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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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ich bei ihm und litt mit ihm. In meinen Gedanken schritt ich an seiner Seite auf den Kaiser und die Kaiserin zu, die mit ernsten Gesichtern, aber innerlich triumphierend, auf ihrem Thron saßen. Ich sank neben ihm auf die Knie und verneigte mich, und als Heinrich den Fuß des Kaisers küßte, war mein Mund neben dem seinen. Ich kostete die Verzweiflung der Niederlage mit ihm aus, so wie ich seine Macht und Herrlichkeit über viele Jahre mit ihm geteilt hatte. Meine Seele war bei ihm, als der Kaiser ihn eine Weile liegenließ, dann sanft in die Höhe zog und auf die Wange küßte. Ich sah, obwohl ich weit entfernt war, die gefühlvollen Tränen über Friedrichs Antlitz rollen, ich sah das winzige Triumphlächeln der Kaiserin. Auch über
mich hat Beatrix in diesem Augenblick gesiegt, meine Kinder werden ihren Kindern nichts wegnehmen können.
    Aber die Welt sah nur den großen, großmütigen, verzeihenden Kaiser - und den Löwen im Staub.
     
    Am nächsten Tag verkündete Friedrich dann, daß er in kaiserlicher Großmut seinem sehr geliebten und nun geläuterten Vetter Braunschweig und Lüneburg mit dem dazugehörigen Umland überlasse - er durfte sich künftig Herzog von Braunschweig nennen. Aber weil er es gewagt hat, dem Kaiser Widerstand zu leisten, mußte er in die Verbannung gehen. Nach England, zu meinem Vater. Nicht sofort - er durfte vorher noch die Belange seines großartigen neuen Reiches ordnen und Verwalter einsetzen. Denn ich, obwohl nicht von der Verbannung betroffen, werde mit meinem Mann gehen, wohin auch immer sein Weg sich wendet.
     
    Möge Gott seine Hand über uns halten, wie auch über dich und deine ganze Familie.
    Deine Freundin Mathilde.
     
    Ich sehe, du hörst ganz atemlos zu. Ich gebe zu, meine Tochter, daß die Geschicke der Herzogin Mathilde spannender sind als die deiner Mutter, die sich so sehr über ihr neues Haus freute, was in deinen Augen natürlich völlig unbedeutend ist.
    Hast du für heute genug? Nein? Dann sollst du auch noch Mathildes nächsten Brief hören, der mich im folgenden Jahr erreichte.
     
    Mathilde, einst durch Gottes Gnade Prinzessin von England und Herzogin von Sachsen und Bayern, nunmehr Herzogin von Braunschweig, aus der Verbannung an ihre Freundin Sophia, Kauffrau in Köln.

    Gottes Gruß und Segen, liebste Freundin. Ich bete darum, daß du wohlauf bist und alle deine Lieben ebenso.
     
    Ich möchte dir nun berichten, wie es mit unserem völlig umgestürzten Leben weiterging.
    Kurz vor unserer Abreise erschien ein Bote aus Dänemark. Er brachte die Nachricht, daß König Waldemar verstorben und sein Sohn Knut ihm auf den Thron gefolgt war. Er hatte auch einen Brief für Heinrich und mich dabei. Seine Tochter Gertrud, nunmehr dänische Königin, sandte uns ihre liebevollsten Grüße und ließ uns wissen, ihr Gemahl weigere sich, seine Krone von Barbarossa als Lehen entgegenzunehmen. Er habe hingegen die Absicht, die slawischen Lande seinem Reich einzugliedern.
    Heinrich lachte bitter, als er dies las. ›Wie habe ich mich jahrzehntelang um diese Gebiete bemüht! So viele Anstrengungen, so viele Kämpfe … Da ist es mir schon lieber, wenn meine eigene Tochter nun den Nutzen davon hat. Spätestens jetzt muß auch mein kluger und vorausschauender Vetter Friedrich merken, daß er seinen eigenen Schutzschild im Osten zerschmettert hat.‹
     
    Im Jahre des Herrn 1182 verließen wir, dem Befehle des Kaisers gehorchend, unser geliebtes Braunschweig, um in die Finsternis der Verbannung zu gehen. Aber so finster war es für mich auch wieder nicht; ich hatte mich damit abgefunden, meine veränderten Lebensumstände in Würde auf mich zu nehmen; und dann freute ich mich auch darauf, nach so vielen Jahren meine Familie wiederzusehen.
    Es war mir allerdings ein großer Schmerz, daß wir nur unsere Tochter Richenza sowie Heinrich und Otto mitnehmen durften. Unseren lieben Sohn Lothar hatte der Kaiser ›eingeladen‹. Er traute offenbar meinem Löwen nicht so weit, daß er auf eine Geisel verzichtet hätte. Lothar war damals
erst sieben Jahre alt, und ich habe ihn bis jetzt nicht wiedersehen dürfen.
    Unsere Schar war bewußt klein gehalten, denn wir wußten, daß wir als Bittsteller, als Gäste an den Hof meines Vaters kamen, und wollten ihn nicht mit dem Unterhalt unnötig vieler Menschen belasten. Aber als wir loszogen, wälzte sich ein riesiger Zug Reiter über das Land. Zahllose sächsische Ritter ließen es sich nicht nehmen, ihrem ehemaligen Herzog das Geleit bis zur

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