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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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mehrere tot liegen, aber zum Schluß preschten sie mit den meisten unserer Wagen davon, während ein Haufen von ihnen uns in Schach hielt. Uns blieb nichts anderes übrig, als in ohnmächtiger Wut zusehen, denn zu viele von uns waren verwundet. Immerhin mußten sie uns einige der Wagen
zurücklassen. Meine waren leider nicht dabei, und auch nicht unter denen, die uns die kaiserlichen Soldaten einige Tage später zurückbrachten. Da lag ich schon mit hohem Fieber in einer Bauernhütte. Ich hatte noch das Glück, daß in der Nähe ein Kloster war; die Mönche holten die Verwundeten ab und pflegten uns, gegen gutes Geld, versteht sich. Immerhin blieb mir so das Leben und auch mein Bein erhalten. Beim Sohn des Speermachers halfen auch die Heilkünste der frommen Männer nicht, ich sah wochenlang zu, wie er dahinsiechte, und habe den armen Jungen schließlich dort begraben.«
    Er nahm seinen Becher. »Ich trinke auf seine arme Seele.«
    Ernsthaft nippte ich an meinem Becher. Die traurige Geschichte rührte mich sehr, und ich war zutiefst dankbar, daß Gottschalk überlebt hatte. Aber unwillkürlich mußte ich daran denken, wie Herzog Heinrich mit seiner blutjungen Braut Mathilde gesprochen hatte. Da war es um andere Dinge gegangen als um Überfälle. Voller Zärtlichkeit waren seine Worte gewesen, und unglaublich verführerisch, obwohl er seine Braut nicht mit einem Finger berührt hatte. Und wie hatte Mathilde vor Glück gestrahlt!
    Seitdem hatte ich davon geträumt, daß eines Tages auch zu mir ein Mann so sprechen würde. Sein Gesicht war in meinen Träumen immer verschwommen, aber seine Stimme klang so wie die von Herrn Heinrich - zärtlich, beschwörend, leidenschaftlich.
    Statt dessen hörte ich nun Gottschalk mit grimmigem Ton von den Räubern berichten. Verstohlen warf ich einen Blick auf sein Gesicht; und mir wurde bewußt, daß dieser Mann mir fremd war. Was wußte ich schon von ihm? Mir wurde plötzlich sehr bange.
    Eins mußte man Gottschalk lassen: Er hatte ein unglaubliches Gespür dafür, was in einem anderen Menschen gerade vorging - eine Eigenschaft, die man nicht unbedingt von
ihm erwartet hätte. Oder standen mir meine Gedanken so deutlich ins Gesicht geschrieben? Jedenfalls blickte er mich plötzlich sehr intensiv an, und dann lächelte er - ebenso unwiderstehlich wie damals Herr Heinrich; nur daß dieses Lächeln mir galt und von Gottschalk kam, und nicht von dem Herzog, der mich lediglich als Gemahl meiner Prinzessin interessierte.
    »Nun, mein kleiner Schiffsjunge, du willst also tatsächlich den Hafen der Ehe ansteuern? Und das auch noch mit mir? Dann bin ich also doch ein Glückspilz«, sagte er, und jetzt klang seine Stimme weder beiläufig noch grimmig, sondern wie das Geläut der Domglocke, so dunkel, voll und sanft. Da stieß ich einen tiefen Seufzer aus und war still und zufrieden.

    Glücklicherweise konnte ich durchsetzen, daß wir eine Dreifachhochzeit feierten. Zu Engilradis und Druda kam ich nun als dritte Braut aus dem Hause Eckebrechts. Meine Eltern wunderten sich sehr darüber. Sie hätten eine Feier vorgezogen, bei der ich die einzige Hauptperson war - mit meinem Bräutigam natürlich, aber bei Hochzeiten schaut ja immer jeder zuerst auf die Braut. Aber dann hätte ich erst nach meinen Basen heiraten können, und das paßte mir gar nicht. Ich wollte jetzt keinen einzigen Tag länger warten als unbedingt nötig.

    Von dieser Hochzeit spricht Köln noch heute. Doppelhochzeiten für Geschwister, das gab es öfters. Aber gleich drei Paare - und dabei auch noch alles vertreten, was im Kölner Handel Rang und Namen hat! Zu den zahlreichen Teilnehmern unserer Verlobungsfeier gesellte sich jetzt noch die Hardefust-Sippe: Hildegers Vater, der Bürgermeister Albero Hardefust, und seine Frau Richmodis, dann Hildegers Brüder Albero und Godefrid sowie die Schwestern.
Drudas Bräutigam Cunrad kam in Begleitung seiner drei Geschwister; und alle Familien hatten noch viele Vettern und Basen, die natürlich bei einem solch wichtigen Hochzeitsfest eingeladen waren.

    Unsere Sippe versammelte sich im Haus Constantins, und ich schlüpfte in die Kammer von Engilradis und Druda. Wir hatten drei verschiedene Farben für unsere Hochzeitskleider gewählt: hellblau mit rot für Engilradis, hellgrün für Druda und gelb für mich. Meine Mutter mit ihrem untadeligen Geschmack steckte uns allen die Haare hoch und faßte sie mit Netzen zusammen: silbern für Engilradis, golden für Druda und rot für mich. Als

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