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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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zusehen, dass Ihr Euch selbst rettet, um Englands willen.«
    Sie schürzte die Lippen. »Ich höre Cecil durch Euch sprechen, und das gefällt mir ganz und gar nicht. Bleibt Euch selbst treu, Prescott. So seid Ihr mir lieber – frech, tollkühn und zu allem entschlossen, was eben nötig ist.«
    Ich hätte vielleicht gelächelt, wäre die Lage nicht so ernst gewesen. »Gut. Frech, wie ich bin, muss ich dann darauf hinweisen, wie gefährlich es für Euch wäre, die Verabredung mit meinem Herrn einzuhalten. Lord Robert strebt nach höheren Zielen, als es Eure Hoheit ahnt. Er wird Euch auf jede ihm mögliche Weise täuschen. Er hat sich geweigert, Eure Schwester zu verfolgen, weil er glaubt, dass Ihr seinen Hochzeitsantrag annehmt.«
    Auf ihrem Gesicht ging eine Veränderung vor sich, fast unmerklich zwar, doch ich nahm sie wahr. Die zarte Haut um ihre Mundwinkel straffte sich, und durch ihre Augen zuckte ein dunkler Strahl.
    »Und ich«, sagte sie sanft, »weiß am besten, wie ich mit ihm umzugehen habe.« Sie reckte das Kinn vor. »Außerdem ist es jetzt zu spät. Da kommt er.«
    Ich wirbelte herum. Kate riss mich zurück. »Schnell!«, zischte sie. »Versteckt Euch!«
    Ich kletterte über die Balustrade und landete mit einem – wie es mir vorkam – ohrenbetäubenden Lärm in den Hagedornbüschen auf der anderen Seite. »Sehr anmutig«, murmelte Peregrine. Er und Barnaby waren lautlos herangeschlichen. Beide waren mit Dolchen bewaffnet. Peregrine reichte mir einen. Mein alter Dolch, den mir Master Shelton geschenkt hatte, fiel mir wieder ein. Ich hatte mit Stokes noch ein Hühnchen zu rupfen, allein schon wegen des Diebstahls des guten Stücks. Was meine Kappe betraf, war sie anscheinend endgültig verloren.
    Durch das Laub beobachtete ich, wie Robert den Weg entlanglief. Er hatte mich aufgefordert, heute Abend pünktlich zurückzukehren, damit ich ihm beim Ankleiden helfen konnte. Obwohl er das nun hatte allein erledigen müssen, war es ihm gut gelungen. In einem Wams aus Goldbrokat, besetzt mit funkelnden Opalen, das ihn ein Vermögen gekostet haben musste, gab er eine beeindruckende Figur ab. Kurz blieb er stehen, um seine mit Feder und Juwelen geschmückte Kappe abzunehmen, dann stieg er die Stufen zum Pavillon hinauf. Dort oben kamen seine hohen Lederstiefel und die goldenen Sporen erst richtig zur Geltung.
    Vor Elizabeth ließ er sich auf ein Knie sinken. »Ich bin von Freude überwältigt, Eure Hoheit sicher und bei bester Gesundheit anzutreffen.« Selbst in dem nach allen Seiten offenen Pavillon war sein Moschusparfum schier überwältigend, und irgendwie erinnerte er in der Tat an einen mächtigen Stier im besten Mannesalter.
    Weder reichte ihm Elizabeth die Hand, noch gestattete sie ihm, sich zu erheben. Während sie ihr Taschentuch unter die Halskrause schob, antwortete sie: »Über meine Gesundheit kann ich nicht klagen. Wie es um meine Sicherheit steht, wird sich noch erweisen. Dieser Hof war noch nie eine Zufluchtsstätte für mich.«
    Er blickte auf. Sie hatte in leichtem, fast beiläufigem Ton gesprochen, doch selbst er hätte nicht missverstehen können, was sie in Wahrheit meinte. Dennoch stellte er sich unwissend. Mit rauer Stimme erwiderte er: »Wenn Ihr es mir gestattet, mache ich diesen Hof und das ganze Königreich zu Eurer Heim- und Zufluchtsstätte zur Mehrung Eures Ruhms.«
    »Ja.« Sie lächelte. »Das würdet Ihr für mich tun, nicht wahr, mein lieber Robin? Seit unseren Kindertagen habt Ihr mir schon immer das Blaue vom Himmel herunter versprochen.«
    »Das tue ich immer noch. Ihr könnt von mir alles haben, was Ihr Euch wünscht. Ihr braucht nur darum zu bitten, und es gehört Euch.«
    »Nun gut.« Sie fixierte ihn. »Ich möchte meinen Bruder sehen, bevor er stirbt, ohne dabei um mein Leben fürchten zu müssen.«
    Robert erstarrte. Immer noch zu dieser unbequemen Haltung auf den Knien gezwungen, benötigte er eine ungewöhnlich lange Zeit, bis er stammelte: »Ich … ich darf nicht wagen, darüber zu sprechen. Und auch Ihr dürft das nicht.«
    »Oh?« Sie neigte den Kopf zur Seite. »Warum nicht? Freunde haben doch sicher nichts voreinander zu verbergen?«
    »Wir nicht. Aber es ist Hochverrat, über eine solche Angelegenheit zu spekulieren, wie Ihr sehr wohl wisst.«
    Sie lachte hellauf. »Es erleichtert mich zu hören, dass wenigstens ein Mitglied Eurer Familie noch ein Gewissen hat! Und dass mein Bruder – dem Anschein nach – noch lebt. Sonst wäre es ja kein Hochverrat mehr,

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