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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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um das Geschehen draußen bequem beobachten zu können! Es fanden sich Gebäude, die an die Stadtmauer oder sogar auf ihr errichtet worden waren! Alles Dinge, die zu Unrecht geschehen waren.
    Erzbischof Philipp raste und tobte. Im Grunde war es ihm ja gar nicht so wichtig, wie die Kölner ihre Stadt gestalteten, aber daß sie dies wagten, ohne um seine Genehmigung zu ersuchen, machte ihn wütend, und das sollten sie wissen. Er war nämlich permanent in Geldnot, und für all diese Verstöße waren Geldbußen fällig. Hinter seiner vordergründigen Raserei steckte also durchaus Zufriedenheit über die günstige Gelegenheit einer Extraeinnahme. Nachdem der Erzbischof die Schale seiner Ungnade über die Stadt ergossen hatte,
fing das große Feilschen an; im Juli erlaubte er dann gnädig, den Graben »zum Schmuck und zum Schutz der Stadt« zu vollenden, die unrechtmäßig errichteten Gebäude sowie die Erker durften bleiben, der Erzbischof sollte aber künftig einen Zins dafür erhalten - dies alles unter der Voraussetzung, daß die Bürger zweitausend Mark Buße zahlten.

    Die Kölner hatten inzwischen auch gelernt, wie wichtig geschriebenes Recht war. Sie ließen die Urkunde über diese Vereinbarung vorher von gelehrten Juristen überprüfen. Du wirst es nicht glauben, mehr als hundert Zeugen unterzeichneten das Pergament, und zudem wurde eine Abschrift an die Kanzlei des Kaisers gesandt, damit dieser die Vereinbarung bestätigte. Gegen eine reichliche Gebühr, versteht sich, aber für eine gesicherte Zukunft muß man auch schon einmal etwas ausgeben.
    Die Kölner Ratsherren erklärten den Zunftmeistern, welche über die hohe Schröpfung des Stadtsäckels klagten, daß sie mit der nunmehr genehmigten Verteidigungsanlage Sicherheit nicht nur für sich, sondern auch für ihre Kinder und Enkel in ferner Zukunft erwarben. Daß mit dieser Zahlung auch die Gebühr für die von den Patriziern errichteten Gebäude abgegolten war, erwähnten sie nicht weiter.
    Übrigens haben wir bei dieser Geschichte gut verdient. Noch ehe die Arbeiten am Wall in Angriff genommen wurden, hatte unsere gesamte Sippe auf Anraten Constantins tief in den Sparstrumpf gegriffen und zahlreiche dort liegende Grundstücke für wenig Geld aufgekauft. Ihr Wert stieg, nachdem sie nunmehr im Schutz des neuen Walles lagen, in Kürze auf ein Vielfaches ihres Kaufpreises.

    Was sonst noch aus dieser Zeit von unserer Familie zu berichten ist:
    Elizabeth schenkte Constantin einen kleinen Sohn, den
sie Jacob nannten; er hatte schon bei der Geburt einen roten Haarschopf, und darum erhielt er sehr bald den Beinamen Jacob Rufus.
    Mein Vater, nun der älteste Mann der Familie, widmete sich eifrig den Belangen der Stadt. Er war schon seit Jahren Schöffe und gehörte zu den angesehensten Ratsherren. Bei wichtigen Verträgen mit den Städten Verdun und Gent war er maßgeblich beteiligt. Um dafür Zeit zu finden, hatte er sein Geschäft für einen sehr guten Preis an seinen Neffen Constantin verkauft. Natürlich hatte er es zuerst Gottschalk angeboten (allerdings ohne Bezahlung), aber mein Mann hatte auch so schon mehr als genug zu tun, nachdem auch seine Eltern sich zur Ruhe gesetzt hatten. Gottschalks Bruder Regenzo war noch immer der liebe kleine Bruder, freundlich, gutmütig und wenig handelstauglich. Nachdem er ein- oder zweimal mit Geschäften auf die Nase gefallen war, hatte er beschlossen, nur als Handlungsgehilfe bei Gottschalk tätig zu sein, der ihm genau sagte, was er zu tun und vor allem, was er zu lassen hatte. Kurz vor unserer Rückkehr aus Braunschweig hatte er geheiratet. Seine Frau hieß Methildis und war die Tochter des weit bekannten Speermachers Heinrich Hastator. Ihr Bruder hatte bei der unglücklichen Fahrt nach Byzanz sein Leben verloren, und Methildis war das einzige überlebende Kind ihrer Eltern. Sie war also eine recht gute Partie.

    Übrigens kaufte mein Vater von dem Erlös seines Geschäftes mehrere Häuser, darunter das Haus zwischen seinem und unserem. Ich wußte nichts davon und wunderte mich über die vielen Handwerker, die in dem leerstehenden Gebäude arbeiteten. Neugierig spazierte ich ein paarmal hinein und sah ihnen zu. Sie richteten eine geräumige, sehr bequeme Küche ein mit einem großen Herd. Der Kamin war so gewaltig, daß der Rauch wunderbar abziehen konnte. Ich
seufzte, so etwas hätte ich auch gern gehabt. Aber mein ehrenhafter Gottschalk hatte darauf bestanden, seinen Bruder auszuzahlen, und darum war bei uns das bare

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