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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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auch wenn es unter den jetzigen Umständen groß und gefährlich aussah.
    Neben der Hauptklinge – die ausgeklappt war – enthielt der hölzerne Griff noch zwei kleinere, einen Korkenzieher sowie ein Werkzeug, das früher als nützlich galt, um Steine aus Pferdehufen zu entfernen. In Pages Erinnerung brachte es die Tage zurück, als der Besitz eines so prachtvollen Messers das sichere Zeichen gewesen war, daß man schon fast ein Mann war – ein Abenteurer, beinahe ein Indianer auf dem Kriegspfad. Das Messer war alt. Die Hauptklinge, etwa zwölf Zentimeter lang, hatte zwei große zackige Scharten, und der Stahl war stellenweise rauh, aber die Schneide war nicht verrostet, und sie war scharf wie ein Rasiermesser. Doch nun konnte niemand dabei mehr an Indianerspielen denken. Von der Spitze bis zum Heft war die Klinge vom Blut befleckt, das noch kaum getrocknet war.
    Keinem war wohl zumute, als sie es betrachteten. Inspektor Elliot richtete sich auf.
    »Wo haben Sie es gefunden?«
    »Tief in einer der Hecken; ich würde sagen« – Sergeant Burton schloß ein Auge halb, als ob er dann besser schätzen könnte – »etwa drei Meter von dem Seerosenteich.«
    »In welcher Richtung?«
    »Nach links hin, wenn man mit dem Rücken zum Haus steht. Zu der hohen Hecke, die den Garten nach Süden abschließt. Vom Teich aus ein wenig zurück in Richtung Haus. Sie müssen wissen, Sir«, erklärte der Sergeant bedächtig, »es war das reine Glück, daß ich es gefunden habe. Wir hätten einen ganzen Monat suchen können und hätten es nicht gesehen. Da hätten wir schon die Hecken auseinandernehmen müssen. Diese Eiben, die sind so dicht, da sieht keiner, was drin ist. Aber der Regen hat uns geholfen. Ich stand an der Hecke und bin mit der Hand obendrüber gefahren – einfach so, verstehen Sie, weil ich überlegt habe, wo ich anfangen soll. Die Hecke war naß, und plötzlich hatte ich einen kleinen rötlichbraunen Fleck auf der Hand. Oben auf der glattgeschnittenen Hecke hatte es ein kleines bißchen Blut hinterlassen, da wo es hineingefallen war. Von oben hat man keine Lücke gesehen. Ich hab’s rausgeholt, und wie Sie sehen, war es innen in der Hecke noch trocken.«
    »Sie meinen, jemand hat es von oben in die Hecke gesteckt?«
    Sergeant Burton zögerte.
    »Ja, wahrscheinlich schon. Es steckte gerade drin, die Spitze nach unten. Andererseits – das ist ein schönes, schweres Messer, Sir. Die Klinge ist genauso schwer wie der Griff. Wenn jemand es fortgeworfen hätte oder hoch in die Luft, dann wäre es genau so heruntergekommen, mit der Klinge nach unten.«
    Alle sahen, mit welcher Miene Sergeant Burton das sagte. Dr.   Fell, der mit eigenen Gedanken beschäftigt schien, blickte auf und reckte auf eine herausfordernde Weise seine dicke Unterlippe vor.
    »Hm«, sagte er. »›Wenn jemand es fortgeworfen hätte.‹ Ein Selbstmörder, meinen Sie?«
    Die Runzeln auf Burtons Stirn änderten sich ein wenig, aber er blieb stumm.
    »Auf alle Fälle ist es mit Sicherheit das Messer, das wir gesucht haben«, sagte Inspektor Elliot. »Zwei von den drei Wunden, die der Bursche hatte, gefielen mir ganz und gar nicht. Es sah aus, als habe jemand es darauf angelegt, ihn übel zuzurichten. Aber wenn man sich das hier ansieht – diese Scharten sind die Erklärung, darauf würde ich Gift nehmen. Wollten Sie etwas sagen?«
    »Wegen Miss Dane und dem alten Mr.   Knowles, Sir …«
    »Stimmt, lassen Sie sie hereinkommen. Gute Arbeit, Sergeant; verdammt gute Arbeit. Als nächstes können Sie nachhören, ob der Doktor schon Neuigkeiten für mich hat.«
    Dr.   Fell und der Inspektor erörterten diesen neuen Fund, doch Page nahm sich im Flur einen Regenschirm und ging nach draußen, um Madeline ins Haus zu holen.
    Weder Regen noch Schlamm konnten Madeline etwas anhaben, und ebensowenig ihrer stillvergnügten Art. Sie hatte eine Nylon-Regenhaut mit Kapuze an und sah aus wie in Zellophan verpackt. Ihr blondes Haar hatte sie an den Seiten zu einer Art Locken eingedreht. Ihr Teint war hell, doch frisch, Nase und Mund waren ein wenig breit, die Augen ein wenig schmal; und doch war die Erscheinung die einer Schönheit, und das um so mehr, je länger man sie ansah. Denn man hatte nie das Gefühl, daß sie es darauf anlegte, bemerkt zu werden; eher schien sie wie jemand, der zum guten Zuhörer geboren war. Aus tiefblauen Augen blickte sie ernsthaft in die Welt. Sie hatte ihre Rundungen – Page schämte sich immer, wie sehr er darauf achtete –, doch

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