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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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schaute ihm in die Augen.
    »Wo sonst?« fragte ich knapp.
    »Es ist das Herz, wie du im Stall schon ganz richtig vermutet hast«, erklärte er. »Und es ist nicht das erste Mal …«
    »Wieso hast du mir nichts davon gesagt?« rief ich erbittert aus. Gottschalk zuckte nur mit den Achseln.
     
    Ich wußte nicht, was ich ihm an Medizin hätte geben sollen, denn mit Herzerkrankungen kannte ich mich gar nicht aus. Statt dessen holte ich mir warmes Wasser aus der Küche und begann vorsichtig, das Blut von seinem Kopf zu waschen.
    »Alter Narr, schon wieder! Immer und immer wieder! Wann wirst du endlich damit aufhören?« fletschte ich die Zähne. »Ehe Bela morgen früh unser Haus verläßt, werde ich ihr den Kleiderstoff und den Gürtel geben, weil du es ihr versprochen hast. Wir bleiben niemand etwas schuldig. Jetzt hast du es also schon nötig, dir die Gunst der Mädchen gegen Geschenke zu erkaufen, vermutlich wirst du langsam alt«, fügte ich hämisch hinzu. »Und den Gürtel wolltest du vermutlich aus meinen Beständen nehmen?«
    »Ach, Sophia«, seufzte Gottschalk. »Immer noch eine so spitze Zunge.«
    Er schnappte nach Luft, preßte die Hand auf das Herz und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Mir wurde himmelangst.
    »Ich mag ein lausiger Ehemann gewesen sein, aber ich habe immer nur dich geliebt«, murmelte Gottschalk dann und biß die Zähne zusammen. »Immer nur dich, meine Sophia.«
    Der Schmerz packte ihn erneut, Schweiß trat auf seine
Stirn. »Habe nie begriffen, warum du gerade mich genommen hast. Bist so klug und tüchtig. Hättest jeden haben können, jeden. Meine süße, schöne kleine Sophia …«
    Ich hielt den Atem an. Immer hatte ich mich danach gesehnt, solche Worte von meinem Mann zu hören.
    Er versuchte, nach meinem Arm zu greifen, aber mitten in der Bewegung fiel seine Hand zurück, und ich sah, wie das Leben aus seinen Augen wich.
    Als bald darauf Hermann mit Agathe, der Schwester von St. Ursula herbeigeeilt kam, saß ich stumm neben der Leiche meines Mannes. Mein Schmerz war zu tief für Tränen.
     
    Schwester Agathe, eine gelehrte, aber auch geschwätzige Frau, war es dann, welche in der ganzen Stadt die Geschichte von dem Helden Gottschalk verbreitete, der bei der Verteidigung der Stadt eine Wunde davongetragen hatte und ihr erlegen war. Ich selbst habe nie mehr ein Wort dazu verloren. Da mein Liebster tot war, war es nicht mehr wichtig für mich.
     
    Von den Jahren meiner Witwenschaft will ich nichts weiter berichten. Du hast ja selbst erlebt, wie meine Gelenke erkrankten, so daß ich mich nur mühsam aus meinem Stuhl erheben, nur kurze Strecken humpeln kann - ich, die ich mein Leben lang immer geschwind, immer auf den Beinen war. Ich habe nun Zeit gehabt, nachzudenken; über Gottschalk, dessen Tod mein Lebensgespinst für immer zerrissen hat. Über meine Familie, über die Geschicke meiner Vaterstadt, und auch über mich selbst und die Fehler, die ich in meinem Leben angehäuft habe. Es lohnt nicht, darüber noch mehr Worte zu verlieren.
     
    Aber, meine Tochter, etwas sehr Wichtiges habe ich mir zum Schluß aufgehoben. Ich habe nämlich eine Sache ausgelassen,
von der du erfahren mußt. Ich habe dir berichtet, wie ich das letzte Mal in Braunschweig war und den Löwen kurz vor seinem Tode ein letztes Mal besuchen durfte. Aber bei meinem vorletzten Besuch, drei Jahre vorher, bald nach Mathildes Tod, ereignete sich etwas, was ich dir bisher verschwiegen habe.
     
    Ich saß damals mit dem Herzog in der Kemenate, die seine Frau stets bewohnt hatte. Es dämmerte schon stark, und ich konnte sein Gesicht nicht genau sehen. Er nahm meine Hand und drückte sie. Dann sagte er zu mir:
    »Du weißt, was mir Mathilde bedeutet hat. Sie war das ganz große Geschenk des Himmels für mich. Ich habe mir lange Jahre Sorgen gemacht, was aus ihr würde, wenn ich sterben müßte; denn da ich so viel älter war als sie und so oft im lebensgefährlichen Kampf, habe ich nie daran gezweifelt, vor ihr gehen zu müssen. Später glaubte ich dann, ihre Söhne seien nun alt genug, um sie zu schützen, wenn ich nicht mehr wäre. Nie hätte ich gedacht, daß ich es sein würde, der an ihrem Grabe weint. Es ist sehr hart für mich, daß ich nicht bei ihr war, um ihr Trost zu spenden, als ihr Leben zu Ende ging, und ich werde es nie vergessen, daß du sie dabei in deinen Armen gehalten hast.«
     
    Diese Worte des Herzogs habe ich genau behalten; sie gehören zu den Kostbarkeiten im Schatzkästlein meiner

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