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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Gehilfin meines Ehemannes teil - so, wie Großvater es für mich vorgesehen hatte. Zu meiner großen Freude wollte Gottschalk zusammen mit meinem Vetter Helperich nach Braunschweig reisen, und ich mußte gar nicht lange darum bitten, mitgenommen zu werden. Die Männer unserer Familie waren, sicher zu Recht, der Ansicht, meine Freundschaft mit Herzogin Mathilde könnte unserem Handel äußerst förderlich sein. So sichtete ich fröhlich die Lagerbestände bei meinen Eltern und bei Großvater und stellte mit ihrer Hilfe Warenlisten zusammen. Und du wirst es nicht glauben: Auch meine eigenen Waren befanden sich schon darunter! Meine Eltern hatten mich so großzügig mit Geld beschenkt, daß ich nach der Einrichtung unseres schönen neuen Hauses noch genug übrig hatte, um meinen eigenen Handel zu beginnen. Nach Beratung mit Mutter, Großvater und natürlich mit Vetter Constantin hatte ich mich entschlossen, zunächst einmal mit den herrlichen
Erzeugnissen der Kölner Goldspinnerinnen zu handeln, dann mit Gold- und Silberfäden und mit bestickter Seide. Diese Gewerbe wurden in Köln überwiegend von Frauen ausgeführt, und ich stellte es mir angenehm vor, mit meinesgleichen zu verhandeln. Später wollte ich mich dann stärker auf den Tuchhandel verlegen.
    Mutter hatte beifällig genickt, als ich ihr meine Geschäftspläne vorlegte.
    »Wirst du auch Gottschalk nach seiner Meinung fragen?« hatte sie sich dann beiläufig erkundigt.
    Ich sah sie erstaunt an.
    »Wozu? Er kann mir wohl kaum besser raten als du, Vater, Großvater und Constantin.«
    »Aber er würde es vermutlich doch gern tun«, sagte Mutter freundlich, aber nachdrücklich.
    Ich verstand. Also stellte ich Gottschalk nicht vor vollendete Tatsachen, sondern bat um seinen Rat. Er empfahl mir dringend, mit dem blauen Garn zu handeln, das als »Kölsches Garn« hochgefragt war. Ich lächelte begeistert und dankte ihm sehr. Im Stillen dachte ich: Nun gut, ich würde das blaue Garn eben auch in mein Sortiment aufnehmen, aber keineswegs auf die übrigen Waren verzichten.
    Für diese hochwertigen Waren war eine Lagerung im Keller nicht geraten, für das blaue Garn sogar verboten, damit es sich nicht mit Feuchtigkeit vollsaugen und so ein größeres Gewicht vortäuschen konnte. Ich hatte darum das Erdgeschoß unseres Hauses als Laden mit Lager eingerichtet und einen besonderen Lagerraum für Gottschalks Tuche vorgesehen. Aber mein Mann machte davon keinen Gebrauch, sondern hatte seine Waren nach wie vor im Hause seiner Eltern, wo er ihr Hochzeitsgeschenk, den halben Keller, als Laden nutzte.
    Es hatte mir dann sehr viel Freude bereitet, die Goldspinnerinnen, Seidenweberinnen und -stickerinnen aufzusuchen
und mit ihnen zu verhandeln. Mit einigen schloß ich Verträge über die Waren, die sie für mich herstellen sollten. Ich konnte aber auch einen größeren fertigen Posten von einer Goldspinnerin übernehmen, die nach dem plötzlichen Tod eines Kunden auf einer Bestellung sitzengeblieben war.
    Außer den Goldfäden hatte ich natürlich Borten und Gürtel aus dem Lager meiner Mutter sowie einen Ballen wunderschöner hellblauer Seide von meinem Vater sowie Schmuck von Großvater in meiner Ladung, während Gottschalk einige Ballen bester Wollstoffe und Helperich Rheinwein im Gepäck hatten.
    Auch Hildeger Hardefust schloß sich uns im Auftrage seines Vaters an, er allerdings ohne seine junge Frau. Engilradis hatte im Gegensatz zu mir gar keine Lust, auf weite Reisen zu gehen.
    »Ich werde, solange Hildeger fort ist, bei Vater wohnen. Er und Fordolf und meine Halbbrüder Theoderich und Heinrich liegen mir dauernd mit ihren Klagen in den Ohren, wie sehr sie mich und Druda vermissen. Da nutze ich doch gern die Gelegenheit, wieder einmal bei ihnen zu sein. Wer weiß, wenn Hildeger nächstes Jahr auf Reisen geht, könnte ja vielleicht schon ein Kind in der Wiege liegen, dann habe ich keine Zeit mehr für anderes«, vertraute sie mir an.

    Wir wählten den gleichen Weg wie im vorigen Jahr zur Fürstenhochzeit. Räuberische Überfälle blieben uns glücklicherweise erspart. Gottschalk mochte mich auch nicht in Jungenkleidern sehen. Das sei nicht nötig, er wäre sich sicher, seine Frau vor jeglichem Übergriff schützen zu können, bemerkte er. Ich erklärte aber, die Jungenkleider seien so herrlich bequem für die Reise, und trug sie unbeirrt.
    Wie wunderbar war doch die Reise jetzt im Herbst, die Wälder noch in Saft und Kraft, und nachts lag ich nicht allein
im Zelt, sondern

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