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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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blitzten zwischen gestutztem Schnurrbart und Bart.
    »Haben Sie belegen können«, fragte Page, »daß Sir John Farnleigh nicht Sir John Farnleigh war?«
    »Wie bitte?«
    Page wiederholte die Frage.
    »Ich habe«, antwortete Murray mit großem Nachdruck, »nicht das geringste belegt. Mein Vergleich der Abdrücke war noch nicht abgeschlossen; ich hatte ja kaum wirklich begonnen.«
    »Wie es scheint« – Burrows sagte es matt –, »wird es nun nicht mehr nötig sein, ihn zu Ende zu bringen.«
    Und so schien es ja wirklich. Niemand konnte ernsthaft daran zweifeln, daß Farnleigh sich selbst das Leben genommen hatte. Page sah, daß Murray in seiner manchmal zerstreuten Art nickte – nickte, als sei er in Gedanken mit etwas ganz anderem beschäftigt, und dazu fuhr er sich mit der Hand über den Bart wie ein Mann, der versucht, sich an etwas zu erinnern. Er rang zwar nicht physisch mit seiner Erinnerung, aber den Eindruck vermittelte er doch.
    »Große Zweifel können Sie doch nicht haben, oder?« hakte Page noch einmal nach. »Was würden Sie sagen, welcher von beiden war der Falsche?«
    »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe …« hob Murray ärgerlich an.
    »Ja, ich weiß, aber ich wollte doch nur wissen, welchen von beiden Sie für den Hochstapler   gehalten   haben. Sie haben doch sicher ein Gefühl gehabt, nachdem Sie mit beiden gesprochen hatten. Darauf kam es doch letzten Endes an, bei der Erbschaftssache und auch bei dem, was wir jetzt hier haben, und ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie wirklich noch Beweise brauchten. Wenn Farnleigh der Hochstapler war, dann hatte er guten Grund, sich umzubringen, und dann können wir davon ausgehen, daß es Selbstmord war. Aber wenn es denkbar ist, daß er derjenige war …«
    »Sie vermuten …«
    »Nein, nein, ich frage nur. Wenn er der echte Sir John Farnleigh gewesen wäre, hätte er keinen Grund gehabt, sich die Kehle durchzuschneiden. Also muß er der Hochstapler gewesen sein, oder?«
    »Die Tendenz zu gedanklichen Kurzschlüssen ohne jede Berücksichtigung der Sachlage«, hob Murray in einem Ton zwischen Tadel und gemütlicher Plauderei an, »ist bei nicht-akademischen Geistern weit verbreite…«
    »Gut, ich ziehe die Frage zurück«, sagte Page.
    »Aber nicht doch, da verstehen Sie mich miß.« Murray hob beschwörend die Hand wie ein Hypnotiseur; anscheinend irritierte ihn die Verwirrung, die in das Gespräch geraten war. »Sie suggerieren, daß es sich um Mord handeln könne, weil – ähm – der unglückliche Gentleman, der hier vor uns liegt, sich nicht selbst umgebracht hätte, wenn er der echte John Farnleigh wäre. Aber ganz gleich, ob er nun der echte Johnny war oder nicht, warum hätte ihn denn jemand anderes töten sollen? Wenn er ein Betrüger war, warum ihn umbringen? Das Gesetz hätte sich schon um ihn gekümmert. Und wenn er der echte war, warum ihn umbringen? Er hatte niemandem etwas getan. Sie sehen, ich versuche nur, die Sache von beiden Seiten zu sehen.«
    »Daran ist dieses ganze Gerede über Scotland Yard und die arme Victoria Daly schuld«, sagte Burrows finster. »Ich habe mich ja immer für einen halbwegs vernünftigen Menschen gehalten, aber das hat mir die abstrusesten Gedanken eingegeben, die ich schnellstens wieder aus dem Kopf verbannen muß. Und diesen verfluchten Garten habe ich noch nie ausstehen können.«
    »Geht dir das genauso?« fragte Page.
    Murray beobachtete die beiden aufmerksam.
    »Einen Moment«, sagte er. »Dieser Garten – warum mögen Sie ihn nicht, Mr.   Burrows? Gibt es Erinnerungen, die Sie damit verbinden?«
    »Erinnerungen kann man nicht sagen.« Burrows überlegte; es schien ihm peinlich. »Aber wenn uns jemand eine Gespenstergeschichte erzählt hat, dann war sie hier draußen immer doppelt so gruselig wie anderswo. Eine ist mir noch im Gedächtnis geblieben – aber das tut nichts zur Sache. Ich hatte immer das Gefühl, daß hier die bösen Geister hinter den Hecken lauern, und ich meine das wörtlich. Aber auch dafür ist jetzt keine Zeit. Wir haben zu tun. Wir können nicht einfach hier stehen …«
    Murray riß sich aus seinen Gedanken; nun schien er beinahe erregt. »Ah, ja. Die Polizei«, sagte er. »Ja, da ist eine ganze Menge zu tun, in der – ähm – praktischen Welt. Ich nehme an, Sie werden nichts dagegen haben, wenn ich das übernehme. Würden Sie wohl mitkommen, Mr.   Burrows? Und Sie, Mr.   Page, wenn Sie so freundlich sein wollen und bei der – ähm – Leiche bleiben, bis wir zurück

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