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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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gleichzeitig an ihrem Leib Platz fanden, und schaute uns streng an, so daß wir es nicht wagten, eins der Kleinen in die Hand zu nehmen, sondern alle zusammen nur entzückt das junge Leben betrachteten.
     
    Als wir den Stall verließen, sagte Blithildis noch ganz beiläufig: »Mutter, du hättest gar nicht so zu zanken brauchen, es war ja noch gar nichts passiert.«

    Wenn dies der Fall war, was ich sehr hoffte, dann war das vermutlich nicht Blithildis’ Schuld.
     
    Es fiel mir nicht schwer, Gottschalk diese Eheverbindung schmackhaft zu machen. Wir kannten Werners Mutter als eine grundsolide Frau aus bester Familie, die ihre vier Kinder aus erster und die beiden aus zweiter Ehe alle gleich und gerecht erzog und ihrem Mann eine gute, tüchtige Gefährtin war. Und Werners früh verstorbener Vater Albero Hardefust war ein Bruder von Hildeger Hardefust gewesen, der meine Base Engilradis geheiratet hatte, am gleichen Tag, als auch Gottschalk und ich zum Traualtar schritten.
    Werner hatte als ältestes Kind eine fundierte Kaufmannslehre bei seinem Stiefvater Ludwig Crop erhalten, es sprach also nichts gegen eine Ehe zwischen ihm und Blithildis. Gottschalk meinte zuerst, das eile wohl nicht so; wie die meisten Väter sah er seine Tochter nur als Kind. Ich aber hatte längst bemerkt, daß Blithildis zum Weibchen geworden war und ihre Schmeichelkünste nicht auf ihren Vater allein beschränkte. Darum schien es mir richtig, ihr rasch die neuen Aufgaben einer Ehefrau zu übertragen.
    Also luden wir halb Köln zur ersten Hochzeit eines unserer Kinder ein.
    Du wußtest gar nicht, daß dein Schwager Werner ein Hardefust ist? Ja, ich weiß auch nicht, wie es kam, aber er wird immer nur Overstolz genannt, seit er in unsere Familie eingetreten ist. Vielleicht kommt es daher, daß Blithildis in dieser Ehe das Sagen hat und Werner ihr treu ergeben und gehorsam ist, gleichsam ein Anhängsel zu Blithildis Overstolz?
     
    Dein Vater hatte für diese Hochzeitsfeier das Bürgerhaus gemietet, das war bei der großen Anzahl an Gästen unumgänglich. Und natürlich blieb dem jungen Paar der Brauch auch nicht erspart, der den meisten jungen Bräuten gar
nicht gefällt: daß nämlich die gesamten Hochzeitsgäste, davon wahrlich nicht ein einziger mehr nüchtern (außer mir allerdings), sie zum Brautlager geleiten wollten. Sie zogen also hinter den Neuvermählten her zu ihrem neuen Haus, ein Geschenk meiner Eltern. Dort hielten sie grölend inne, umgeben von sämtlichen Fackelträgern, die Köln aufzubieten hatte, und machten die üblichen derben Späße, über die Grenze des Anstands hinaus. Unsere Kinderfrau hatte das Haus gehütet und öffnete nun, hielt Salz und Brot für das junge Paar bereit und wünschte ihnen alles Glück der Welt für ihren beginnenden Ehestand.
    Blithildis brach ein Stückchen von dem Brot ab, tunkte es in das Salz, ließ Werner davon abbeißen und steckte die andere Hälfte in den Mund. Dann hob Werner sie hoch und trug sie über die Schwelle, unter dem Jubel der Hochzeitsgäste, die hinterherdrängen wollten. Aber da hatten sie nicht mit Blithildis gerechnet. Drinnen sprang die Braut flugs aus Werners Armen und rief: »Und nun, gute Leute, geht nach Haus und schlaft euren Rausch aus. Wir kommen vermutlich auch ohne eure Hilfe zurecht. Und daß mir morgen keiner kommt, um das Brautlaken zu inspizieren, ich würde ihn auf der Stelle hinauswerfen.«
    Damit schmetterte sie die Tür ins Schloß. Ja, meine Tochter ist schneidig, das muß man ihr lassen.
     
    Gottschalk schüttelte den Kopf und lachte, als wir die wenigen Schritte zu unserem Haus gingen. Er war etwas angeheitert und schien mir noch recht unternehmungslustig.
    »Nun sind wir also Schwiegereltern, meine Sophia«, sagte er. »Glaubst du, du kannst mir dennoch die Freuden spenden, die auch unsere Tochter heute hoffentlich erfährt?«
    Und hoffentlich zum erstenmal, dachte ich. Aber laut sagte ich: »Nur, wenn du entweder eine Buße auf dich nimmst oder bei der Beichte ziemlich vergeßlich wirst.«

    Gottschalk blieb stehen. Im Mondlicht sah ich, wie er nachdenklich die Stirn runzelte. Dann hellte sich seine Miene auf.
    »Meinst du etwa damit …«
    »Ja, wir machen dem jungen Paar noch einmal vor, wie man zu Eltern wird.«
    Da lachte Gottschalk, hob mich hoch, schwenkte mich herum und sagte fröhlich: »Deshalb hast du also den ganzen Tag den Weinkrug an dir vorbeigehen lassen, ich habe mich schon gewundert. Komm, Liebste, wir feiern das jetzt zusammen; und

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