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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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ihre Nähe reagieren würden. Doch genau das taten sie.
    Sie nahm ein Tuch vom Tablett, und der köstliche Duft von heißer Suppe und ofenfrischem Brot stieg mir in die Nase.
    Das Wasser lief mir im Mund zusammen. »Herrlich«, krächzte ich mit einer heiseren Stimme, die ich nicht erkannte. »Ich habe einen Bärenhunger.«
    »Das solltet Ihr auch.« Kate entfaltete eine Serviette und beugte sich über mich, um sie mir um den Hals zu binden. »Ihr liegt hier seit vier Tagen. Wir befürchteten schon, Ihr würdet überhaupt nicht mehr aufwachen.«
    Vier Tage …
    Ich wandte die Augen ab. Noch war ich nicht bereit, mich an alles zu erinnern. »Und Ihr«, murmelte ich, »wart die ganze Zeit hier und habt … mich gepflegt?«
    Sie brach das Brot über der Suppe in kleine Stücke, tauchte einen Löffel hinein und führte ihn an meinen Mund. »Ja, aber das braucht Euch nicht zu sorgen. Ihr seht auch nicht anders aus als jeder andere nackte Mann.«
    War ich so zerschunden, dass das Muttermal an meiner Hüfte gar nicht aufgefallen war? Oder wollte sie nur taktvoll sein? Ein prüfender Blick auf ihr Gesicht brachte keinen Aufschluss, und ich war zu verlegen, um nachzufragen.
    »Die Suppe ist köstlich«, lobte ich.
    »Wechselt nicht das Thema.« Sie kniff die Augen zusammen. »Welcher Teufel hat Euch da nur geritten, dass Ihr in dem Turmzimmer zurückgeblieben seid, obwohl Ihr doch Ihrer Hoheit und Barnaby hättet folgen müssen? Ihr sollt ruhig wissen, dass wir unser Leben aufs Spiel gesetzt haben, als wir bei der Pforte auf Euch warteten. Ihre Hoheit weigerte sich, sich auch nur einen Schritt zu entfernen. Unablässig sagte sie, Ihr müsstet jeden Moment kommen und würdet die Frau kennen, die Seine Majestät versorgte; bestimmt hättet Ihr sie nur befragen wollen. Erst als wir Schüsse hörten und die Soldaten des Herzogs aus allen Toren rennen sahen, war sie zur Flucht bereit. Aber glücklich war sie nicht darüber. Sie sagte, es sei erbärmlich und feige von uns, Euch im Stich zu lassen.«
    »Aber sie ist losgeritten? Ist sie jetzt auf ihrem Landsitz und in Sicherheit?«
    Kate tauchte den Löffel wieder in die Suppe. »Sicherheit ist nur ein Wort. Ja, es ist die Nachricht verbreitet worden, sie hätte sich nach Hatfield begeben und läge mit Fieber im Bett. Sie weiß genau, dass gerade in Zeiten wie dieser Krankheiten ein hervorragendes Abschreckungsmittel sein können. Von Nutzen können natürlich auch die Keller zahlreicher Häuser in der Nähe von Hatfield sein, wo man die Prinzessin mit Freude aufnehmen würde, sollten sich die Männer des Herzogs auf der Straße blicken lassen.«
    »Und Ihr?«, fragte ich. »Warum seid Ihr nicht bei ihr?«
    »Ich bin selbstverständlich mit Peregrine zurückgeblieben. Er hat darauf bestanden, Euch zu suchen.«
    »Es war Peregrine, der mich gefunden hat?«
    »Ja. Am Flussufer.« Sie zögerte. Ein leichtes Beben schlich sich in ihre Stimme. »Er hat gesagt, dass wir nicht aufhören dürfen zu suchen, weil irgendwann alles angeschwemmt wird. Und er hatte recht. Ihr seid kurz vor der Flussbiegung von der Flut an Land gespült worden. Ihr wart nass bis auf die Knochen, verwundet und hattet Fieberfantasien. Aber Ihr wart am Leben.«
    »Und Ihr habt mich gesund gepflegt.« Ich hörte aus meiner Stimme widerstrebende Dankbarkeit heraus. Am Hof war es zu meiner zweiten Natur geworden, an allem zu zweifeln, selbst an meinem Glück. »Warum? Ihr habt mich belogen, als Ihr sagtet, Ihr würdet nicht für Cecil arbeiten. Warum sorgt Ihr Euch darum, ob ich lebe oder nicht, wenn Ihr tut, was Euer Herr befiehlt?«
    Sie legte den Löffel beiseite und tupfte mir Mund und Kinn mit der Serviette ab. Als sie schließlich antwortete, klang ihre Stimme mühsam beherrscht.
    »Ich entschuldige mich dafür, dass ich Euch nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Es war nicht meine Absicht, Euch in Gefahr zu bringen. Meine Treue hat immer Ihrer Hoheit gegolten, auch wenn sie manchmal dickköpfig sein kann und oft vor sich selbst geschützt werden muss, ob sie das nun zugibt oder nicht. Als Walsingham mir sagte, dass Master Cecil es für das Klügste hält, sie von Greenwich fortzubringen, habe ich ihm meine Hilfe versprochen. Euch habe ich nur deshalb nicht aufgeklärt, weil er meinte, Ihr hättet Eure eigenen Befehle. Er sagte, Ihr wärt angeworben und bezahlt worden.«
    Sie unterbrach sich. »Ich habe Euch nicht erwartet. Aber jetzt bin ich froh, dass es so gekommen ist. Ich … ich bin froh, dass Ihr hier

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