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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Finger.« O weh! jetzt erkannte ich die Stimme. Es war meine eigene Tochter Blithildis. Bei der Köchin wäre ich ja möglicherweise ganz leise wieder fortgegangen, aber hier mußte ich natürlich sofort einschreiten. Ich hob die Heugabel, ließ sie mit Gepolter auf den Boden fallen und rief: »Blithildis, komm herunter, und zwar auf der Stelle!«
    Betretenes Schweigen. Dann erschien meine Tochter oben an der Leiter und schaute zu mir herunter. Zögernd stieg sie herab und sah mich verlegen und trotzig an.
    »Und du auch, aber ein bißchen plötzlich«, rief ich hinauf. »Oder bist du so feige, daß du Blithildis allein ihre Strafpredigt entgegennehmen läßt?«
    Einen Moment lang war es ganz still, der Mann mußte offenbar erst seinen Mut zusammenkratzen. Dann sah ich oben das hochrote Gesicht von Werner Hardefust. Zögernd kletterte auch er herab und stand mit hängendem Kopf vor mir. Ein rascher, prüfender Blick von mir: Die Kleidung der beiden war nicht so sehr in Unordnung, daß ich das Schlimmste hätte befürchten müssen. Als ich sah, wie Blithildis verstohlen seine Hand ergriff, weil er sich offensichtlich sehr vor mir fürchtete, mußte ich mich zusammennehmen, um nicht etwa loszulachen.
    »Was fällt euch eigentlich ein? Was macht ihr auf dem Heuboden?« setzte ich zu meiner Predigt an. Das war der falsche Anfang! Sofort zischte mein Feuerteufelchen auf
mich los. »Ja, was denn wohl? Eine dumme Frage, muß ich sagen.«
    Dafür wäre natürlich eine Ohrfeige fällig gewesen, aber ich wollte sie nicht vor Werner beschämen. Der hatte sich inzwischen gefaßt, nahm Haltung an und erklärte tapfer:
    »Tante Sophia, ich bitte dich um Verzeihung. Es war natürlich allein meine Schuld, ich habe Blithildis überredet. Ich bitte dich hiermit um die Hand deiner Tochter.«
    Um die Hand meiner Tochter? Da stand er, neunzehn Jahre alt, bartlos, die rotblonden Haare standen ihm zu Berge, vermutlich weil Blithildis darin gewühlt hatte, und er mußte all seinen Mut aufbringen, um mir in die Augen zu sehen. Eigentlich war er noch fast ein Kind. Meine fünfzehnjährige Tochter hingegen schien mir alles andere als kindlich. Kämpferisch schob sie das Kinn vor und funkelte mich an.
    Ungerührt fuhr ich mit meiner Strafpredigt fort.
    »Werner, ich bin tief enttäuscht von dir. Blithildis ist die Tochter einer sehr angesehenen Familie; sie hat absolut nichts im Heu zu suchen, sondern soll einst mit Ehren in die Ehe gehen. Außerdem seid ihr auch noch miteinander verwandt. Ihr solltet euch schämen«, schimpfte ich weiter.
    Da hatte ich aber falsch mit meiner Tochter gewettet. »Verwandt? Das ist gar nicht wahr. Werners Mutter hat als Witwe deinen Verwandten Ludwig Crop geheiratet. Werner ist aber der Sohn von Albero Hardefust und darum gar nicht mit uns verwandt.«
    Sie hatte recht, und das ärgerte mich.
    »Aber seine Geschwister aus der zweiten Ehe seiner Mutter sind mit uns blutsverwandt!« sagte ich, und meine Stimme wurde schon deutlich lauter.
    »Das hat damit gar nichts zu tun«, erklärte meine Tochter sehr richtig. »Es gibt also keineswegs ein Ehehindernis, und du hast ja gehört, daß Werner mich heiraten will!«

    Ich wette, diese Idee war ihm vorher nie in den Sinn gekommen, aber jetzt nickte er heftig und preßte Blithildis’ Hand so fest, daß sie »Au!« schrie und sie ihm entzog.
    »Ich liebe Blithildis, Tante Sophia!« sagte er beschwörend. »Bitte gib sie mir, und ich werde alles tun, was du verlangst!« Und meine Tochter sank an seine Brust und strahlte ihn siegreich an.
    Ich wußte, wann es an der Zeit für einen Rückzieher war.
    »Ich werde mit deinem Vater darüber sprechen«, sagte ich zu Blithildis. »Aber damit das klar ist: Im Heu wünsche ich euch nie wieder zu finden!«
    »Wir hätten auch nicht gedacht, daß uns jemand hier findet, denn sonst ist um diese Zeit ja niemand im Stall« erwiderte meine Tochter unbeirrt. »Was hast du denn eigentlich hier gesucht?«
    Mir fiel es wieder ein. »Ich wollte sehen, ob die Katze hier ihre Jungen geworfen hat«, sagte ich lahm.
    »Die haben wir längst entdeckt. Schau, Mutter, hier hinter dem Futterkorb liegen sie.« Und meine Tochter zog mich in eine dunkle Ecke und schob den staubigen Korb beiseite. Da lagen sie: drei winzige, blinde Wesen, zwei mit weißem Fell und schwarzen Flecken und rosa Pfötchen und ein kleines grauschwarzes Tigerchen. Eins gähnte, oder vielleicht sollte es auch ein Fauchen sein. Die Katze lag ausgestreckt, daß alle drei

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