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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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trotzdem machte sie einen zerbrechlichen Eindruck. Sie nahm den Arm, den er ihr reichte, und lächelte ihm unsicher zu, als er ihr, in der anderen Hand den Regenschirm, aus dem Wagen half.
    »Ich bin wirklich froh, daß es bei dir zu Hause ist«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme. »Irgendwie macht das die Sache leichter. Aber ich wußte wirklich nicht, was ich machen sollte, und es schien mir das Beste …«
    Sie warf einen Blick zurück auf den wackeren Knowles, der eben aus dem Wagen stieg. Selbst im Regen hatte Knowles seinen Bowlerhut unter dem Arm und stapfte durch den Schlamm wie ein Pinguin.
    Page führte Madeline ins Arbeitszimmer und stellte sie stolz den anderen vor. Er war gespannt, was Dr.   Fell zu ihr sagen würde. Und die Reaktion des Doktors war so erfreut, wie man sich das nur wünschen konnte. Er verneigte sich dermaßen vor ihr, daß man fürchten mußte, daß gleich mehrere Westenknöpfe absprängen, und es war, als seien hinter den Brillengläsern zwei Lichter angegangen. Mit einem Glucksen richtete er sich auf und nahm höchstpersönlich ihren Regenmantel entgegen, als sie sich setzte.
    Inspektor Elliot war dafür um so geschäftsmäßiger und knapper. Er sprach wie ein Verkäufer hinter seinem Tresen.
    »Nun, Miss Dane? Was kann ich für Sie tun?«
    Madeline betrachtete ihre gefalteten Hände, dann blickte sie mit freundlich gerunzelter Stirn in die Runde, und zuletzt sah sie den Inspektor mit aller Offenheit an.
    »Das ist nicht leicht zu erklären«, sagte sie. »Ich weiß, daß ich herkommen mußte. Jemand mußte es tun, nach den schrecklichen Ereignissen von gestern abend. Aber ich möchte nicht, daß Knowles in Schwierigkeiten kommt. Das müssen Sie mir versprechen, Mr.   Elliot …«
    »Wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, Miss Dane, dann sagen Sie es mir einfach«, entgegnete Elliot munter, »und niemand wird einen Nachteil davon haben.«
    Sie quittierte es mit einem dankbaren Blick.
    »Dann – dann sollten Sie es besser sagen, Knowles. Das, was Sie mir gesagt haben.«
    »Hä-hä-hä«, sagte Dr.   Fell. »Setzen Sie sich, guter Mann!«
    »Nein danke, Sir, ich werde lieber …«
    »Setzen Sie sich!« donnerte Dr.   Fell.
    Bevor er sich, womit der Doktor zu drohen schien, mit Gewalt auf einen Stuhl drücken ließ, gehorchte Knowles lieber. Knowles war ein aufrechter Mann: manchmal geradezu gefährlich aufrecht. Er hatte eins jener Gesichter, die in Augenblicken innerer Belastung rot und beinahe durchsichtig werden, als könne man ins Innere hineinsehen. Er setzte sich auf die Kante eines Stuhls und drehte den Hut in seinen Händen. Dr.   Fell wollte ihn zu einer Zigarre überreden, aber diesmal lehnte er wirklich ab.
    »Ob ich wohl offen sprechen darf, Sir?«
    »Ich würde es dringend empfehlen«, erwiderte Elliot trocken. »Also?«
    »Natürlich hätte ich gleich zu Lady Farnleigh gehen sollen, Sir. Aber das konnte ich nicht. Ich meine es wörtlich – ich brachte es einfach nicht über mich. Denn sehen Sie, Lady Farnleigh habe ich es zu verdanken, daß ich nach Colonel Mardales Tod nach Farnleigh Close kam. Ich glaube, ich kann ohne Übertreibung sagen, daß sie mir mehr bedeutet als jeder andere Mensch auf der Welt. Das schwöre ich bei Gott«, fügte Knowles mit einem plötzlichen Ausflug ins Pathetische hinzu, bei dem er sich leicht von seinem Stuhl erhob. Dann kehrte er zu seiner üblichen Manier zurück. »Ich kannte sie schon, als sie noch Miss Molly war, die Tochter des Doktors aus Sutton Chart. Ich wußte …«
    Elliot nahm sich zusammen.
    »Das können wir uns vorstellen. Aber weswegen sind Sie jetzt hierhergekommen?«
    »Es geht um den verstorbenen Sir John Farnleigh, Sir«, sagte Knowles. »Es war Selbstmord. Ich habe es gesehen.«
    In dem langen Schweigen war nur der nachlassende Regen zu hören. Page hörte seinen Ärmel rascheln, als er sich umblickte, um sich zu vergewissern, daß sie das blutbefleckte Taschenmesser verborgen hatten; er wollte nicht, daß Madeline es sah. Aber die Zeitung verdeckte es nun wieder. Inspektor Elliot, der schroffer wirkte denn je, blickte den Butler unverwandt an. Aus Dr.   Fells Richtung kam der Anflug von Lauten, ein Summen oder Pfeifen mit geschlossenem Mund; er hatte eine Art, manchmal die Melodie von »Auprès de ma blonde« vor sich hinzubrummen – auch wenn es den Anschein hatte, als schlafe er halb.
    »Sie haben   gesehen , wie er sich umbrachte?«
    »Ja, Sir. Ich hätte es Ihnen heute morgen sagen können, aber Sie

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