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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Verbündeten gefällig sein wollte, versprach ihm einen Kriegszug gegen Adolfs Feinde, und damit waren wir Kölner gemeint. Dann sperrten die Anhänger des Erzbischofs den Rhein, und zwar sowohl oberhalb wie auch unterhalb Kölns, und schnitten uns damit unsere Lebensader ab.
     
    Wir schlugen zurück: König Otto, der Herzog von Limburg (der die Verwaltung des Erzbistums nach Adolfs Exkommunikation übernommen hatte) und die Kölner Bürger eroberten Burg Hochstaden, nordwestlich von Köln. Was das eine mit dem anderen zu tun hatte, weiß ich nicht und habe es auch damals nicht verstanden. Über Kriegstaktik habe ich eben nie etwas gelernt.
     
    Wenige Tage später befanden die päpstlichen Delegierten, die dem Erzbischof zugestandene Frist zur Rechtfertigung vor dem Heiligen Vater sei nunmehr abgelaufen, ohne daß
Adolf sie genutzt hätte, und sie erklärten ihn in einer feierlichen Handlung im Dom, an der auch König Otto anwesend war, für abgesetzt und sämtlicher geistlichen und weltlichen Würden verlustig.
    Auch dieses Mal war der Dom zum Platzen mit Menschen gefüllt. Aber obwohl die Kölner Otto anhingen und damit zu Adolfs Gegnern zählten, hörten sie den Spruch der Delegierten in bangem Schweigen und ohne jede Freudenbekundung an. Wir ahnten, daß dies sehr teuer für uns werden könnte.
     
    Ende Juli wurde dann als neuer Erzbischof Bruno von Sayn gewählt. Prompt fiel darauf der abgesetzte Erzbischof Adolf in das Gebiet des Herzogs von Limburg ein, der zu Ottos Anhängern zählte. Deutz auf der gegenüberliegenden Rheinseite war von den Männern des Grafen von Berg besetzt, aus dessen Familie Adolf stammte, und sie ärgerten uns Kölner nun, wo sie nur konnten. Der Rhein konnte uns zur Zeit gar nicht breit genug sein.
    Im Gegenzug ritt Erzbischof Bruno dafür in das Gebiet des Grafen von Hochstaden ein und verheerte es. Beide Erzbischöfe schlugen also auf die Verbündeten des anderen ein, sosehr sie nur konnten. Das bedeutet: geraubtes Vieh, niedergebrannte Behausungen, zertrampelte Ernten und unzählige Tote - auf beiden Seiten.
    Im Krieg gibt es nur Verlierer.
     
    Und dann trat ein, was wir lange gefürchtet hatten: König Philipp rückte wieder gegen Köln vor. Er verkündete, er wolle unsere Stadt, die sich des Majestätsverbrechens schuldig gemacht habe, vom Erdboden vertilgen. Ende September sahen wir sein mächtiges Heer nahen. Es umklammerte unsere Stadt von allen Seiten. Hilflos mußten wir mit ansehen, wie die Belagerungsgeräte in Stellung gebracht
wurden: Rammböcke, die unsere Tore aufbrechen sollten, und Leitern mit Haken, mit denen die Feinde unsere Mauern erklettern wollten, Schleudern, welche dicke Steinbrocken in die Stadt prasseln ließen und damit wahllos Menschen erschlugen.
     
    Ich möchte nichts gegen Erzbischof Bruno sagen. Er setzte jeden Mann, den er hatte, zur Verteidigung ein. Aber wie viele Männer hatte er schon? Wir Bürger wußten, daß wir uns selbst wehren mußten, sozusagen mit Zähnen und Klauen. Jeder Mann mußte anpacken, auch die Greise. Die Scharfäugigsten als Späher, die Stärksten auf der Mauer, um jede Leiter sofort umzustoßen, jedes Hakenseil abzuschneiden oder hochzuziehen. Alle Frauen waren vollauf damit beschäftigt, Wasser zu kochen und Öl zu erhitzen, um es auf die Angreifer zu schütten oder Kalk hinunterzuwerfen, der die Augen verätzte. Als der Kalk zur Neige ging, nahmen wir statt dessen Sand. Jedes Kind, das schon laufen konnte, schleppte an Steinen herbei, was sich nur fand, um sie auf die Angreifer zu schleudern. Auch mußten die Kämpfer mit Nahrung und Wasser versorgt werden. Zum Glück hatten die Bauern der Umgebung ihr Vieh beim Nahen von König Philipps Heer schleunigst in die schützenden Mauern der Stadt getrieben; wir konnten also eine Weile der Belagerung standhalten, ohne zu hungern. Der Rat ließ sämtliche Lebensmittel zählen und berechnete, wie lange man damit die Menschen in Köln ernähren könnte, denn an eine Zufuhr von außen war nicht zu denken. Wir hetzten uns ab vom ersten bis zum letzten Tageslicht, und auch nachts waren die Mauern eng mit Wächtern besetzt.
     
    Ich komme jetzt an einen Punkt, der mich auch heute noch in tiefster Seele schmerzt - zum Tod deines Vaters. Du winkst ab und meinst, ich solle mich nicht mit diesem
Bericht quälen, ganz Köln wüßte schließlich genau, daß er ehrenvoll bei dieser Belagerung gefallen sei?
     
    Ach, meine Methildis. Das glauben alle, aber so war es nicht. Ich selbst habe

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