Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
Vom Netzwerk:
anständig. Außerdem haben wir seine Lage ohnehin schon verändert. Sollen wir …?«
    »Ja.«
    Es war, als habe der Tweedanzug, jetzt schwarz und dick, eine ganze Tonne Wasser aufgesogen. Unter großen Mühen rollten sie Farnleigh über die Kante, wobei eine kleinere Flutwelle über sie schwappte. Die friedliche Abendstimmung des Gartens, allem voran der Rosenduft, waren nie unwirklicher und romantischer gewesen als inmitten dieser Realität. Page dachte nur immer wieder: Das ist John Farnleigh, und er ist tot. Das ist unmöglich. Und es wäre ja auch unmöglich gewesen, wäre ihnen nicht eines von Sekunde zu Sekunde klarer geworden.
    »Es war Selbstmord«, sagte Burrows und wischte sich die Hände ab. »Den Mord haben wir uns einreden lassen; aber schöner ist das, was wir hier haben, ja nicht. Du siehst, worauf es hinausläuft, nicht wahr? Darauf, daß er der Hochstapler war. Er spielte sein Spiel bis zuletzt und hoffte wider alle Vernunft, daß Murray doch ohne Fingerabdrücke käme. Als die Abdrücke genommen waren, konnte er den Gedanken an die Folgen nicht ertragen. Also kam er hier heraus, stellte sich an den Rand des Teiches und …« Burrows fuhr sich mit der Hand über den Hals.
    Alles paßte zusammen.
    »Ich fürchte, du hast recht«, gab Page zu. Er fürchtete es? Ja. War das denn nicht das Schlimmste, dessen man einen toten Freund beschuldigen konnte? Alles ihm zur Last legen, nun, wo er sich nicht mehr verteidigen konnte? Widerstand regte sich wie ein dumpfer Schmerz, denn John Farnleigh war sein Freund gewesen. »Aber was soll man anderes glauben? Was, um Himmels willen, ist hier geschehen? Hast du gesehen, wie er es tat? Womit hat er es getan?«
    »Nein, gesehen habe ich es nicht. Jedenfalls nicht genau. Ich kam gerade durch die Tür aus der Eingangshalle. Ich hatte mir diese Lampe« – Burrows schaltete sie ein und aus und hielt sie in die Höhe – »aus der Schublade dort geholt. Du weißt ja, ich sehe im Dunkeln nicht gut. Als ich die Tür öffnete, sah ich Farnleigh dort stehen – nur die Umrisse natürlich –, am Rand des Teiches, den Rücken zu mir. Dann schien er etwas zu tun, bewegte sich hin und her – ich konnte es nicht erkennen. Die Laute wirst du selbst gehört haben. Als ich das Platschen hörte – und das schlagende Geräusch, das war ja noch schlimmer. Hat man je etwas Entsetzlicheres erlebt?«
    »Aber es war niemand in der Nähe?«
    »Nein«, sagte Burrows und preßte sich die Spitzen der ausgestreckten Finger an die Schläfen. »Jedenfalls nicht – wirklich. Diese Hecken reichen einem bis zur Taille, und …«
    Page kam nicht dazu nachzuforschen, was es zu bedeuten hatte, wenn für den notorisch peniblen Nathaniel Burrows etwas »nicht wirklich« war. Stimmen und Schritte drangen vom Haus herüber, und er sprach hastig.
    »Du hast Autorität hier. Sie kommen alle herüber. Molly darf das nicht sehen. Du mußt ihr entgegentreten und sie aufhalten.«
    Burrows räusperte sich ein paarmal, wie ein nervöser Redner, der zu einer Ansprache ansetzt, und nahm die Schultern zurück. Mit eingeschalteter Taschenlampe ging er in Richtung Haus. Der Strahl traf auf Molly und Kennet Murray, der ihr nachfolgte; er leuchtete ihnen jedoch nicht ins Gesicht.
    »Es tut mir leid«, sagte Burrows in hohen, unnatürlich schneidenden Tönen. »Aber Sir John ist etwas zugestoßen, und Sie sollten besser nicht dort hinübergehen …«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, sagte Molly mit harscher Stimme. Energisch stapfte sie hinüber zum Teich. In dem Dunkel konnte sie zum Glück das ganze Ausmaß der Tat nicht erkennen. Sie gab sich ruhig, doch Page konnte hören, wie sie den Absatz in den Sand bohrte. Er legte ihr tröstend den Arm um die Schulter; sie lehnte sich dagegen, und er spürte, wie sie in heftigen Stößen atmete. Doch was sie mit einem Schluchzen hervorstieß, blieb rätselhaft. Molly sagte:
    »Zum Teufel mit ihm, er hat es   gewußt !«
    Der Ton verriet Page, daß sie damit nicht ihren Mann meinen konnte. Doch der Satz verwirrte ihn so, daß ihm nichts darauf einfiel. Dann verbarg sie ihr Gesicht selbst vor dem Dunkel und ging mit schnellen Schritten zum Haus.
    »Lassen Sie sie gehen«, sagte Murray. »Das ist besser für sie.«
    Doch Murray schien bei der Bewältigung einer solchen Aufgabe nicht so fähig, wie man gedacht hätte. Er zögerte. Er nahm Burrows die Taschenlampe aus der Hand und richtete den Lichtstrahl auf den Toten am Teich. Dann stieß er einen Pfiff aus, und Zähne

Weitere Kostenlose Bücher