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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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in fünf oder sechs separaten Wohneinheiten eingesehen werden, und trotzdem war er überzeugt, zumindest hier vor den Blicken des FSB sicher zu sein.
    Er zog die zerknüllte Nachricht aus der Hosentasche und warf noch einen Blick darauf.
    DIE SUMME VON HUNDERTTAUSEND PFUND WIRD AUF IHR BANKKONTO ÜBERWIESEN . DAS IST MEHR , ALS SIE FÜR IHR SCHWEIGEN ERWARTEN DÜRFEN .
    Irgendetwas stimmte daran nicht. Wenn die Russen seine Adresse kennen würden, hätten sie ihn getötet. Warum dieser plumpe Erpressungsversuch? Der FSB ließ jeden, der mit Dresden in Verbindung stand, von der Bildfläche verschwinden – Platow war nicht interessiert daran, Gaddis’ Schweigen zu erkaufen. Seine politische Karriere, sein Ruf, sein Machterhalt waren ihm weit mehr als hunderttausend Pfund wert. Außerdem hatte Tanya ihm versichert, dass der FSB nicht über Gaddis’ Recherche zu Edward Crane Bescheid wusste. Wie sollten sie da über Barcelona Bescheid wissen? Über Natasha und Min? Das waren Informationen, zu denen nur der SIS Zugang hatte. Diese Nachricht konnte nur auf Brennans Mist gewachsen sein.
    Zurück im Haus starrte er auf das Telefon, als ließe sich Hollys Anruf damit erzwingen, dabei wusste er, dass er sich gedulden musste. So ein Vorsprechen konnte fünf, sechs Stunden dauern, und danach ging sie mit den Kollegen vielleicht noch etwas essen und würde erst spät am Abend wieder zu Hause sein. Und wer garantierte ihm, dass sie dann sofort in den Keller hinunterstieg?
    Gaddis war klar, dass er nach dem ersten Blick auf die sieben Fotografien nur noch panisch gehandelt, sich wie ein Angsthase verhalten hatte. Er legte sein Schicksal und das seiner Tochter in Hollys Hände, deren Leben auf dem Spiel stand, wenn jemand sie mit den Platow-Beweisstücken erwischte. Er musste selber in die Tite Street fahren. Er musste sich irgendwie Zugang zu ihrem Kellerabteil verschaffen.
    In einem Werkzeugkasten unter der Spüle in Tanyas Küche fand er eine kleine Eisensäge, ein paar Schraubenzieher und einen Hammer. Er nahm die Sachen heraus und steckte sie in eine Plastiktüte, ohne genau zu wissen, was er damit vorhatte. Er versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren, überlegte, ob es die richtige Entscheidung war, Tanyas Haus zu verlassen. Aber in letzter Konsequenz blieb ihm nichts anderes übrig. Er schloss ab, ging hinaus auf die Earls Court Road und winkte einem Taxi.
    Auf der Fahrt legte er sich die Grundzüge eines Plans zurecht. Hollys Kellerabteil wurde von einem Vorhängeschloss gesichert. Den Bügel würde er mit der Eisensäge durchtrennen. Vielleicht führte ja auch von der Straße aus eine Außentreppe hinunter zum Keller. Dann müsste Gaddis nur ein paar Stufen hinuntersteigen, die Scheibe an der Tür eindrücken und versuchen, die Tür von innen zu öffnen.
    Aber er war in seinem ganzen Leben noch in kein Haus eingebrochen. In tausend Krimiserien hatte er Privatdetektive Schlösser knacken sehen, hatte sich Programme zur Verbrechensprävention angeschaut, in denen vermummte Diebe durch leicht zugängliche Fenster in Häuser eingedrungen waren, doch es gab nicht den geringsten Grund zu der Annahme, dass er sich Zugang zu dem Keller verschaffen konnte, indem er durch ein eingedrücktes Fenster nach einer Türklinke langte. Immerhin handelte es sich um einen Keller im Herzen Chelseas – Einbrecherland. Hollys Hausverwaltung würde zumindest vor jedem vom Boden aus erreichbaren Fenster und Türfenster des Gebäudes Stahlgitter angebracht haben.
    In der Royal Hospital Street bat Gaddis den Fahrer, fünfzig Meter vor der Einmündung der Tite Street an den Straßenrand zu fahren. Es schien ihm eine geeignete Taktik, sich so natürlich wie möglich zu verhalten. Was sollte aus Sicht eines observierenden Agenten ungewöhnlich daran sein, wenn ein Mann seine Freundin in ihrer Wohnung besuchte?
    Im ersten Stock von Hollys Wohnhaus brannte Licht. Gaddis hatte schnell ausgerechnet, dass es die Wohnung Nummer 5 oder 6 sein musste, Holly wohnte ein Stockwerk höher in Nummer 7, Nummer 8 war auf der anderen Seite des Treppenabsatzes. Er drückte auf den Knopf von Wohnung Nummer 6.
    Niemand meldete sich. Er ließ fünfzehn Sekunden vergehen, bevor er ein zweites Mal drückte. Nichts. Dann versuchte er es bei Nummer 5. Diesmal meldete sich sehr schnell jemand.
    » Ja?«
    Eine ältere Dame. Gaddis hoffte, dass sie Holly kannte.
    » Blumenlieferung für Miss Levette.«
    » Holly? Sie müssen bei Nummer 7 klingeln«, kam als Antwort. » Mir

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