Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
Vom Netzwerk:
verstehen geben«, erwiderte der Herausforderer, »daß Ihnen die Ritterlichkeit die Antwort verbietet? Nein, mein Freund, damit kommen Sie nicht durch. Es ist lange her, und ich gebe Ihnen mein feierliches Wort, daß nichts Kompromittierendes geschah. Knowles,  Sie  wissen ja noch, was damals im Obstgarten geschah, nicht wahr?«
    »Sir«, erwiderte der geplagte Butler, »ich …«
    »Sie erinnern sich. Aber ich dachte mir schon, daß der Mann hier es nicht weiß, denn meinem geschätzten Tagebuch werde ich es kaum anvertraut haben. Wie hieß die junge Dame?«
    Farnleigh nickte. »Schon gut«, sagte er und versuchte, seiner Antwort einen leichten Ton zu geben. »Es war Miss Dane. Madeline Dane.«
    »Madeline Dane …« hob Molly an.
    Zum erstenmal schien der Herausforderer ein wenig überrascht. Blitzschnell studierte er die Gesichter, und ebenso blitzschnell gingen offenbar seine Gedanken.
    »Anscheinend hat sie Ihnen nach Amerika geschrieben«, sagte der Herausforderer. »Da müssen wir mehr ins Detail gehen. Aber ich bitte um Verzeihung – es ist doch hoffentlich kein Fauxpas, den ich begehe? Womöglich lebt die junge Dame noch heute in der Gegend, nun in ein wenig vorgerückterem Alter? Ich habe doch hoffentlich keine Wunden aufgerissen?«
    »Verdammt noch mal!« rief Farnleigh plötzlich, »jetzt habe ich aber genug! Würden Sie bitte das Haus verlassen, ehe ich mich vergesse?«
    »Das werde ich nicht«, erwiderte der andere. »Ich bin hier, um Ihren Betrug aufzudecken. Denn Betrug ist es, mein Junge, das wissen Sie genau. Außerdem waren wir uns doch, glaube ich, einig, daß wir auf Kennet Murray warten.«
    »Und was geschieht, wenn Murray kommt?« Farnleigh rang sich die Worte ab. »Wie bringt er uns weiter? Was wird er uns sagen können, was über das alberne Fragespiel hinausgeht, bei dem wir, wie es scheint, beide die Antworten wissen? Nicht daß Sie sie wirklich wissen, denn schließlich sind Sie der Hochstapler hier. Ich könnte selbst welche stellen, und die wären genauso albern wie Ihre. Aber darum geht es nicht. Was haben Sie vorgehabt, wie wollten Sie so etwas beweisen? Wie wollen Sie es mir selbst jetzt noch beweisen?«
    Der Herausforderer lehnte sich zurück und genoß das Spiel sichtlich.
    »Durch das unwiderlegbare Beweismittel des Fingerabdrucks«, sagte er.

Kapitel 4
    Es war, als habe der Mann das in der Hinterhand gehalten und nur auf den richtigen Augenblick gewartet, es vorzubringen, und habe sich schon die ganze Zeit über in der Vorstellung dieses Triumphes gesonnt. Er schien sogar ein wenig enttäuscht, daß er die Karte schon so früh ausspielen mußte und vielleicht unter weniger dramatischen Umständen, als er erhofft hatte. Aber die anderen sahen ja nicht das Schauspiel darin.
    Brian Page hörte, wie Burrows mit einem gewissen Röcheln die Luft einsog. Dann erhob Burrows sich.
    »Das ist mir nicht mitgeteilt worden«, erklärte der Anwalt mit Vehemenz.
    »Aber gewiß hatten Sie es erraten?« Der fette Mr.   Welkyn grinste.
    »Ich bin nicht zum Raten hier«, erwiderte Burrows. »Ich sage es noch einmal, Sir, das ist mir nicht mitgeteilt worden. Es war nicht von Fingerabdrücken die Rede.«
    »Auch wir haben es nicht erfahren, nicht offiziell. Mr.   Murray zog es vor, es für sich zu behalten. Aber«, fuhr Welkyn voller Selbstgefälligkeit fort, » muß   man es dem gegenwärtigen Träger denn sagen? Wenn er der echte Sir John Farnleigh ist, wird er sich doch gewiß erinnern, daß Mr.   Murray vor vielen Jahren die Fingerabdrücke des Jungen nahm? 1910 oder 1911 muß es gewesen sein.«
    »Ich sage noch einmal, Sir …«
    »Und ich sage noch einmal, Mr.   Burrows: Mußte man es Ihnen denn mitteilen? Was hat der gegenwärtige Träger dazu zu sagen?«
    Farnleighs Gesichtszüge waren wie versteinert, so als halte er seine Gefühle unter Verschluß. Wie stets, wenn er mit seinen Gedanken in die Dornen geriet, tat er zwei Dinge. Er ging mit kurzen, raschen Schritten im Zimmer auf und ab, und er holte einen Schlüsselbund aus der Tasche und ließ ihn um seinen Zeigefinger kreisen.
    »Sir John!«
    »Hm?«
    »Erinnern Sie sich«, fragte Burrows, »an die Umstände, von denen Mr. Welkyn spricht? Hat Mr.   Murray je Fingerabdrücke von Ihnen genommen?«
    »Ach, das«, sagte Farnleigh, als spiele es keinerlei Rolle. »Doch, das weiß ich jetzt wieder. Ich hatte es vergessen. Aber vorhin, als ich mit Ihnen und meiner Frau gesprochen habe – Sie wissen schon –, da fiel es mir wieder

Weitere Kostenlose Bücher