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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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das mit leerem Akku unter einer Anrichte in Nataschas Wohnzimmer lag. An den Namen von Mins Schule erinnerte er sich auch nicht. Es war ein katalanisches Wort, irgendeine regionale Sonderbarkeit, die er sich nie hatte merken können. Wie sollte er herausfinden, ob mit ihr alles in Ordnung war?
    Er hielt inne, rang um Fassung. Keine Nachrichten sind gute Nachrichten, sagte er sich. Wenn Min etwas zugestoßen wäre, hätte Nick längst davon gewusst. Außerdem handelte es sich bei der Nachricht lediglich um eine Warnung. Wenn er die Finger von der Crane-Geschichte ließ, Platow und Dresden vergaß, waren seine Probleme gelöst.
    Er stieß die Tür der Telefonzelle auf. Auf der Cromwell Road warteten Autos vor Ampeln. Es war kalt, und Gaddis zog gegen den Wind den Reißverschluss seines Mantels hoch. Er zündete sich eine Zigarette an und rauchte, während er die Straße auf und ab ging wie ein Häftling im Gefängnishof. Er kam immer wieder zum selben Schluss: Der FSB würde ihn nie aus den Klauen lassen. Die Nachricht war bedeutungslos in diesem Zusammenhang, die hundert Riesen waren nur ein Lockmittel. Solange er lebte, stellte er eine Bedrohung für Sergej Platow dar. Wenn er sich auf die Erpressung einließ, würde das sein Ableben – bei einem Verkehrsunfall, durch eine undichte Gasleitung oder eine Polonium-210-Injektion im Sushi – bestenfalls hinauszögern. Er ging zurück zum Telefon. Es gab nur einen Weg, Mins Zukunft zu sichern – er musste diese Kassette in die Hände bekommen. Dann hätte er ein unbezahlbares Druckmittel, mit dem er ihre Sicherheit aushandeln konnte.
    Diesmal akzeptierte der Automat seine Pfundmünze. Er wählte Hollys Nummer. Als sie sich meldete, kam ihre Stimme ihm wie seine letzte Rettung vor.
    » Ich bin’s«, sagte er.
    » Sam? Wo warst du?« Sie klang eher verblüfft als verärgert. » Ich versuche seit Tagen, dich auf dem Handy zu erreichen. Wo bist du?«
    » Ich musste länger in Barcelona bleiben, als ich dachte. Das Handy ist mir geklaut worden.« Was blieb ihm anderes übrig, als sie anzulügen? » Ich bin gerade erst zurück in London. Ein neues hab ich mir noch nicht beschaffen können.«
    » Wir waren zum Abendessen verabredet.«
    Himmel! Quo Vadis, Samstagabend. Er hatte die Nebelkerzen, die er für Tanya und den GCHQ geworfen hatte, total vergessen. Er entschuldigte sich und wartete, dass Holly etwas sagte, aber sie schwieg. Durchschaute sie seine Lügen? Womöglich wusste sie längst, was mit Wilkinson passiert war.
    » Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte er.
    Nicht gerade der ideale Einstieg. Er schuldete Holly eine Erklärung für sein Verhalten. Und jetzt, ohne eine Nachfrage nach ihrem Befinden, ohne ein Wort über Wilkinsons Schicksal, zählte er auf ihre Hilfe in einer Notlage, deren Einzelheiten er ihr noch nicht einmal erklären durfte. Er hatte nur Mins Sicherheit im Kopf. Was immer dafür notwendig war, er würde es tun, und wenn er Holly zu diesem Zweck ausnützen musste.
    » Ich soll dir also einen Gefallen tun.«
    » Ich weiß, es ist viel verlangt.«
    » Noch hast du ja nichts verlangt.«
    Er war froh, sie in relativ abgeklärter Stimmung angetroffen zu haben. » Es geht um das Material deiner Mutter. Bist du sicher, dass du mir alles gegeben hast? Neulich hast du gesagt, es könnten noch ein paar Kartons im Keller sein.«
    » Da sind sie auch noch«, antwortete sie schlicht. Es klang, als wäre sie abgelenkt von etwas in dem Raum, aus dem sie telefonierte.
    » Bist du zu Hause?«
    » Nein, bei einem Vorsprechen.«
    » Könntest du in den Keller runtergehen, sobald du wieder zu Hause bist? Ginge das?«
    » Möglich.« Wieder klang Holly wie abgelenkt. Auf einmal spürte Gaddis den seltsamen Wunsch, dass ihr Vorsprechen erfolgreich verlief und sie eine Rolle bekam, in die sie sich so verbeißen konnte, dass es sie von ihm ablenkte. Sie verdiente es nicht, in diese Geschichte mit hineingezogen zu werden. Er wollte sie in Sicherheit wissen, doch zuerst einmal musste sie ihm helfen, Min zu retten. » Warum kommst du nicht vorbei, dann sehen wir gemeinsam nach«, sagte sie.
    Als wollte sie ihn auf die Probe stellen. » Ich kann hier nicht weg.« Gaddis schaute hinüber zur Cromwell Street und wusste, dass er mit dem Taxi in zehn Minuten in der Tite Street sein könnte. Aber wenn er hinfuhr, lief er Gefahr, eventuelle Beschatter des FSB in die Nähe der Kassette zu locken. » Ich stecke mitten in dieser MI 6-Geschichte. Das Buch.«
    » Über Bob?«
    »

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