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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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ein gewaltiges Bäuerchen erscholl.
    Da fiel Mathilde etwas ein. »Du hast mir noch gar nichts über dein Zusammentreffen mit dem Kaiser berichtet«, fragte sie.
    Heinrich schwieg und streichelte das kleine Händchen seines Sohnes.
    »Es gibt auch nichts zu berichten«, meinte er dann kurz. »Friedrich war kühl, wenn auch verbindlich, und wich mir aus, wenn ich über Politik mit ihm reden wollte.«
    Seine Frau zog die Augenbrauen hoch. »Das ist ja ganz neu. Wie das?«
    Heinrich legte sanft das Kind in die Wiege und deckte es sorgsam zu.

    »Mathilde«, sagte er dann zögernd, »ich wollte dir schon lange etwas sagen. Es hat Mißstimmung gegeben zwischen meinem Vetter Friedrich und mir, und zwar schon bei meiner Rückkehr aus dem Heiligen Land.
    Es war mir natürlich klar, daß Kaiser Manuel meinem Vetter Friedrich in Italien immer wieder Ärger machte. Einerseits hatte Manuel mich so großartig aufgenommen, andererseits will ich auch Friedrich helfen, mit dem mich enge Blutsbande verbinden und dem ich Treue geschworen habe. Ich zerbrach mir also den Kopf, wie ein dauerhafter Frieden zwischen den beiden Kaisern aussehen sollte, und hatte dann den Gedanken, wenn Friedrich Manuel einen Streifen Land in Italien überlassen wollte, könnten beide in Frieden miteinander auskommen. Stolz berichtete ich nach meiner Heimkehr meinem Vetter, daß Manuel sehr angetan von dieser Lösung sei. Ich glaubte, er sei froh und dankbar; aber statt dessen traf ihn fast der Schlag. Empört schrie er mich an, das sei eine unglaubliche Zumutung, und nie würde er dem Komnenen freiwillig auch nur einen Fußbreit Bodens in Italien abtreten. Natürlich wäre es eine große Erleichterung für ihn gewesen, wenn mit der Aufwiegelung Manuels der Lombardei und Siziliens endlich ein Ende gewesen wäre, aber dafür einen byzantinischen Stützpunkt in Italien? Nie und nimmer, der Preis sei unerträglich hoch. Statt mir zu danken, warf er mir Hochverrat vor. Mir! Der ich nur seine Interessen im Auge gehabt hatte! Ich hatte es gut gemeint und war nun tief verletzt über Friedrichs groben Undank. Du weißt ja, Mathilde, daß ich ein ehrlicher Mann bin und auch gern klar und deutlich ausspreche, was ich denke. Darum sagte ich zum Kaiser: ›Du bist ja nur eifersüchtig, weil Kaiser Manuel mich eingeladen hat und nicht dich, darum bist du jetzt so himmelschreiend ungerecht zu mir. Glaub nur nicht, daß du etwas Besseres bist als ich. Mein Großvater war schließlich Kaiser und dein
Vater war nur Herzog von Schwaben, und wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, dann wäre mein Vater Kaiser geworden. Und dann hast du auch noch versucht, mir meine Herzogtümer vorzuenthalten, weil ich beim Tod meines Vaters noch ein wehrloses Kind war. Das war nicht anständig von dir, Friedrich. Obwohl du es gar nicht verdient hast, wollte ich dir bei Manuel behilflich sein, und zum Dank schreist du mich jetzt an und beleidigst mich. Ich glaube nicht, daß ich mich in Zukunft noch sehr um deine Interessen bemühen werde.‹«
    Mathilde sah ihren Mann mit weit aufgerissenen Augen an. Heinrich lächelte etwas mühsam und fügte noch hinzu: »Er hat mich gereizt, verstehst du. Aber ich fürchte, daß Friedrich mich seit dieser Stunde bedeutend weniger liebt als zuvor.«
    Er stand auf und streckte sich; der Blick, den er in die Wiege warf, wo sein winziger Sohn selig schlummerte, war von großer Zärtlichkeit.
    »Du mußt keine Angst haben, Mathilde. Für ihn, für unseren Sohn, werde ich alles tun, damit er zu seiner Zeit frei und glücklich leben und herrschen kann. Ich bin bereit, mich mit endlosen Ritten zu schinden und mit aufsässigen Grafen und Bischöfen zu plagen, damit er eines Tages ein blühendes Reich erben wird. Nichts ist mir zuviel für ihn. Er ist jetzt der Sinn meines Lebens, und ich bin dir, meine Liebste, aus tiefstem Herzen dankbar für ihn.«
    So war Herzog Heinrich nun einmal.
     
    Wenn es nach Mathilde gegangen wäre, hätte ich noch lange in Braunschweig bleiben können; aber Gottschalk hatte inzwischen - ohne meine tatkräftige Unterstützung - alle Waren verkauft und neue eingehandelt und drängte auf Abreise. Und außerdem hatte ich auch große Sehnsucht nach meinen Kindern, und wir kehrten ohne Zwischenfälle
in Begleitung von Mathildes Haushofmeister nach Köln zurück. Ich kümmerte mich mit Feuereifer um die Bilder von Thomas Becket, und wir verdienten soviel Geld damit, daß Gottschalk alle restlichen Schulden seiner Familie abbezahlen

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