Die Trinity Verschwörung
hat schon lange keiner mehr Blumen geschickt.«
» Ich fürchte, bei Nummer sieben is’ niemand da, Gnädigste.« Gaddis hatte auf Bierfahrer-Cockney umgeschaltet. » Sie würden mich nicht freundlicherweise reinlassen?«
» Also, ich weiß nicht …«
Die Tür sprang auf. Die alte Dame hatte nicht ausgeredet. Hatte sie auf den Öffner gedrückt, oder war in Nummer 6 doch noch jemand an die Tür gekommen, um ihn reinzulassen?
Er rief laut » Danke«, betrat das Treppenhaus und stieg rasch ins Kellergeschoss hinunter. Am Fuß der Treppe waren zwei Wohnungen, eine auf jeder Seite eines kleinen Absatzes. Um den Kellerbereich zu erreichen, musste Gaddis durch eine Feuertür gehen, dann einen kurzen Korridor entlang und nach links in einen schmalen Durchgang einbiegen. Er drückte auf einen Licht-Zeitschalter und sah zehn Kellerabteile, eins für jede Wohnung, auf beiden Seiten des Durchgangs. Nummer 7 trug ein schweres Vorhängeschloss. Er holte die Säge heraus.
Es war totenstill: Kein Fernseher und kein Radio waren zu hören, keine gedämpften Unterhaltungen, kein Kind weinte oder lachte. Gaddis machte sich über den Bügel her. Der Lärm war so penetrant, dass er davon überzeugt war, gehört zu werden. Das Sägeblatt rutschte über den Stahl, fand keinen Halt auf dem Bügel. Er probierte es mit der linken Hand, aber das war aussichtslos. Also drehte er sich um, hob das Schloss so weit von der Tür weg wie möglich und hätte sich beinahe in den Zeigefinger geschnitten, als er es von der anderen Seite versuchte. Er bewegte das Sägeblatt jetzt langsamer, doch es fand keinen Halt. Er fluchte, das Licht schaltete sich aus. Gaddis ließ das Schloss los, ging zurück den Gang entlang und drückte auf den Lichtschalter. Er schätzte, das ihm eine Minute Zeit blieb bis zu nächsten Dunkelheit. Diesmal ritzten die Zähne eine kleine Kerbe in den Stahl; das Blatt verhakte sich immer wieder, aber es begann wenigstens zu schneiden.
Er sägte gleichmäßig und methodisch. Das Geräusch war noch immer ungehörig laut: Jeder, der es hörte, würde unfehlbar darauf tippen, dass hier jemand ein Schloss aufsägte. Das Licht ging aus. Gaddis schaltete es wieder ein und sägte weiter, bis der Bügel durchtrennt war. Er öffnete das Kellerabteil, fand einen Lichtschalter und ließ den Blick über die Stapel von Kartons und Schachteln wandern, über die Müllbeutel und Kleiderbügel aus dem Waschsalon, die Katya Levette hier gebunkert hatte. Er würde systematisch jeden Karton durchsuchen müssen, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Er war überzeugt, dass das Band hier war, aber es war die Überzeugung eines Mannes, dem nichts anderes geblieben war, an das er glauben konnte.
Gaddis fing hinten an, der Überlegung folgend, dass die meisten Unterlagen, die Holly ihm gegeben hatte, aus dem vorderen Bereich des Kellers stammten. Er räumte sich einen kleinen Platz frei, duckte sich und langte nach den Schachteln. Im Schweiße des beengten Raums fiel ihm ein, dass Holly jeden Augenblick nach Hause und herunter in den Keller kommen konnte, wo er fleißig dabei war, in den privaten Dingen ihrer Mutter herumzuschnüffeln, ein zersägtes Vorhängeschloss zu seinen Füßen. Wie sollte er ihr das erklären?
Ein kleiner, in die hinterste Ecke gestopfter Karton weckte sein Interesse. Auf der Seite war der Name eines neuseeländischen Weinguts aufgedruckt. Gaddis klappte die Deckel auseinander und fand einen Stapel gebundener Bücher und brauner Briefumschläge. Die Bücher nahm er einzeln heraus und sah nach, ob zwischen den Seiten etwas versteckt sein mochte. Außer einem Lesezeichen von einem Laden in Dunedin kam nichts zum Vorschein. Jetzt wandte er sich den Umschlägen zu. Gaddis hatte das deutliche Gefühl, dass er das Band innerhalb der nächsten dreißig Sekunden finden musste, wenn er es überhaupt finden wollte.
Ein Klarsichtumschlag. Eine DVD . Kein Tonband, keine Kassette, sondern eine DVD . Mit Marker war auf die Vorderseite der Scheibe » P Verhör 88 I« geschrieben. Er hatte das Gefühl, dass seine Haut vor Aufregung prickelte, aber gleich erhielt er einen Dämpfer: Dies war ganz offensichtlich nicht das Originalband. Wilkinson musste eine Kopie auf DVD gezogen und das Original in Neuseeland behalten haben. Oder lag das Original in einem Safe in Vauxhall Cross? Plötzlich erfasste ihn heftige Angst, gestört zu werden. Er hatte keinen Ton im Keller gehört, keine Stimmen im Treppenhaus, nur hin und wieder die Geräusche
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