage müßig sei; sie wandte sich wieder Coker zu.
    »Was können Sie?«, fragte sie.
    »Eine Reihe von Dingen«, antwortete er ruhig. »Ich will mich zuerst allgemein nützlich machen, bis ich sehe, wo man mich am dringendsten braucht.«
    Das ging ihr zwar gegen den Strich, da sie sich offenbar Entscheidung und Leitung selbst vorbehalten hatte, aber sie gab nach.
    »Gut. Sehen Sie sich um, und wir sprechen morgen weiter«, meinte sie.
    Aber so leicht wurde man mit Coker nicht fertig. Er wollte genaue Angaben über die Größe des Gutes, die Zahl der anwesenden Personen, wie viele Blinde und wie viele Sehfähige und anderes mehr, und erhielt sie.
    Bevor wir gingen, stellte ich noch eine Frage. Nach Josella. Miss Durrant furchte die Stirn.
    »Der Name kommt mir bekannt vor. Woher nur …? Oh, hat sie bei den letzten Wahlen für die konservative Liste kandidiert?«
    »Ich glaube nicht. Sie – hm – sie hat einmal ein Buch veröffentlicht«, bekannte ich.
    »Sie …«, begann sie. Dann sah ich die Erinnerung aufdämmern. »Oh, oh, das Buch …! Aber, aber, Mr. Masen, es ist doch kaum anzunehmen, dass die Verfasserin Interesse haben kann für eine Gemeinschaft, wie wir sie hier aufbauen wollen.«
    Draußen im Flur wandte sich Coker zu mir. Im Zwielicht konnte ich knapp erkennen, dass er grinste.
    »Etwas schwüles, orthodoxes Klima in dieser Gegend«, bemerkte er, hörte aber zu grinsen auf, als er hinzufügte: »Komisches Frauenzimmer. Schwierig. Stolz und Vorurteil. Sie braucht dringend Hilfe. Sie weiß es selbst, wird es aber unter keinen Umständen zugeben.«
    Vor einer offenen Tür blieb er stehen. Die Dunkelheit erlaubte fast nicht mehr, etwas in dem Zimmer wahrzunehmen, doch wir hatten zuvor im Vorübergehen gesehen, dass es ein Schlafraum für Männer war.
    »Ich möchte mit den Leuten da drinnen ein Wort reden. Auf später.«
    Ich sah ihn in das Zimmer schlendern, hörte, wie er die Bewohner herzhaft begrüßte: »Hallo, Kollegen! Wie geht’s?«, und ging in den Speisesaal zurück.
    Das einzige Licht dort verbreiteten drei Kerzen, die nebeneinander auf einem Tisch standen. Davor saß ein Mädchen über irgendeine Flickarbeit gebeugt.
    »Hallo«, sagte sie. »Schauerlich, nicht? Wie haben sie es in der guten alten Zeit nur fertiggebracht, nach Einbruch der Dunkelheit etwas zu tun?«
    »So alt ist die Zeit gar nicht«, berichtigte ich. »Wir haben es hier nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit der Zukunft zu tun – vorausgesetzt, wir lernen das Kerzenmachen.«
    »Sie haben recht.« Sie hob den Kopf und betrachtete mich.
    »Sie sind heute aus London gekommen?«
    Ich bejahte.
    »Es ist nun schlimm dort?«
    »Es ist aus«, erwiderte ich.
    »Sie müssen dort gräßliche Dinge gesehen haben?«, forschte sie.
    »War nicht zu vermeiden«, sagte ich kurz. »Wie lange seid Ihr schon hier?«
    Sie gab mir ohne weitere Ermunterung ein allgemeines Bild der Ereignisse.
    Cokers Überfall waren nur ein halbes Dutzend Sehfähige entkommen. Sie und Miss Durrant hatten dazugehört. Am folgenden Tag hatte Miss Durrant etwas unsicher die Leitung übernommen. Sogleich wegzufahren war schon deshalb unmöglich gewesen, weil nur einer der Zurückgebliebenen einen Lkw zu chauffieren verstand. Während dieses Tages und zum

Weitere Kostenlose Bücher