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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Freundin. Dennoch blieb als kleiner Stachel
der Eindruck, daß die Brüder mich als Kauffrau vielleicht doch nicht so ernst nahmen, wie ich es mir gewünscht hätte.
    Mathilde zeigte mir stolz ihren zweiten kleinen Sohn, dem Herzog Heinrich den Namen Lothar gegeben hatte. Daß er nach seinem Urgroßvater benannt wurde, entsprach dem Brauch; aber daß es der Name eines Kaisers war, schien mir fast eine Kampfansage an Barbarossa zu sein.

    Damals vertraute Mathilde mir auch an, was sich jüngst in Chiavenna abgespielt hatte. Über dieses Treffen gibt es tausend Gerüchte, und jeder will etwas anderes darüber wissen, was sich zwischen Kaiser und Herzog zugetragen hat. Aber wer kann schon etwas dazu sagen? Anwesend waren ja nur der Kaiser und seine Gemahlin sowie Herzog Heinrich und Jordan von Blankenburg, eigentlich Heinrichs Truchseß, der aber längst schon zu seinem unvermeidlichen wichtigsten Beamten und ständigen Begleiter geworden war.
    Ich bin davon überzeugt, daß Mathildes Darstellung die einzig richtige ist. Schließlich hat ihr Gemahl ihr dieses Treffen bis in die kleinste Einzelheit immer wieder geschildert. Dies hat sie mir berichtet:
    Der Löwe hatte gerade zusammen mit dem Landgrafen von Thüringen eine blutige Auseinandersetzung mit Bernhard von Anhalt; das ist der älteste Sohn von Albrecht dem Bären, der einer der härtesten Gegner des Herzogs war. Nachdem der Anhalter so hatte lernen müssen, daß nur einer in Sachsen das Sagen hatte, nämlich Herzog Heinrich, ritt dieser nach Bayern und feierte seinen Sieg dort mit einem festlichen Landtag.
    Und während er sich dort nach seinem Tagewerk am Festmahl erfreut und über die Späße der Gaukler lacht, trifft ein Reiter aus Italien mit einer dringenden Botschaft des Kaisers ein. Heinrich hat keine Lust, die spaßigen Darbietungen zu unterbrechen, aber was hilft es. Er winkt die Gaukler fort
und öffnet fahrig die Depesche. Wie bitte? Was will der Kaiser? Heinrich soll ihm mit seinen Rittern zu Hilfe kommen? Wieso denn das? Der Herzog hat keine Zusage gegeben, an diesem Feldzug des Kaisers nach Italien teilzunehmen, also ist er auch nicht dazu verpflichtet. Er ruft seinen Schreiber, erteilt ihm leise einen Befehl und lädt den Boten ein, sich beim Mahl zu stärken und am Fest zu freuen. Als er in der Morgenfrühe fortreitet, hat er eine Absage in der Tasche.
    Aber Heinrich hat diese Nacht nicht gut geschlafen. Er grollt dem Kaiser. Immer diese Italienabenteuer! Das ist nun schon das fünfte Mal, daß Friedrich nach Süden zieht, weil er sich das reiche, aber unbotmäßige Italien unterwerfen will. Die deutschen Fürsten, darunter auch Herzog Heinrich, haben keine große Lust, ihm dabei zur Seite zu stehen. Sie haben den Blutzoll nicht vergessen, den diese Züge sie bisher gekostet haben, ganz zu schweigen von der Katastrophe von 1167, als nach einem großen Sieg eine Seuche den größten Teil des deutschen Heeres und die Blüte der Fürsten dahinmähte und den Sieg zunichte machte.
    Nein, Heinrich wird dem Wunsch seines Vetters diesmal nicht nachkommen.
    Aber es kommen weitere kaiserliche Boten, in immer kürzeren Abständen und mit immer dringenderen Bitten. Was soll Heinrich machen? Er will keinesfalls darauf eingehen. Aber das ist keine Botschaft, die man seinem Kaiser und Vetter mit einem Boten zukommen läßt. Heinrich möchte nach Hause, nach Braunschweig, zu Mathilde und den Kindern. Statt dessen steigt er seufzend auf sein Pferd und reitet nach Chiavenna zum Kaiser, in kleiner Begleitung; nur sein Vertrauter Jordan von Blankenburg und einige Knechte reiten mit.
    Kaum angekommen, empfängt der Kaiser den ersehnten Gast. Man bleibt in kleinstem Kreis, nur Friedrich und seine Gemahlin sowie der Herzog und sein Truchseß.
Dennoch trägt der Kaiser eine Krone auf dem Haupt, die eiserne Krone der Lombarden. Friedrich sprudelt über vor Liebenswürdigkeit. Heinrich, mein geliebter Vetter, auf den ich mich doch immer habe verlassen können. Weißt du noch, Heinrich, als wir damals …
    Der Löwe fühlte sich unbehaglich. Zwar steht sein Entschluß fest; aber wie soll er das dem strahlenden Friedrich beibringen? Er hat es gründlich satt, seine Ritter für Friedrichs Bedürfnisse zu opfern, wo er sie doch selbst dringend braucht, um seine aufsässigen Grafen niederzuhalten, ganz zu schweigen von den aufmüpfigen slawischen Stämmen jenseits der sächsischen Grenze. Aber er kann sich Friedrichs schmerzlichen Gesichtsausdruck gut vorstellen, falls er

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