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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Über Bob, ja.« Eine mehr als durchsichtige Lüge. » Wenn du einfach mal runtergehst und nachsiehst, vor allem nach irgendwelchen Tonbändern oder Kassetten, die deine Mum vielleicht verlegt haben könnte.«
    » Tonbändern oder Kassetten?«
    Eine Frau in einem Regenmantel hatte vor der Zelle Aufstellung genommen, um zu telefonieren. Gaddis öffnete die Tür einen Spaltbreit und sagte mit leiser Stimme: » Wird länger dauern, tut mir leid.« Holly sagte: » Sam?«
    » Ja?«
    » Alles in Ordnung? Ich mache mir Sorgen um dich.«
    Er war in Schweiß gebadet. Noch während er darüber redete, war ihm klar geworden, dass er die Crane-Biografie nie veröffentlichen würde, dass es nicht die geringste Chance gab, Platows Verrat jemals öffentlich bekannt zu machen. Der Präsident würde im Amt bleiben, und es würden noch Dutzende Charlotte Bergs und Katarina Tichonows ihr Leben verlieren, damit er es möglichst lange blieb. » Mir geht es gut«, sagte er. » Aber es gibt eine Frist für das Manuskript. Ich kann hier nicht weg. Ich kann jetzt nicht zu dir kommen.«
    » Und wenn ich das Band finde?«
    » Dann bringst du es mir.«
    » Wohin? Nach Shepherd’s Bush?«
    » Nein.« Das war nicht sicher. Womöglich observierten sie Holly und nahmen ihr die Kassette ab. Er musste sich einen anderen Ort überlegen. Auch das UCL stand zweifellos unter Beobachtung. » Wenn du es ins Donmar bringst und einfach bei Piers an der Bar abgibst.«
    » Bei Piers? Im Theater? Warum denn das?«
    Wie sollte er das erklären, so sinnlos, wie es sich anhörte? Gaddis bastelte die nächste schäbige Lüge zusammen.
    » Ich arbeite um die Ecke in einem UCL -Gebäude.«
    » Und warum bringe ich es dir nicht dorthin?«
    » Unser Sicherheitsdienst ist eine Katastrophe. Entweder sie verschusseln es, oder sie erzählen einem, sie hätten nie von mir gehört.« Er wunderte sich selber über das rasante Tempo seiner Lügen. » Das Donmar ist keine fünfhundert Meter entfernt. Ich bin Stammgast im Café. Gib die Sachen einfach am Ticketschalter ab. Und wenn du glaubst, etwas gefunden zu haben, rufst du mich unter dieser Nummer an.«
    Er gab ihr die Festnetznummer von Tanyas Haus, ohne zu wissen, ob die Art der Kommunikation wirklich sicher war.
    » Was ist das für eine Nummer?«
    » UCL .«
    Gaddis war es leid, sie zu täuschen, sich ständig Ausreden ausdenken zu müssen. Er wechselte das Thema.
    » Für was sprichst du vor?«
    » Ein Theaterstück.«
    Doch auf die Antwort hörte er schon nicht mehr. Er war mit den Gedanken nur bei der Kassette, und als er sie fragte: » Meinst du, du kommst heute noch dazu, im Keller nachzusehen?«, war ihre Geduld am Ende.
    » Sam, ich habe dir gesagt, ich suche nach der Scheißkassette. Aber du kannst das Ganze beschleunigen, indem du dich nicht wie ein paranoider Schizo aufführst und mir erklärst, was zum Teufel eigentlich los ist. Lade deine Freundin doch einfach mal zum Essen ein und frage sie, wie’s ihr geht. Ist gar nicht so schwer. Beim letzten Versuch hatten wir ’ne Menge Spaß. Inzwischen komme ich mir bei jedem Gespräch mit dir wie deine Scheißsekretärin vor.«
    » Es tut mir leid.« Er wollte nichts mehr, als mit ihr allein sein, zurück in seinem alten Leben, Min wohlbehütet in Spanien wissen, Studenten zur Sprechstunde in seinem Büro am UCL empfangen. Aber das alles war ihm aus den Händen gerissen worden.
    » Ist schon okay. Ich hoffe nur, dass du ehrlich mit mir bist.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: » Falls es da jemand anderen gibt …«
    Gaddis schaute hinaus auf den vorüberrauschenden Verkehr und schüttelte den Kopf. » Ich schwöre dir, dass es niemanden gibt. Es geht um meine Toch–« Beinahe wäre er an dem Wort erstickt, so elend fühlte er sich in seiner Lage.
    » Sam?«
    » Mach dir keine Gedanken. Versuch einfach, die Kassette zu finden, okay? Du glaubst gar nicht, wie wichtig das ist.«

53
    Gaddis ging zurück in Tanyas umgebautes Hinterhaus und verriegelte die Tür. In Jeremys Zimmer stand ein Laptop, und mit Googles Hilfe fand er den Namen von Mins Schule heraus. Von Tanyas Festnetzanschluss rief er die Nummer an. Zu seiner Erleichterung versicherte ihm die Schulleiterin in fehlerhaftem Englisch, dass es Min » ausgezeichnet« gehe und man sie in ein paar Minuten » wie alle Tage« auf den Heimweg schicken werde. Gaddis legte auf, zündete sich eine Zigarette an und ging in den Garten. Der kleine, umschlossene Innenhof konnte aus mehr als einem Dutzend Fenstern

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