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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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ist tot, Sophia.«
    Ich schnappte nach Luft und brachte nur mühsam heraus: »Und mein Vetter Hermann Scherfgin?«
    »Er war unser Führer und fiel an unserer Spitze. Es tut mir sehr leid.«
    Und Waldever ging mit müden Schritten davon und ließ Gottschalk und mich verzweifelt zurück. Da kam meine Base Engilradis angelaufen, mühsam, denn auch sie war hochschwanger.
    »Warte, Waldever; ich suche meinen Bruder Theoderich!«
    Aber Waldever hatte nicht mehr die Kraft, weitere Todesbotschaften zu verkündigen. Er schüttelte nur stumm den Kopf, schlug ein Kreuz und ging. Engilradis blieb fassungslos bei uns zurück.
     
    Wir standen am Hafen, hielten uns eng umschlungen und weinten lange. Männer, die die Schiffe entluden, rempelten uns an und schimpften, weil wir ihnen nicht aus dem Weg gegangen waren. Es waren zwar wenige Männer aus Köln zurückgekehrt, aber die Beute war sehr beachtlich. Die Schlange der Träger, welche Kisten und Ballen auf Karren zum Lagerhaus brachten, nahm kein Ende. Das interessierte uns jedoch nicht im mindesten.
    Schließlich löste sich Gottschalk aus meinen Armen. »Du weißt, wohin ich jetzt gehen muß?« fragte er. Ich nickte beklommen. Methildis sollte nicht von Fremden erfahren, daß sie Witwe geworden war. Und dann war da auch noch immer die alte Godelive, Gottschalks und Regenzos Mutter; fast siebzig Jahre alt und ans Bett gefesselt schon seit Jahren. Wie sollte man ihr beibringen, daß ihr jüngerer Sohn ums Leben gekommen war?

    »Oder ob ich doch erst einmal herausfinde, was genau geschehen ist?« überlegte Gottschalk. Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, Liebster, schieb es nicht auf. Etwas ganz Schlimmes muß man immer sofort erledigen. Ich gehe mit dir.«
     
    Das war die richtige Entscheidung. Methildis fing an zu schreien und zu wehklagen, als Gottschalk ihr die schreckliche Botschaft so schonend wie möglich beibrachte. Die alte Godelive aber gab keinen Ton von sich, nur die Tränen liefen in Strömen über ihr faltiges Gesicht. Ich sah Gottschalk an, daß er, der ja selbst vor Schmerz um den Bruder ganz zerstört war, am liebsten auf und davon gerannt wäre, und ich hielt seine Hand ganz fest, um ihn daran zu hindern.
    Wir hätten fast das Klopfen an der Haustür überhört; aber die Magd, die weinend in der Küche gesessen hatte, kam herauf.
    »Es sind Männer unten vom Rat, und Herr Gottschalk soll kommen«, sagte sie. Es zeigte sich, daß die Schiffe eine unermeßliche Beute mitgebracht hatten, die nun unter den Kämpfern verteilt werden sollte - auch den Gefallenen stand ihr Anteil zu. Darum sollten die Heimkehrer wie auch die Hinterbliebenen sich am nächsten Tag im Lagerhaus versammeln, bis dahin sollten Listen angefertigt werden. Was übrig blieb, wurde dann versteigert.
    Der Anteil, der auf Regenzo entfiel, war gar nicht klein, denn er war erst ganz zum Schluß gefallen. Aber das tröstete seine Witwe nicht, und seine alte Mutter schon gar nicht. Godelive weinte sich eine Woche lang die Augen aus und wachte am achten Morgen nicht wieder auf. Methildis aber stand noch im gleichen Jahr mit Waltelm von der Aducht vor dem Traualtar; sie bekam in dieser zweiten Ehe noch drei Kinder, und aus der zänkischen Methildis wurde eine zufriedene Frau.

    Nachdem wir uns einige Tage in unserem Schmerz vergraben hatten, gingen wir zu Waldever, um zu hören, was denn nun genau geschehen war. Dies aber erfuhren wir:
    Die Kreuzfahrer, die wir so stolz den Rhein hatten hinabsegeln sehen, hatten sich an der Meeresküste mit sieben anderen Schiffen aus norddeutschen Landen zusammengefunden. Sie wollten gemeinsam mit dem englischen König Richard Löwenherz und Philipp August von Frankreich ins Heilige Land segeln. Aber keiner der beiden Herrscher war reisefertig. Richard führte Krieg mit seinem eigenen Vater, der zu dieser Zeit noch fünf Monate zu leben hatte, und Philipp August wollte sich offenbar gerne ganz vor diesem unerwünschten Kreuzzug drücken. Die Schiffsführer berieten also, was sie nun anfangen sollten: Allein ins Heilige Land segeln? Das wäre sicher unvernünftig gewesen. Auf die Könige warten? Sie waren nicht darauf vorbereitet, sich auf unbestimmte Zeit an der deutschen Küste herumzudrücken. Schließlich kam mein Vetter Hermann Scherfgin, der Anführer der Kölner, auf eine glorreiche Idee. Er erinnerte sich, daß beim letzten Kreuzzug vor vier Jahrzehnten die Kölner von vornherein nicht Palästina als Angriffsziel für ihre Heidenbekämpfung gewählt hatten,

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