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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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unter der Oberfläche regte, wie es ihre falsche, brüchige Haut durchstieß.
    »Natürlich könnte es sich auch anders verhalten haben«, fuhr Cecil fort. »Vielleicht hat Lady Dudley Alice am Anfang nur deshalb nicht umgebracht, weil sie wusste, dass Alice sich jemandem anvertraut hatte, jemandem, der das Geheimnis um Eure Existenz aufgedeckt hätte, wenn ihr irgendetwas zugestoßen wäre. Wenn das zutrifft, dann war Lady Dudley von Alice und dieser anderen Person in die Enge getrieben worden. Sie konnte es nicht wagen, impulsiv zu handeln. Das wurde erst möglich, als ihr König Edwards Erkrankung eine Gelegenheit dazu bot.« Er hielt inne. »Fällt Euch jemand ein, dem Mistress Alice ein derart gefährliches Geheimnis anvertraut haben könnte?«
    Ich überlegte. Stokes’ Worte kamen mir wieder in den Sinn: Aber irgendetwas muss in diesen letzten Stunden geschehen sein. Mary von Suffolk muss sich der Hebamme anvertraut und etwas gesagt haben, das bei ihr Verdacht erregte …
    Und sogleich fielen mir auch wieder Mary Tudors Worte ein, als sie einen Besuch des Haushofmeisters von Charles von Suffolk erwähnt hatte – ein strammer Mann …
    Ich wollte ins Freie stürmen, fortlaufen, nichts mehr wissen, das wollte ich. Es würde ja doch keinen Frieden für mich geben, kein Versteck. Ich würde dazu verdammt sein, bis ans Ende meiner Tage zu suchen.
    Aber es war zu spät. Ich wusste, wie Alice sich geschützt hatte: mit meinem Muttermal, welches eine andere Person, die mich versorgte, ebenfalls gesehen hatte. Und mir war auch klar, wem sie sich anvertraut hatte. Wie alles andere war es die ganze Zeit da gewesen und hatte nur darauf gewartet, dass ich genügend Einzelheiten in Erfahrung brachte, um es zu entdecken.
    Cecil blickte mich immer noch fragend an. Ich antwortete mit einem Kopfschütteln. »Nein, da ist mir niemand bekannt. Und es hat ja auch keine Bedeutung mehr. Mistress Alice ist tot.« Ich verlieh meiner Stimme einen härteren Klang. »Aber eines weiß ich: Ihr habt keine Beweise. Es gibt keine Beweise. Und ich will zusehen, dass es so bleibt.« Ich bohrte meinen Blick in den seinen. »Wenn Ihr je einer Menschenseele davon erzählt, bringe ich Euch um.«
    »Es erleichtert mich, das zu hören.« Er lachte. Und als hätten wir uns über das Wetter unterhalten, zupfte er sein Wams zurecht und schlenderte vorbei an dem zertrümmerten Stuhl zu seiner Tasche. »Denn die Offenbarung Eurer Geburt könnte Komplikationen mit sich bringen, die für alle Beteiligten höchst unselig wären – vor allem für Euch.«
    Ich brach in rohes Lachen aus. »Ist das der Grund, warum Walsingham mir mit einem Dolch in der Hand auf die Festungsmauer gefolgt ist? Angesichts der Ungewissheit in der Erbfolge muss ich ja ein schreckliches Hindernis dargestellt haben!«
    »Ihr wart nie ein Hindernis.« Sorgfältig drapierte Cecil seinen Umhang um die Schultern. »Ich habe vielleicht Euren Scharfsinn unterschätzt, aber ich hatte nie die Absicht, Euch sterben zu lassen, weder in meinen Diensten noch sonst wie.« Sein ernster Ton verblüffte mich. »Wenn Ihr Euch die Ereignisse vor Augen haltet, werdet Ihr sehen, dass ich bei Eurer Ankunft nichts hatte als unbegründete Gerüchte und das Wissen um eine Kräuterkundige, die einmal Mary von Suffolk gedient hatte. Da konnte ich unmöglich alles von vornherein berechnet haben.«
    Ich erlebte aufs Neue den Abend von Elizabeths Eintreffen im Whitehall-Palast und hörte wieder jenes rätselhafte Flüstern: Il porte la marque de la rose .
    Ich konnte nicht länger wüten. Ich konnte nicht kämpfen. »Erst als Euch jemand Euren Verdacht bestätigt hat«, entgegnete ich. »Darum habt Ihr Walsingham auf mich angesetzt, nicht wahr? Um zu sehen, ob er mich nackt überraschen konnte. Das Zeichen auf meiner Haut, das Zeichen, das die Rose genannt wird – es hätte den schlagenden Beweis geliefert.«
    Er neigte den Kopf, als hätte ich ihm ein Kompliment gemacht. »Ich habe keine weiteren Geheimnisse vor Euch. Jetzt können wir gemeinsam für eine Sache arbeiten, die größer ist als wir beide – die Sache Elizabeths, die bald vor einer Herausforderung stehen wird, und die wird weit schrecklicher als jeder Dudley sein.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich noch mit Euch zu schaffen haben will«, knurrte ich.
    Er bedachte mich mit einem wissenden Lächeln. »Warum, mein lieber Junge, seid Ihr dann noch hier?«

29
    Es war Spätnachmittag, als wir das Haus verließen. Ich war noch nie auf einem

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