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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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ein kurioses Fragezeichen aussah. »Lassen Sie uns einmal sehen, was der arme Teufel mit sich angestellt hat. Darf ich die Taschenlampe haben?«
    Page reichte sie ihm und trat einen Schritt zurück, während der andere sich mit der Lampe niederbeugte. Es herrschte lange Schweigen, nur ab und zu ein Brummen. Dann erhob der Herausforderer sich wieder. Er bewegte sich mühsam, und er schaltete dabei die Lampe ein und aus.
    »Mein Freund«, sagte er mit neuer Stimme, »so geht das nicht.«
    »Was geht nicht?«
    »Das hier. Ich sage es nicht gern, was ich jetzt sagen muß. Aber ich würde schwören, daß dieser Mann sich nicht selbst umgebracht hat.«
    (Ein Punkt für Suggestion, Intuition oder den Einfluß eines gewissen Gartens im Zwielicht.)
    »Wieso das?« fragte Page.
    »Haben Sie ihn sich näher angesehen? Dann kommen Sie her und tun Sie es. Schneidet ein Mann sich die Kehle mit drei vollständigen Schnitten durch, von denen jeder einzelne die Drosselader durchtrennt hat, jeder einzelne tödlich? Wäre das überhaupt möglich? Das kann ich nicht sagen, aber ich würde es bezweifeln. Vergessen Sie nicht, meine Karriere hat im Zirkus begonnen. Und so etwas habe ich nicht mehr gesehen, seit ein Leopard Barney Poole zerfetzte, den besten Dompteur westlich des Mississippi.«
    Ein nächtlicher Wind strich durch den Irrgarten und ließ die Rosen rascheln.
    »Wo mag wohl die Waffe geblieben sein?« redete er weiter. Er ließ den Strahl der Lampe über das trübe Wasser wandern. »Wahrscheinlich in dem Teich hier, aber da sollten wir sie wohl auch besser lassen. Das ist womöglich viel eher ein Fall für die Polizei, als wir gedacht haben. Es wirft ein – neues Licht auf die Sache. Ein Licht, das mir Sorgen macht«, sagte der Herausforderer, als müsse er etwas eingestehen. »Warum sollte jemand einen Hochstapler umbringen?«
    »Oder, wenn man das überlegt, einen echten Erben«, fügte Page hinzu.
    Page spürte, daß der andere ihn daraufhin aufmerksam beobachtete. »Sie glauben doch nicht etwa immer noch …«
    Sie wurden von Schritten unterbrochen, die rasch und aufgeregt aus der Richtung des Hauses kamen. Der Herausforderer lenkte den Strahl der Lampe auf Welkyn, den Anwalt, den Page zuletzt bei den Fischpastetensandwiches im Eßzimmer gesehen hatte. Welkyn, jetzt offensichtlich von größter Angst gepackt, hielt die Hände an den Ausschnitt seiner Weste geklammert, als wolle er eine Rede halten. Doch dann überlegte er es sich anders.
    »Sie sollten besser zum Haus zurückgehen, meine Herren«, sagte er. »Mr.   Murray möchte Sie sprechen. Ich   hoffe   nur« – er sagte es mit einem sinistren Unterton und blickte den Herausforderer eindringlich an –, »ich hoffe nur, daß keiner von Ihnen beiden im Haus gewesen ist, seit diese Dinge sich hier ereignet haben.«
    Patrick Gore fuhr herum. »Sagen Sie nicht, es ist schon wieder etwas geschehen.«
    »O doch«, erwiderte Welkyn barsch. »Offenbar hat jemand sich unsere Verwirrung zunutze gemacht. Während Mr.   Murray hier draußen war, ist jemand in die Bibliothek eingedrungen und hat das Heft mit den Fingerabdrücken entwendet – unseren einzigen Beweis.«

 
    ZWEITER TEIL
    Donnerstag, 30.   Juli
    Das Leben eines Automaten
    Dann war alles still, und gleich darauf erschien Moxon wieder und sagte mit einem recht verlegenen Lächeln:
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie so plötzlich verlassen habe. Ich habe eine Maschine da drinnen, die plötzlich die Beherrschung verloren hat und über die Stränge schlug.«
    Ich betrachtete seine linke Wange, auf der sich nebeneinander vier blutige Striemen fanden, und sagte:
    »Wie wäre es, wenn Sie ihr einmal die Nägel schneiden würden?«
    AMBROSE BIERCE,   Moxons Herr und Meister.
     

Kapitel 7
    Am frühen Nachmittag des folgenden Tages, an dem ein grauer, warmer Regen das Land verfinsterte, saß Page von neuem am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer; doch die Gedanken, die ihm nun durch den Kopf gingen, waren ganz anderer Art als am Tage zuvor.
    Auf und ab im Zimmer, so gleichmäßig wie der Regen selbst, schritt Detective-Inspector Elliot.
    Und im größten Sessel saß wie auf einem Thron Dr.   Gideon Fell.
    Das donnernde Lachen des Doktors klang heute gedämpft. Er war am Morgen in Mallingford angekommen, und was er vorfand, schien ihm nicht zu behagen. Er hatte sich in dem großen Sessel zurückgelehnt und schnaufte leise vor sich hin. Seinen Zwicker an dem langen schwarzen Band hatte er auf der Nase, und seine Augen

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