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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Boden festgehalten wurde, während ein vierter ihr die Hände fesselte und ihr ein Stück Stoff als Knebel in den Mund stopfte. Die Verwünschungen, die sie unaufhörlich ausstieß, erklangen mit einem Mal sehr gedämpft.
    Noch immer hatten die Priester Sargan nicht entdeckt, der in dem spärlichen Schatten stand, den ein Hauseingang spendete, und überlegte, was er tun sollte. Solange das Licht erstrahlt, sind die Trolle hilflos. Wenn die Priester die angeblichen Leichen der Trolle tatsächlich verbrennen wollen, dann sieht es übel für die Kreaturen aus. Und wie, bei Agdeles gepriesenem Namen, komme ich hier mit heiler Haut heraus?, fragte sich der Dyrier mit einem Blick auf den hell erleuchteten Marktplatz, auf dem gut ein halbes Dutzend Priester umherliefen und ihm so den Fluchtweg versperrten.
    Schließlich zerrten zwei der Männer Flores auf die Beine. Währenddessen rannten mehrere Priester zum Tempel und kamen schließlich mit einem kleinen Fass wieder.
    Öl, dachte Sargan, das sieht nicht gut aus.
    Bevor sie jedoch damit beginnen konnten, die leblosen Trolle mit dem Öl zu übergießen, trat der Glatzkopf einige Schritte zurück, um ihnen Platz zu machen. Dabei wanderten die Schatten, die das grelle Sonnenlicht warf, immer weiter, und auch Sargans kleines Versteck wurde plötzlich voll ausgeleuchtet. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor ihn jemand in dem Hauseingang entdeckte. Und vermutlich lande ich dann ebenfalls auf dem Scheiterhaufen. Diese Priester sehen nicht so aus, als könnten sie die Situation angemessen betrachten. Also doch Zeit für eine Heldentat, seufzte der Dyrier innerlich, und seine Hand wanderte unter das Hemd und fand den Griff eines kleinen flachen Messers, das in einer Scheide an seiner Hüfte versteckt war.
    Schnell huschte er aus seinem Versteck, um ein wenig näher an den leuchtenden Priester heranzukommen. Einer der anderen entdeckte ihn und schrie auf, aber es war zu spät. Mit einer fließenden Bewegung schleuderte Sargan die schlanke Klinge auf die Kehle des Sonnenpriesters. Der Dolch sollte wohl besser treffen, und dann sollten die Trolle besser aufwachen, dachte der Dyrier, als sich ihm ein halbes Dutzend wütende Priester zuwandten.

 
39
    Obwohl sie es versuchte, konnte Viçinia auch in dieser Nacht keinen Schlaf finden. Seit Zorpads Demonstration seiner neuen Waffen und Rüstungen und Giorgas’ Tod kreisten ihre Gedanken unablässig um zwei Dinge. Einerseits musste sie einen Weg finden, um ihre Schwester und auch die Rebellen in Teremi zu warnen, andererseits mussten die Geiseln aus Zorpads Gewalt befreit werden. Ohne Frage, Ionna sollte dringend von den Plänen des größenwahnsinnigen Masriden-Marczegs erfahren; aber auch die Wlachaken in der Stadt mussten über den Verräter in Kenntnis gesetzt werden, der sich in ihrer Mitte befand, auch wenn Viçinia nicht wusste, wer er oder sie war.
    Zu ihren unablässigen Grübeleien kam die Trauer um Sten, die sich wie ein grauer Schleier über ihr Gemüt gelegt hatte und sie überkam, wann immer ein Wort oder eine Geste sie an den jungen Kämpfer erinnerten. Jedes Mal, wenn dies geschah, war es wie ein Stich in Viçinias Herz. So sehr sie sich auch zusammenreißen wollte, um die wichtigen Aufgaben zu erfüllen, die vor ihr lagen, gegen den Schmerz und das Leid, die sie niederdrückten, konnte sie nichts tun.
    Die Bewachung der Gemächer im Ostflügel war lückenlos. Obwohl Viçinia aufmerksam jede Bewegung der Soldaten verfolgte, um in einem geeigneten Augenblick handeln zu können, ergab sich einfach keine Gelegenheit. Aus dem gesamten Flügel der Burg war ein Kerker geworden, und nur weil ihre Räume einige Annehmlichkeiten boten, hieß das nicht, dass Viçinia weniger eine Gefangene war als die armen Kreaturen, die in Zorpads Verliesen verrotteten. Die festen Türen wurden von außen verriegelt, auf den Gängen waren Wachen postiert, und auch im Hof stand bei Tag und bei Nacht mindestens ein Soldat. Da man die Fensterläden ebenfalls versperrt hatte, war es ohnehin unmöglich, ohne großen Lärm aus dem Gemach zu entkommen. Der Herr der Feste ging kein Risiko ein, und Viçinia fiel einfach kein Fluchtweg ein, den sie nehmen konnte, geschweige denn ein Plan, um die anderen Geiseln zu befreien.
    Wir werden hier sterben, dachte die Wlachakin verzweifelt. Vielleicht könnte ich entkommen, wenn ich zum Schein auf Zorpads Angebot eingehe, aber ich kann die anderen doch nicht ihrem sicheren Tod überlassen!
    Auch Mirela war keine

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