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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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meiner großen Familie bei diesem Treffen doch beruhigend war.

    Bis zum nächsten Tag hatte ich keine Minute Ruhe, um nachzudenken. Unsere Köchin machte einen Tumult, als solle sie die halbe Stadt verköstigen, und kochte, buk und briet mit Hilfe unserer Magd von früh bis spät. Vermutlich ging es in Großvaters Haus und bei meinen Vettern Constantin und Helperich nicht viel anders zu, denn sie schickten zahlreiche Töpfe und Platten mit Speisen in unser Haus. Mutter und ich schmückten den Saal mit frischem Grün, der Boden wurde sorgfältig gefegt und mit duftenden Kräutern bestreut. Am Nachmittag kamen sie dann alle, auch Mutters Sippe, die Scherfgins, zusammen etwa dreißig Leute.
    Dann traf meine neue Familie ein, viel weniger zahlreich als das Haus Eckebrechts: meine zukünftigen Schwiegereltern Regenzo und Godelive mit ihren Söhnen Gottschalk und dem jüngeren Regenzo. Außerdem Godelives Brüder, die Tuchhändler Pilgrim und Nanno mit ihren Familien. Ich machte artig meinen Knicks, lächelte und neigte das Haupt vor meinen zukünftigen Schwiegereltern. Dann wagte ich, über Regenzos Schulter hinweg nach dem einzigen auszuschauen, auf den es mir ankam.
    Gottschalk überragte seine Verwandten um einen halben
Kopf und wirkte durch seine üppigen dunklen Locken noch größer. Als unsere Blicke sich kreuzten, lächelte er spitzbübisch und - tatsächlich: Er hob den Finger zur Nase und deutete ein Nasebohren an. Ich mußte lachen, und meine Verwandten lachten mit, obwohl sie Gottschalks Neckerei gar nicht hatten sehen können. Der feierliche Kreis löste sich plötzlich auf, Vater trat zu dem älteren Regenzo, Tante Engilradis begann ein Gespräch mit Godelive, und Gottschalk kam zu mir herüber. Ich bemerkte, daß er leicht hinkte, und in seinem Gesicht sah ich feine Linien, die bei der Fürstenhochzeit in Minden noch nicht dagewesen waren.
    Scharfsichtig wie immer hatte Gottschalk meinen prüfenden Blick richtig eingeschätzt.
    »Ich hatte einen schlimmen Dolchstich im Bein, aber langsam kann ich wieder laufen«, erklärte er, als hätten wir uns erst gestern gesehen. »Vielleicht willst du keinen verkrüppelten Ehemann, Sophia? Der Arzt meint allerdings, bald wäre mein Bein so gut wie neu.«
    Ich brachte keinen Ton heraus und schüttelte nur den Kopf.
    »So, du willst mich also nicht?« hakte Gottschalk nach, aber besonders besorgt sah er dabei nicht aus.
    Ich hatte einen Frosch im Hals und mußte mich erst räuspern. »Doch«, brachte ich dann heraus.
    »Das wäre dann also geklärt«, meinte Gottschalk beiläufig, verbeugte sich höfisch vor mir, nahm meine Hand und führte mich an das Kopfende der Tafel, wo die Ehrensitze für Braut und Bräutigam waren. Als das Mahl aufgetragen wurde, zog dies glücklicherweise sofort die Aufmerksamkeit der Festgesellschaft von uns ab, und wir konnten das erste Mal ungestört miteinander reden.
    »Wie ist es dir ergangen?« fragte ich schüchtern. Gottschalk lachte bitter. »Es könnte besser sein. Die Reise nach Byzanz war anstrengend, aber sehr interessant. Eine solche
Stadt habe ich noch nie gesehen. Ich würde sie dir gern einmal zeigen, Sophia. Es gibt dort eine großartige Kirche, die deinen Namen trägt, Hagia Sophia. Einen herrlichen Palast hat der Kaiser, jedenfalls von außen betrachtet. Er hat mich nicht eingeladen, ihn zu besichtigen, ist das nicht unaufmerksam von ihm?«
    Ich mußte lachen.
    »Deine Tante Richlinde wollte sich uns anschließen, mit dem einzigen Kind, das ihr noch geblieben ist. Er heißt Constantin, nach deinem Großvater.«
    Ach so, ich hatte geglaubt, er sei nach meinem Vetter Constantin benannt.
    Aber dies war ja der Name gewesen, den Großvater vor seiner christlichen Taufe getragen hatte.
    »Warum heißt er dann nicht Eckebrecht?« fragte ich.
    »Das kann in Byzanz niemand aussprechen«, meinte Gottschalk und lachte. Aber das Lachen verschwand rasch, als er mir von dem Überfall der Räuber auf der Rückreise berichtete:
    »Wir wehrten uns nach Kräften, das kannst du mir glauben. Aber es waren zu viele. Ich verteidigte unsere Wagen mit ihrer kostbaren Ladung mit Zähnen und Klauen, bis ich den verdammten Dolch im Bein hatte.«
    Von seinem Kampf um das Leben von Richlinde und ihrem Sohn sagte er nichts.
    »Einer meiner Knechte wurde getötet, der andere verteidigte mich, als ich wegen meiner Verletzung hilflos war. Aber den Räubern ging es natürlich um die Beute, nicht darum, uns unbedingt zu erschlagen. Auch von ihnen blieben

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