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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Prinzen in die verhaßte Wachstube, in der ich nun seit Monaten ein und aus ging.
    »Sag mal«, fragte der Prinz den Hauptmann, »ist es richtig, daß dieser Kaufmann hier seit Monaten an der Abreise gehindert wird?«
    »Jawohl. Er genauso wie alle anderen Ausländer.«
    »Wieviele sind es?«
    »Siebzehn«, sagte der Hauptmann stolz. »Und etwa fünfzig ihrer Diener und Knechte.«
    »Und warum?«

    »Ich hatte einen Befehl aus Roskilde, so zu verfahren.«
    »Kann ich diesen Befehl einmal sehen?«
    »Er wurde mir mündlich überbracht vom Hof Eures mächtigen Vaters, Gott möge ihn schützen und ihm ein langes Leben schenken. Es hieß, der König wünsche aus naheliegenden Gründen nicht, daß unsere Aushebungen und Rüstungen sowie der Bau der Waldemarsmauer zu bald bekannt würden. Mein Befehl lautete, ich sollte dies verhindern. Da dachte ich, die Kaufleute tragen Neuigkeiten so rasch herum wie der Wind, und ich habe sie alle hier in Schleswig eingesperrt.«
    Knut starrte den Hauptmann an, dann brach er in lautes Gelächter aus. Er wieherte, schlug sich auf die Schenkel und brüllte vor Lachen.
    »Wer hat schon einmal solch einen Narren gesehen? Er sperrt alle Kaufleute ein, und in Roskilde wundert sich mein Vater, wo die Händler bleiben. Er hat zum Christfest Bier trinken müssen, weil der Wein ihm ausgegangen ist, und kostbarer Stoff für ein neues Gewand war auch keiner mehr da. Das hat ihn verdrossen. Wenn er wüßte, daß du die Kaufleute eingesperrt hast, auf die er wartete …«
    Der Hauptmann wurde ganz blaß beim Gedanken an seinen König, der durch sein Verschulden hatte darben müssen.
    Aber Knut klopfte ihm, nachdem er sich etwas beruhigt hatte, auf die Schulter.
    »Du hast es ja sicher gut gemeint, aber du hast gewaltig gegen das Recht verstoßen, und ich fürchte sehr, daß die Kaufleute aus dem Süden in der nächsten Zeit unser schönes Dänemark meiden werden. Und sie dann gleich für ein halbes Jahr einzusperren! Wie lange sollte das denn noch gehen?«
    Tief gekränkt erwiderte der Hauptmann: »Ich hatte ja keinen gegenteiligen Befehl erhalten …«

    Darüber brach Prinz Knut wieder in schallendes Gelächter aus.
    »Dann ist es ja ein großes Glück, daß ich gerade hier bin. Gut, ich erteile dir hiermit diesen gegenteiligen Befehl. Nun laß die Leute also schön ihres Weges ziehen, und diesen hier als ersten. Er kommt aus Köln, hast du das gewußt?«
    Der Hauptmann nickte grimmig.
    »Na, und mein Vater unterhält beste Beziehungen zum Erzbischof von Köln, weil -« Aber dann fiel dem Prinzen ein, daß es nicht angemessen war, die politischen Erwägungen seines königlichen Vaters vor diesem diensteifrigen Hauptmann auszubreiten.
    »Dieser Kölner darf jedenfalls noch heute abreisen. Ach ja, ich fürchte, du wirst ihm für seinen unfreiwilligen Aufenthalt hier eine Entschädigung zahlen müssen.«
    Und damit verschwand der Prinz. Der Hauptmann starrte mich an, als ob ihm die Augen aus dem Kopf fallen sollten, und ich erwartete jeden Augenblick, daß ihn der Schlag träfe. Oder daß er mich ermorden würde. Darum bemerkte ich eilig:
    »Der Befehl des Prinzen …«
    Das wirkte. Der Hauptmann nahm Haltung an, kritzelte etwas auf ein Täfelchen und reichte es mir mit dem mürrischen Befehl, ich solle damit in die Pfalz zu seinem Verwalter gehen. Dann drehte er mir schroff den Rücken zu und stolzierte davon.
    Ich warf einen Blick auf die Tafel. Es stand eine Summe darauf, die zwar nicht all unsere Kosten hier deckte, aber doch einen großen Teil. Mir stand auch nicht der Sinn nach weiteren Verhandlungen, darum kassierte ich den Betrag ein, ließ schleunigst packen und reiste mit Lutwin und Gereon ab, so schnell ich konnte. Ja, und jetzt bin ich hier.«
    Nun ja, so eine verrückte Geschichte hatte ich noch nie gehört. Wegen eines idiotischen Hauptmanns hatte ich ein
halbes Jahr lang um meinen Mann gebangt, hatten unsere Kinder und Verwandten in Köln sich wegen unseres Ausbleibens schmerzlich gesorgt, war unser kleiner Gottschalk in der Fremde geboren worden.

    Nachdem ich mich nun nicht mehr um meinen Mann ängstigen mußte, überfiel mich die Sorge um meine Kinder um so stärker. An eine Abreise war natürlich nicht zu denken. Unser Gottschalk war noch viel zu klein für eine weite Fahrt, und auch ich war noch so schwach, daß Mathilde mich anflehte, mein Leben nicht aufs Spiel zu setzen, sondern bei ihr zu bleiben, bis ich mich wieder richtig erholt hatte.
    Es wäre uns auch nichts anderes

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