Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)
mir eins auszuwischen?«
»Wenn Ihr das glaubt, seid Ihr noch verblendeter als er«, entgegnete sie, doch jetzt zitterte ihre Stimme, als kämpfte sie gegen eine Unsicherheit an, die ihr die Kraft zu rauben drohte. »Als ob ich, von Geburt und Erziehung eine Prinzessin, jemals einen Dudley von niedrigerem Geblüt seine Brunst in meinem Bett austoben ließe. Lieber sterbe ich!«
Er zuckte zusammen. Dann versteinerten seine Züge. Es war ein schrecklicher Moment, der nichts weniger als das Ende ihres seit Kindertagen bestehenden Vertrauens bedeutete. Noch nie hatte eine Frau Robert Dudley gedemütigt. Bisher hatte er jede, die er gewollt hatte, auch bekommen. Doch bei all seinem Einfallsreichtum, seiner Eitelkeit und seiner Verstellungskunst begehrte er nur eine Frau wirklich, und die hatte ihn gerade mit einer Kaltschnäuzigkeit zurückgewiesen, die ihn wie ein Lanzenhieb mitten ins Herz traf.
Er straffte sich. »Ist das Euer letztes Wort?«
»Es ist mein einziges Wort. Ob König oder Gemeiner, ich werde keines Mannes Opfer sein.«
»Und was, wenn dieser Mann Euch seine Liebe erklärt?«
Sie schnaubte. »Wenn das gerade die Liebe eines Mannes war, dann möge mir Gott mehr davon ersparen.«
»Von mir aus!«, brüllte er. »Dann verliert Ihr eben alles – Land, Krone, Freiheit! Sie werden Euch alles wegnehmen und Euch nichts mehr lassen außer Eurem verdammten Stolz. Ich liebe Euch. Ich habe Euch immer geliebt, aber da Ihr nichts davon wissen wollt, lasst Ihr mir keine andere Wahl, als dem Befehl meines Vaters zu gehorchen. Dann verfolge ich eben Eure Schwester, verhafte sie und sperre sie in den Tower. Und, Elizabeth, so wahr Gott mein Zeuge ist, wenn er mich das nächste Mal an die Spitze eines Trupps Soldaten stellt, kann ich Euch nicht versprechen, dass dann nicht ich vor Eurem Haus in Hatfield stehen und an die Tür klopfen werde.«
Sie reckte das Kinn vor. »Sollte das geschehen, werde ich dankbar dafür sein, ein vertrautes Gesicht zu sehen.«
Eine wütende Verbeugung, dann drehte sich Robert um und rannte die Treppe in Richtung Palast hinunter. Binnen Sekunden hatte ihn die Nacht verschluckt. Kaum war er verschwunden, begann Elizabeth zu schwanken. Kate stürzte zu ihr.
»Möge Gott mir helfen«, flüsterte sie. »Was habe ich getan?«
»Das, was Ihr tun musstet«, erklärte Kate. »Das, was die Würde von Eurer Hoheit erfordert.«
Elizabeth starrte sie an. Ein zittriges Lachen entwich ihr. »Junker Prescott!«
Ich richtete mich auf und klopfte mir totes Laub von der feuchten Hose. Beim Näherkommen bemerkte ich in Elizabeths Augen eine Angst, zu der sie sich nie bekennen würde. »Ihr habt mir gesagt, mein Leben sei in Gefahr. Anscheinend hattet Ihr recht. Was machen wir nun?«
»Diesen Ort verlassen, Hoheit«, sagte ich rasch. »Und zwar, bevor Lord Robert seinem Vater alles beichtet. Sobald er das getan hat, werden sie Euch ergreifen müssen. Ihr wisst ohnehin schon zu viel.«
»Merkwürdig«, murmelte sie, während Kate ihren Umhang von der Balustrade nahm und ihr über die schmalen Schultern legte. »Offenbar kennt Ihr ihn nicht so gut, wie man das unter Jungen, die zusammen aufgewachsen sind, eigentlich tun sollte. Robert wird mit dieser Sache nie zu seinem Vater rennen. Ich habe ihn an seiner verwundbarsten Stelle getroffen und verletzt, und das wird er mir nie vergeben oder vergessen, aber er wird nicht mithilfe des Herzogs nach Rache streben. Nein, seit heute hasst er Northumberland noch mehr als ich. Vielleicht tut er, was ihm sein Vater befiehlt, und führt Mary als Jagdbeute heim, denn das verlangt allein schon sein Mannesstolz, aber freiwillig wird er niemals die Meute seines Vaters auf mich hetzen.«
»Was immer er tun wird, wir können nicht warten, bis wir es wissen.« Ich wandte mich an Kate. »Gibt es Anweisungen von Cecil, die wir kennen müssen?«
Eine Geringere als Kate wäre angesichts meines Tonfalls zurückgeprallt, doch sie sah mir fest in die Augen. »Ich soll Ihre Hoheit zur Pforte bringen. Dort warten Pferde und Geleitschutz auf uns. Aber mit Euch hat niemand gerechnet.«
Elizabeth räusperte sich. »Mich überwältigen die Sorgen und die Anstrengungen, die man mir zugemutet hat, aber ich habe nicht die geringste Absicht, meinen Araberhengst, Cantila, zurückzulassen, damit der Herzog ihn reiten kann. Dafür ist er mir als Freund zu wertvoll.« Ihre Lippen kräuselten sich. »Apropos Freunde, habt Ihr nicht gesagt, Ihr hättet welche hier in der Nähe?«
Wie auf
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