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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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wiedererkannte, aber das wäre schlicht gelogen. Wie hätte sie auch eine Frau, eingehüllt in einen dicken Mantel und eine warme Kapuze, von der kaum mehr zu sehen war als die Nasenspitze, mit einem jungen Mädchen aus ferner Vergangenheit in Verbindung bringen können? Sie hatte mich vermutlich in dem Augenblick für immer vergessen, als ich den Palast in London verließ. Aber ich hatte mich immer wieder in Gedanken mit ihr beschäftigt.

    Nun, dies war das letzte Mal, daß ich jemand aus der englischen Königsfamilie gesehen habe. Der Erzbischof reiste bald darauf mit der Königin und den Silberschiffen ab, um sich bei Kaiser Heinrich für Richards Freilassung zu verwenden. Im Monat Februar kehrten sie, ohne das Silber, aber dafür mit König Richard, zurück. Drei Tage lang wurde im erzbischöflichen Palast ein rauschendes Fest für die hohen Gäste gefeiert. Davon bekam ich aber nichts mit, denn ich hatte mir beim stundenlangen Warten in der Eiseskälte bei der Ankunft der Königin eine so schlimme Erkältung geholt, daß ich noch immer nicht das Haus verlassen konnte. Das tat mir sehr leid, denn ich hätte gar zu gern den englischen König, Mathildes geliebten Bruder, gesehen.
    Ehe der König mit seiner Frau Mutter Richtung Antwerpen
abreiste, verlieh er den Kölner Bürgern ein bedeutsames Privileg, nämlich allgemeine Abgabenfreiheit in seinem Herrschaftsgebiet, besonders in der Gildehalle zu London. Bis jetzt mußten dort bei jedem Besuch zwei Solidi gezahlt werden. Außerdem durften sie frei (und gebührenfrei) in seinem Land reisen.

    Ich sehe schon, der riesige Silberschatz beschäftigt dich noch. Du fragst, was denn der Kaiser und der Herzog mit soviel Geld angefangen haben? Nun, Kaiser Heinrich finanzierte damit seinen Kriegszug nach Sizilien, eroberte es und plünderte es aus. Herzog Leopold hingegen gründete die österreichische Münze, die aus dem ganzen vielen Silber schöne Geldstücke prägte. Mit diesem Geld baute Leopold seine Städte aus, vor allem Wien.

    Übrigens hat dem Papst die ganze Sache wenig gefallen. Schließlich hatte er selbst für die Sicherheit und Unversehrtheit der Kreuzfahrer gebürgt. Wer würde in Zukunft schon noch wagen, auf den Ruf des Heiligen Vaters ins Heilige Land zu ziehen? Papst Coelestin ärgerte sich sehr, als er erfuhr, um welche gewaltige Summe Kaiser und Herzog den König von England geschröpft hatten, und verlangte unter Androhung der Exkommunikation, sie sollten das Geld an König Richard zurückzahlen. Übrigens, ich vermute, daß sich der Herr Papst besonders darüber geärgert hat, daß er von dem Lösegeld nichts abbekommen hatte.
    Der Kaiser antwortete bedauernd, er wäre natürlich gern der Anregung des Heiligen Vaters gefolgt, aber leider habe er das ganze Geld schon für seinen Kriegszug ausgegeben.
    Herzog Leopold, schon wesentlich schüchterner, meldete ebenfalls, das Geld sei bis auf einen kleinen Rest ausgegeben. Nun erlitt er aber Ende des Jahres einen schlimmen Sturz vom Pferd und sah dem Tod ins Auge. Er zitterte davor,
als Gebannter niemals das Himmelstor durchschreiten zu dürfen. Auf dem Totenbett schwor er darum, gemeinsam mit seinem Sohn Friedrich, daß sie den Engländern das Geld zurückgeben würden. Daraufhin nahm der Papst die Exkommunikation zurück, und Leopold starb erleichtert und mit ruhigem Gewissen.

    Tatsächlich wollte Friedrich von Österreich nach dem Tod seines Vaters den Schwur halten, was mich sehr wunderte. Er ließ die englischen Geiseln frei, denn nun mußten sie ja nicht mehr für die Zahlung der noch ausstehenden Restsumme bürgen, und wollte ihnen das bereits bezahlte Geld mitgeben. Wie dein Bruder Heinrich später in London erfuhr, wehrten diese das Ansinnen entsetzt ab! Sie hatten keine Lust, für Silber, das nicht ihnen gehörte und das sie in England wieder abzuliefern hätten, das Ziel sämtlicher Räuber auf ihrem Heimweg zu werden. Nun kehrten sie also ohne das Geld zurück, und bei diesem großherzigen Angebot des Herzogs ist es dann wohl geblieben - jedenfalls hat niemand etwas darüber erfahren, daß er einen weiteren Anlauf zur Rückerstattung unternommen hätte.

    Eine wunderschöne Geschichte möchte ich dir noch erzählen, die sich ganz kurz vor dem Besuch von Königin Alienor zutrug. Du warst noch ganz klein, hattest gerade laufen gelernt und machtest das ganze Haus unsicher, als dein Bruder Gunther auf einer Handelsfahrt die Burg Stahleck besuchte, wo der Pfalzgraf bei Rhein residierte. Er traf

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