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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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verachteten und glaubten, Sie hätten allen Grund dazu. Sie hätten sich gar nicht die Mühe machen müssen, denn ich war willig genug, in Ihre Haut zu schlüpfen. Aber auch wenn ich das schwarze Schaf der Familie war – so schwarz war ich nicht.
    Den Rest können Sie sich zusammenreimen. Es war – wie ich schon sagen muß – großes Glück, daß man mich fand, verletzt, aber doch am Leben, und mich in das letzte Boot steckte, das noch davonkam. Für lange Zeit herrschte Unklarheit, wer zu den Opfern zählte, Amerika ist ein großes Land, und ich verbrachte eine ganze Weile in der Welt der Schatten. John Farnleigh und Patrick Gore standen zunächst beide auf der Liste der Vermißten. Sie hielten mich für tot, ich Sie. Ich langte bei Mr.   Boris Yeldritch an, dem Zirkusdirektor – der Sie nie gesehen hatte –, und als Besitz und Papiere genügten, mich als Patrick Gore zu identifizieren, war ich rundum zufrieden.
    Wenn mir mein neues Leben nicht gefällt, dachte ich, konnte ich mich ja jederzeit zu erkennen geben. Vielleicht, malte ich mir aus, würde ich besser aufgenommen, wenn ich wie durch ein Wunder von den Toten wiederkehrte. Die Aussicht machte mir Spaß; es war ein dramatischer Trumpf, den ich im Ärmel hatte, und glauben Sie mir, er hat manche Nacht dafür gesorgt, daß ich ruhig schlafen konnte.«
    »Und«, fragte Molly mit gespieltem Interesse, »sind Sie tatsächlich Hochseilartist geworden?«
    Der Herausforderer wandte den Kopf ins Profil. Sein dunkelgraues Auge leuchtete von solch innerer Freude, daß man an einen kleinen Jungen denken mußte, der sich einen ganz besonderen Schabernack ausgedacht hatte. Wieder hob er die Hand und rieb sich den Fleck am Hinterkopf, wo das Haar schon dünn wurde.
    »Nein. Auch wenn ich meine ersten sensationellen Erfolge im Zirkus feierte, wurde doch etwas anderes aus mir. Im Augenblick möchte ich Ihnen lieber noch nicht sagen, was es war. Es ist ein ausgezeichnetes Geheimnis, und ich will Sie ja auch nicht mit den Einzelheiten meiner Lebensgeschichte langweilen.
    Glauben Sie mir, von Anfang an hatte ich vorgehabt, zu meinem alten Zuhause zurückzukehren und allen mit dem Blöken eines schwarzen Schafs von jenseits des Grabes einen gehörigen Schrecken einzujagen. Denn ich habe tatsächlich mein Glück gemacht, mehr als je ein Prophet es mir prophezeit hätte – und ich stellte mir vor, wie Bruder Dudley sich bei dem Gedanken winden würde. Aber diesen dramatischen Höhepunkt hob ich mir noch auf. Ich war sogar in England, ohne daß ich groß in Versuchung geriet. Denn vergessen Sie nicht, ich hatte ja keinen Grund zu vermuten, daß ›John Farnleigh‹ am Leben war. Ich ging davon aus, daß er tot war, doch in Wirklichkeit freute er sich in Colorado seines Lebens.
    Sie werden sich deshalb meine Überraschung ausmalen können, als ich vor etwa sechs Monaten zufällig eine Illustrierte in die Hand bekam und ein Bild von Sir John und Lady Farnleigh sah. Mein Bruder Dudley, erfuhr ich, war an einer Salmonellenvergiftung gestorben. Sein ›jüngerer Bruder‹ hatte den Besitz geerbt. Zuerst dachte ich, es sei ein Versehen der Zeitung und es müsse wohl ein entfernterer Verwandter gewesen sein. Aber ein paar Nachforschungen bestätigten mir, daß es die Wahrheit war; und schließlich  bin  ich der Erbe, nicht wahr? Noch ein junger Mann – kräftig genug –, aber nicht auf Rache aus.
    Die Erinnerung verblaßt. Eine ganze Generation ist großgeworden; es liegen tausend neue Eindrücke zwischen mir und dem Pinscher, der die Erbfolge mit dem Seemannshammer bestimmen wollte und der, wie ich höre, heute ein braver Bürger geworden ist. Die Bäume sehen noch genauso aus wie damals, aber meine Augen sind nicht mehr dieselben. Es kommt mir fremd und ungemütlich vor in meinem eigenen Heim. Ich weiß wirklich nicht, ob ich tatsächlich der beste Vorsitzende für den hiesigen Cricketclub oder den Pfadfinderverband bin. Aber ich habe (das merken Sie schon) eine starke Vorliebe für Festreden, und ich werde schon zurechtkommen. Nun, Patrick Gore, Sie haben gehört, was ich vorschlage; es ist großzügig genug. Ich warne Sie: Wenn ich Sie vor Gericht bringe, werde ich keine Gnade kennen. In der Zwischenzeit, meine Herren, will ich gern jedem, der mich gekannt hat, seine Fragen beantworten. Ein paar habe ich selbst zu stellen, und ich bin gespannt, was Gore darauf antwortet.«
    Eine ganze Weile, nachdem er mit seiner Rede zu Ende war, blieb es still in dem immer dunkler

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