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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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ist mir entsetzlich schwer gefallen. Und meine Kinder fehlen mir auch so sehr, sie sind alle in der Normandie. Außer Lothar, der noch immer in Augsburg weilt, als Geisel für das Wohlverhalten seines Vater«, sagte sie bitter.
    »Aber ich muß jetzt dieses Land für meinen Löwen regieren, so gut ich nur kann. Und dann habe ich ja dieses Unterpfand seiner Liebe in meinem Leib. Außerdem - von den drei Jahren sind ja nun schon zwei Monate vorbei …«
    Und sie lächelte, aber ihre Augen schimmerten feucht, und sie wandte den Blick ab, damit ich es nicht sehen sollte.
    Ich streichelte ihren Arm und bemerkte die ersten grauen Haare auf ihrem schön frisierten Kopf. Auch zarte Fältchen zeichneten sich in ihrem Gesicht ab, die Aufregungen und Sorgen der letzten Jahre waren nicht spurlos an ihr vorbeigegangen.
    »Du siehst ein wenig müde aus«, sagte ich liebevoll.
    Sie straffte sich. Mehr denn je erinnerte sie mich in ihrer Haltung an ihre Mutter, die Königin Alienor, die noch immer als Gefangene in England saß.
    »Was heißt hier müde? Ich habe Pflichten, und ich werde sie erfüllen.
    Aber nun bist du ja hier, und darüber bin ich sehr froh. Schick deinen Mann und seine Leute ruhig nach Lübeck, sie sollen sich Zeit lassen, wir brauchen eine Weile für uns allein. Laß uns gleich einmal planen, was wir alles unternehmen wollen.«

    Wir verbrachten zwei herrliche Wochen miteinander. Wir gingen viel miteinander spazieren; ich sah, wie die Stadt Braunschweig aufblühte, und merkte mir genau, welche Waren wir hier in Zukunft am besten absetzen konnten. Mathilde hatte mir ein Lager in ihrem Schlafzimmer richten lassen und ihre Kammerfrau in den Vorraum verbannt. So konnten wir vor dem Einschlafen noch miteinander vergnügt schwatzen und kichern, so wie damals, als wir noch junge Mädchen waren. Das machte uns viel Freude. Mathilde verschob alle nicht zu dringenden Pflichten, um Zeit für mich zu haben. Und einmal wieder ganz sorglos zu sein …
     
    Bis ich dann eines Nachts träumte, ich ritt auf einem sanften weißen Pferd über eine saftige Wiese. Mir war sehr wohl zumute, aber da fing das Pferd zu stöhnen an, immer lauter, und mir wurde angst. Ich wollte es beruhigen, aber es stöhnte weiter, wie ein Mensch. Und dann rief das Pferd auch noch meinen Namen! Da erwachte ich und fand mich im dunklen Schlafgemach, aber das Stöhnen war noch immer da.
    »Mathilde?« flüsterte ich. Stille. Ich glitt aus meinem Bett, tappte im Dunkeln zu ihr hinüber, stieß mir den Zeh an einem Schemel. Es war eine sternklare Nacht, und langsam erkannte ich einen Umriß auf dem Kissen.
    »Mathilde?«
    Da ging das Stöhnen wieder los.
    »Sophia, hilf mir, ich habe solche Schmerzen«, flüsterte sie.
    Ich rief laut nach der Kammerfrau, und gleich darauf rumorte es nebenan, und sie kam mit dem Nachtlicht hereingestolpert. Ich sah, daß Mathilde kreidebleich war.
    »Was hast du, Mathilde?« rief ich entsetzt.
    Die Kammerfrau zog die Bettdecke fort und prallte zurück. Ein dunkler Fleck unter Mathilde, er wurde immer größer.

    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Arzt kam. Ich machte Mathilde einen kalten Umschlag um den Leib, um das Blut zu stillen, aber es half nichts. Ich merkte, wie ihre Hände und Füße eiskalt wurden, riß den Umschlag wieder fort und legte mich zu ihr, mitten in die Blutlache, um sie mit meinem Körper zu wärmen.
    Mathilde wimmerte. »Es tut so weh, Sophia. Mein armes Kindchen. Ich hatte mich so darauf gefreut. Mein Löwe weiß noch gar nichts davon, ich hatte erst eine schwache Ahnung, als er abritt, und dachte, es soll eine Überraschung für ihn werden …«
    »Alles wird gut, Mathilde. Alles wird gut«, murmelte ich in ihr Ohr. Sie klammerte sich an mich. Ganz leise sagte sie: »Ach, wie traurig wird mein Löwe sein …« und dann nichts mehr. Als der Arzt endlich ankam, hielt ich bitterlich weinend die Leiche meiner liebsten Freundin in den Armen.

    Später erfuhr ich, daß nur eine Woche darauf auch ihr Vater, der große König Heinrich von England, gestorben war, gebrochen, krank und von den eigenen Söhnen verfolgt. Sein Schwiegersohn, der Löwe, hatte ihm nicht beistehen können. Er war in der Annahme, König Heinrich dort vorzufinden, nach England gesegelt. Als er hier erfuhr, daß der König auf dem Festland weilte, war der Löwe statt dessen zu Königin Alienor gereist, um ihr die liebevollen Grüße ihrer Tochter Mathilde zu überbringen. Er machte gerade mit der Königin einen gemächlichen Ausritt

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