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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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waren Frauen, bis auf zwei. Anscheinend hatten sich die Männer schneller und rücksichtsloser aus Cokers Formation befreit und waren meist rechtzeitig zu ihrer ursprünglichen Gruppe zurückgekehrt.
    Über Josella konnte ich von dem Mädchen nichts erfahren. Sie hatte den Namen nie gehört, und meine Beschreibungsversuche weckten keine Erinnerungen.
    Wir sprachen noch, als plötzlich die elektrischen Lampen in dem Raum aufleuchteten. Das Mädchen sah so andächtig empor, als empfange es eine Offenbarung. Sie blies die Kerzen aus, blickte aber von Zeit zu Zeit von ihrer Flickarbeit zu den Glühbirnen auf, wie um sich zu vergewissern, dass sie noch da waren.
    Nach einer Weile kam Coker hereingeschlendert.
    »Ihr Werk vermutlich?«, sagte ich mit einer Kopfbewegung nach den Lampen.
    »Ja«, bekannte er. »Sie haben hier ihren eigenen Generator. Wir können den Treibstoff ebenso gut aufbrauchen wie verdunsten lassen.«
    »Hätten wir denn die ganze Zeit Licht haben können?«, fragte das Mädchen.
    »Sie hätten bloß den Motor anwerfen müssen«, sagte Coker, sie anblickend. »Wenn Sie Licht brauchten, warum haben Sie es nicht versucht?«
    »Ich habe nicht gewusst, dass so etwas da war, außerdem verstehe ich nichts von Maschinen und Elektrizität.«
    Coker sah sie noch immer nachdenklich an.
    »Und da sind Sie einfach im Dunkeln sitzen geblieben«, bemerkte er. »Und wie lange, stellen Sie sich vor, werden Sie zu den Überlebenden gehören, wenn Sie lieber im Dunkeln sitzen bleiben, statt etwas zu unternehmen?«
    Sein Ton missfiel ihr.
    »Es ist nicht mein Fehler, wenn ich von diesen Dingen nichts verstehe.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, erklärte Coker. »Es ist nicht nur Ihr Fehler: es ist sogar ein selbstverschuldeter Fehler. Es ist eine pure Ziererei und Eitelkeit, sich für zu sensibel und feinnervig zu halten, um etwas von technischen Dingen zu verstehen. Wir alle kommen unwissend auf die Welt, aber Gott gibt jedem – und jeder – so viel Hirn mit, sich das nötige Wissen zu verschaffen. Er hat es uns zu diesem Zweck gegeben, auch den Frauen.«
    »Gut und schön. Aber nicht alle Menschen sind gleich. Männer verstehen sich auf Maschinen und Elektrizität. Frauen interessieren sich weniger dafür«, sagte sie.
    »Erzählen Sie mir keine Märchen«, sagte Coker. »Das zieht bei mir nicht. Sie wissen ganz genau, dass Frauen mit den kompliziertesten und empfindlichsten Apparaten umzugehen verstehen – oder vielmehr verstanden –, wenn sie wollten. Gewöhnlich sind sie allerdings zu träge dazu. Kein Wunder, da die rührende Hilflosigkeit zu den traditionellen weiblichen Tugenden gehörte und die Arbeit sich bisher immer auf jemand anderen abschieben ließ!«
    »All das hätten Sie Miss Durrant sagen sollen und nicht mir.«
    »Keine Angst, das werde ich tun. Aber es betrifft auch Sie – und alle anderen. Ich meine es ernst. Die Zeiten haben sich radikal geändert. Sie können nicht länger sagen: ›Davon verstehe ich nichts‹, und die Arbeit einem andern überlassen. Niemand ist jetzt mehr so dumm, Ignoranz mit Unschuld zu verwechseln. Ignoranz ist auch nicht mehr sexy oder lustig. Sie wird gefährlich, sehr gefährlich. Wenn wir nicht alle so bald wie möglich vieles lernen, was uns bisher nie interessiert hat, werden weder wir noch diejenigen, die von uns abhängig sind, durchkommen. Die Bedingungen haben sich geändert, also müssen wir auch unsere Einstellungen ändern.«
    Das Mädchen packte seine Flickarbeit ein und musterte Coker eine Weile.
    Dann sagte sie: »Mit Ihren Ansichten, glaube ich, würden Sie besser in Mr. Beadleys Gruppe passen. Wir haben nicht die Absicht, unsere Anschauungen zu ändern oder unsere Grundsätze aufzugeben. Deshalb haben wir uns ja von den anderen getrennt. Wenn das, was anständige Leute für gut befinden, für Sie nicht gut genug ist, müssen Sie sich eben anderwärts umsehen.« Und damit nahm sie ihren Abgang.
    Coker sah ihr nach. Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, machte er seinen Gefühlen Luft, ohne mit Kraftausdrücken zu sparen. Ich lachte.
    »Was haben Sie erwartet?«, sagte ich. »Da stolzieren Sie herein, halten dem Mädel eine Standpauke und wundern sich, wenn sie sauer reagiert.«
    »Ich habe Vernunft erwartet«, murmelte er.
    »Weshalb? Die meisten von uns halten sich nicht ans Vernünftige, sondern ans Gewohnte. Sie wird jede Änderung, ob sie vernünftig ist oder nicht, ablehnen, sobald sie ihren Begriffen von Recht und Anstand widerspricht,

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