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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Bewegung kauerte Gaddis sich hin, mit dem eigentümlichen, aber lebhaften Gefühl, dass seine Knochen sich dehnten, so als wolle der Körper sich selber entfliehen. Zuerst erschien die Nachricht ihm absurd, bis sich langsam eine bittere Logik herstellte. Charlotte hatte zu viel getrunken. Charlotte hatte zu stark geraucht. Charlottes Herz hatte versagt. Er stand auf und stützte sich auf seinen Schreibtisch. Seine Angst war, dass ein Kollege oder ein Student an die Bürotür klopfen und hereinkommen könnte. Also schloss er rasch die Tür von innen ab, und weil er frische Luft brauchte, ging er ans Fenster, kämpfte mit dem Griff, bevor es abrupt aufsprang und Baulärm in das kleine, vollgestellte Zimmer platzte. Und dann schämte Sam sich, weil er schon kurz nach Pauls Nachricht an Edward Crane dachte. Jetzt, wo Charlotte tot war, konnte er das Buch nicht mehr mit ihr schreiben. Er würde eine andere Geldquelle auftun, einen anderen Weg finden müssen, um seine Schulden zu bezahlen. Er fühlte sich leer.
    Offenbar war Charlotte am Morgen in ihr Büro gegangen, hatte ein paar E-Mails geschrieben, online den Guardian gelesen. Irgendwann, so ungefähr zwischen zehn und elf, war sie zurück ins Haus gekommen, um sich einen Toast zu machen, und hatte den Papierkorb aus ihrem Schuppen mitgebracht. Paul hatte sie auf dem Küchenboden gefunden, die wimmernde Polly neben ihr, der Toast ausgeworfen. Auf eine Autopsie war verzichtet worden. Die Ärzte und der amtliche Leichenbeschauer waren sich einig gewesen, dass Charlotte einen massiven Herzinfarkt erlitten hatte, als Folge einer genetisch bedingten koronaren Schwäche gepaart mit ungesunder Lebensführung.
    In den folgenden Tagen half Gaddis Paul bei der Vorbereitung des Begräbnisses. Er schrieb – auf Bitte der Familie – einen Nachruf, stellte die Agende auf und ließ sie in einem kleinen Laden in Belsize Park drucken. Sich über diese praktischen Dinge Gedanken machen zu müssen, lenkte ihn von seiner eigenen Trauer und Verzweiflung ab. Er spürte, dass er Paul, der sich in ein nahezu undurchdringliches Schweigen zurückgezogen hatte, eine Hilfe war. Tag und Nacht kamen ihm Erinnerungen in den Sinn aus den mehr als zwei Jahrzehnten, die er Charlotte gekannt hatte; die ersten Jahre mit ihr in Cambridge, ihre kurze Liebesgeschichte, danach die Spanne der acht Ehejahre mit Natasha und die anhaltende Spannung zwischen den beiden Frauen. Sam machte sich klar, dass es jetzt niemanden mehr in seinem Leben gab – und schon gar keine Frau –, mit dem ihn eine annähernd enge Freundschaft verband. In den letzten zehn Jahren hatten sich die Reihen seiner Freunde gelichtet; entweder waren sie von kleinen Kindern in Anspruch genommen, oder sie lebten mit Partnern zusammen, mit denen er nicht viel anzufangen wusste. So etwas gehörte zum Älterwerden dazu. Charlotte war eine der wenigen Langzeitfreundschaften gewesen, die ihm als Verbindung zu seinem früheren Leben geblieben waren.
    Nach dem Begräbnis fand in ihrem Haus in Hampstead ein Leichenschmaus statt. Eine Woche war seit Charlottes Tod vergangen, und die Zeit hatte seinen Schmerz mittlerweile ein klein wenig betäubt. Er gab sich nach außen hin charmant und gefasst, als er in Vertretung Pauls die Rolle des Gastgebers übernehmen musste.
    » Ich will einfach niemanden sehen, verstehst du?«, hatte Paul gesagt, der sich mehr oder weniger den ganzen Nachmittag über oben in seinem Zimmer verkroch. Gaddis wusste, dass nichts den Mann trösten konnte. Manche Menschen überlässt man besser ihrer Trauer. Paul hatte Polly bei sich, und ein Dutzend Fotografien von Charlotte lagen über das Bett verstreut. » Und du?«, fragte er Gaddis. » Stehst du das da unten alleine durch?«
    » Klar doch«, sagte Gaddis und sah ihn aufmunternd an. » Alles okay.«
    Um sechs waren nur noch eine gute Handvoll Leute übrig geblieben. Die Kollegen, die Charlotte aus ihrer Zeit bei der Times kannten, saßen längst wieder in ihren Redaktionen, um rechtzeitig die Manuskripte für die Morgenausgabe einzutippen. Verwandte aus allen Ecken und Winkeln hatten ihr die Ehre erwiesen und waren im Lauf des Nachmittags wieder verschwunden. Als Paul endlich nach unten kam, waren nur noch ein paar nahe Verwandte übrig.
    Gaddis hatte Anfang des Jahres für kurze Zeit mit dem Rauchen aufgehört, aber seit ihrem Tod brachte er es wieder auf zwanzig am Tag. Das Leben, Charlotte war der beste Beweis, war unbestreitbar zu kurz. Bei dem Gedanken musste er

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