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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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sagen wir mal: anderen Dingen zugewandt. Hätte die Huldigungen anderer Männer, vielleicht auch nur dieser Troubadoure, als Entschädigung angenommen. Wäre dem ausgemusterten Heinrich vielleicht kühler begegnet …
    Aber nicht so Mathilde. Sie blieb völlig unbeirrt auf ihrem schnurgeraden Weg. Dieser Mann war ihr Leben, ihr Ziel. Und wenn es nicht um die verscherzte Zukunft ihrer Kinder gegangen wäre, dann hätte sie über alle Schläge kaum mit der Wimper gezuckt.
    Schau doch bitte noch einmal in den Kasten, da muß noch ein Brief sein, den sie mir später geschrieben hat. Mit einem dicken Siegel darauf. Ja, dieser ist es. Willst du erfahren, wie Mathildes Leben weiterging? Nun denn.
     
    Mathilde, einst Prinzessin von England sowie Herzogin von Sachsen und Bayern, nunmehr stiller Gast am Hofe ihres Vaters, des glanzvollen und ruhmreichen Königs Heinrich von England, Herzog der Normandie und so weiter, an ihre geliebte Freundin Sophia, Kauffrau in Köln.
     
    Lange habe ich nichts von dir gehört, meine Sophia. Ich kann nur hoffen, daß du bei bester Gesundheit bist, und deine Familie ebenso.
    Mein Löwe, unsere Kinder und auch ich selbst sind nun Randfiguren unserer Zeit, und darum nehme ich an, daß
selbst die Kaufleute wenig über uns erfahren und du nicht wissen kannst, wie es uns ergeht. Laß mich dir also berichten.
    Das Weihnachtsfest des Jahres 1182, von dem ich dir schon in meinem letzten Brief erzählte, wird in meinem Gedächtnis bleiben, nicht nur, weil es das erste ist, das wir nicht an unserem eigenen Hof feierten. Das erste, das nicht von mir mit Pracht ausgerichtet wurde. Das erste, an dem wir keine großzügigen Geschenke zu verteilen hatten. Dabei kamen wir nicht als Bettler zu meinem Vater: Gütig, wie er nun einmal ist, hat Kaiser Friedrich meinem Mann erlaubt, einen Teil der Einkünfte, die uns aus Braunschweig und Lüneburg zustehen, auch in der Fremde empfangen zu dürfen! Ach, Sophia, das reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Ich dachte schon darüber nach, alle Getreuen samt und sonders in die Heimat zu schicken, weil wir sie nicht ernähren konnten. Aber mein Vater nahm mich beiseite und verlangte genaue Auskunft über unsere Geldmittel. ›Dein Mann ziert sich und will mir nichts sagen‹, bemerkte er. ›Aber ich werde nicht zulassen, daß meine Tochter darbt.‹ Dann zahlte er uns fünfzig Pfund Rente aus - täglich! Und nicht genug damit: Immer wieder gab es Geschenke, junge Pferde, großzügige Zuwendungen an Bier und Wein, Gastmähler für uns und unsere sämtlichen Bediensteten, und dergleichen mehr.
    An diesem Weihnachtsfest überschüttete er uns geradezu mit Gaben, aber noch mehr freute mich, daß alle meine Brüder auf Befehl meines Vaters gekommen waren: Heinrich, Gottfried, Richard Löwenherz und unser Jüngster, Johann. Es war das letzte Mal, daß wir fröhlich zusammen waren. Meine Brüder wollten endlich die Herrschaft über die ihnen versprochenen Gebiete! Am besten stand noch Richard da, der Erbe von Aquitanien von Mutters Seite. Gottfried hingegen durfte noch immer nicht in der Bretagne regieren, ganz zu schweigen von dem jungen Heinrich, dem abgöttisch
geliebten Herzenssohn meines Vaters, welcher dereinst der Oberherr des riesigen angevinischen Reiches werden sollte - aber eben nicht zu Lebzeiten meines Vaters.
     
    Es fällt mir sehr schwer, dir das Folgende zu berichten. Oh, Sophia, nie hätte ich geglaubt, daß so schreckliche Dinge innerhalb unserer Familie geschehen könnten! Es wurde Vater zugetragen, daß sein Sohn Heinrich einen Überfall auf die aquitanischen Besitzungen Richards plante. Also schickte er Richard nach Süden, damit er sein Eigentum verteidigen konnte. Als zu hören war, mit welchem bedenkenlosen Ungestüm Löwenherz feindliche Burgen berannte, folgte Vater ihm mit seinen Kriegern, um ihn zu unterstützen. Dabei geschah es gleich zweimal, daß Pfeile aus dem Hinterhalt auf Vater abgeschossen wurden, und das nicht etwa bei Kämpfen, sondern mitten in Friedensverhandlungen. Dies hatte nicht ohne Wissen und Willen des jungen Heinrich geschehen können, und Vater war außer sich vor Schmerz, daß sein Thronerbe offenbar nicht warten mochte, bis die Lebensuhr seines Vaters auf natürliche Weise abgelaufen war. Dann hörte er, daß Heinrich erkrankt war, und sandte ihm auf der Stelle seinen Ring zu zum Zeichen, daß er ihm die Mordanschläge vergeben hatte. Aber Heinrich starb - der schöne, strahlende Thronerbe, der die Hoffnung der

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