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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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dieser Neame ist ungreifbar. Behauptet, Crane seit mehr als zehn Jahren nicht gesehen zu haben. Ich weiß nicht, ob ich ihm das abkaufen soll.«
    » Crane. So heißt der Kerl?«
    » Edward Anthony Crane. Hat alles in einem Dokument niedergeschrieben, von dem Neame angeblich Teile vernichtet hat. Neame behauptet, da hätten Sachen dringestanden, die › London und Moskau in den Grundfesten erschüttern würden‹.«
    » Du meinst, über die Tatsache hinaus, dass unsere Regierung uns die Existenz eines sechsten Cambridge-Spions verschwiegen hat?«
    » Ja, weit über diese Tatsache hinaus.«
    Gaddis sah sie an, sah Paul an, dachte über die Möglichkeit nach, Charlotte könnte hereingelegt worden sein. Es klang zu schön, um wahr zu sein, aber man konnte es auch nicht einfach zu den Akten legen. » Was das für ein Skandal ist, hat er dir allerdings nicht verraten?«
    Charlotte schüttelte den Kopf » Nein. Noch nicht. Aber Thomas war Cranes Beichtvater. Sein bester Freund. Er weiß über alles Bescheid. Und jetzt möchte er sein Herz ausschütten, bevor er den Löffel abgibt.«
    » Metaphern sind sparsam zu verwenden«, murmelte Paul.
    » Sie müssen ungefähr gleich alt sein«, fuhr Charlotte fort. » Neunzig, einundneunzig. Selber Jahrgang in Cambridge. Wie hoch schätzt du die Chancen ein, dass beide noch am Leben sind?«
    » Gering«, antwortete Gaddis.

5
    Alexander Grek beobachtete das Haus der Bergs seit drei Stunden. Um 18.45 Uhr hatte er Paul mit zwei vollgepackten Waitrose-Tragetaschen von der Arbeit heimkehren sehen. Um 19.12 Uhr, er rauchte gerade eine Zigarette, war Charlotte hinter einem Fenster im ersten Stock aufgetaucht, gerade aus der Badewanne oder unter der Dusche hervorgekommen, hatte einen Vorhang vor das Fenster gezogen, nachdem sie sich ein Handtuch um die Brust gewickelt hatte. Kurz nach acht hatte ein unbekannter Mann weißer Hautfarbe – Anfang vierzig, wirres Haar, zwei Flaschen Rotwein in der Hand – das Grundstück betreten. Greg vermutete, dass der Mann zum Abendessen eingeladen war.
    Der unbekannte Mann verließ das Haus um 23.21 Uhr. Er war gut einen Meter achtzig groß, etwa achtzig Kilo schwer, trug ein Cordjackett und eine lederne Aktentasche an einem Riemen über der Schulter. Der Mann schüttelte Paul Berg im Hauseingang die Hand. Dann umarmte und küsste er Bergs Frau Charlotte. Grek hatte eine Kamera mit Teleobjektiv auf dem Beifahrersitz seines Autos liegen, aber es war unmöglich, ein Foto von dem Gesicht des Mannes zu machen, weil er rückwärts von der Haustür fortging, auf die Straße zu, während er noch mit seinen Gastgebern redete. Als die Zielperson den Bürgersteig erreicht hatte, entfernte sie sich in Richtung Hampstead High Street von Greks Auto.
    Grek beschloss, sich die Beine zu vertreten. Er folgte dem Mann durch die Pilgrim’s Lane und sah, wie er vor einer Filiale der Buchladenkette Waterstone’s ein Taxi anhielt. Das Taxi fuhr Richtung Süden davon. Grek zündete sich eine Zigarette an und ging zurück zu seinem Fahrzeug. Auf halbem Weg erleichterte er sich, die Zigarette zwischen die Lippen geklemmt, an einer Kastanie, zur Straße hin versteckt hinter einem mit einer Plane bedeckten Abfallcontainer.
    Morde – zu dieser Einsicht war er vor langer Zeit gekommen – ließen sich in drei Kategorien einteilen. Sie waren politisch oder militärisch oder moralisch motiviert. Da Alexander Grek sich nicht mit konventionellen Moralvorstellungen befasste, war seine Arbeit entweder politischer oder militärischer, in den meisten Fällen aber defensiver Natur. So stand hinter dem heutigen Plan das lobenswerte Ziel, ernsten Konsequenzen für seine Regierung zuvorzukommen. Grek war kein Auftragskiller im herkömmlichen Sinn, man konnte ihn nicht mieten. Als junger Mann war er vom Geheimdienst seines Landes – gemeinhin als der FSB bekannt – ausgebildet worden, und nach seinem Ausstieg im Jahr 1996 hatte er ein kleines, äußerst erfolgreiches Sicherheitsunternehmen mit Niederlassungen in St. Petersburg und London geleitet. Unter solchen Bedingungen lernt ein Mann sehr viel über das Geschäft des Todes. Aber Grek sah sich selbst zuallererst als ein politisches Wesen. Die ATTILA -Recherchen bedrohten den Staat. Und die Bedrohung musste beseitigt werden. Er tat also nichts anderes als seine patriotische Pflicht.
    Er stellte eine halbleere Flasche Mineralwasser ab, zog sich eine wollene Mütze tief in die Stirn, stieg aus dem Wagen und überquerte die Straße. Die

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